Es ist kein Großstadt-Phänomen, dass Menschen durch Drogenkonsum sterben. Auch im Allgäu gibt es jedes Jahr einige Fälle. In diesem Jahr bereits drei und den jüngsten davon in Kempten: Es war in der vergangenen Woche, als Reinigungskräfte in einer öffentlichen Toilette in Kempten einen toten Mann entdeckten. Er soll vermutlich am Konsum von Betäubungsmitteln gestorben sein. Die Polizei ermittelt noch.
Christian Lindstedt, Kriminalhauptkommissar und Sprecher des Kemptener Polizeipräsidiums, nennt Zahlen: Im Jahr 2020 gab es im Allgäu neun Drogentote, 2021 waren es fünf, 2022 erneut neun, 2023 dann elf. Und in diesem Jahr bereits drei. Jeder Drogentote sei einer zu viel, sagt Lindstedt. Dennoch sei die Entwicklung im Allgäu aus Polizeisicht nicht besorgniserregend. Und auch eine Drogenszene wie in größeren Städten existiere hier nicht. Es gebe zwar Drogenkonsumenten und -händler. Aber eine große Szene, in der vielleicht sogar offen auf Plätzen und in Parks gedealt und konsumiert wird, sei in unserer Region nicht zu finden. Dennoch behalte die Polizei das Geschehen im Blick und gehe „konsequent dagegen vor“, sagt Lindstedt.
Drogentote im Allgäu nicht nur in den Städten
Die Zahl der Drogentoten verteilt sich im Allgäu nicht nur auf die drei kreisfreien Städte Kempten, Memmingen und Kaufbeuren, berichtet der Polizeisprecher. Opfer von Betäubungsmittelkonsum gebe es genauso in den Landkreisen, also auch in kleineren Orten. Für das vergangene Jahr etwa zeigt die Polizeistatistik, dass es in Kempten, Memmingen, im Oberallgäu und im Unterallgäu jeweils zwei Todesopfer gegeben hat, in Kaufbeuren, im Landkreis Lindau und im Landkreis Ostallgäu je einen.
Droge Fentanyl schon länger ein Problem
Im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages ist jetzt davor gewarnt worden, dass die Droge Fentanyl zunehmend auf den deutschen Markt gelangt. Also das Betäubungsmittel, das unter anderem in Form von verschreibungspflichtigen Schmerzpflastern etwa bei Schwerkranken eingesetzt wird. Wie verbreitet ist sie im Allgäu? In unserer Region tauche Fentanyl schon seit Jahren als Droge auf, sagt Polizeisprecher Christian Lindstedt. Bestimmt schon seit zehn Jahren. Oft werde sie als Ersatz für andere Drogen genommen und habe schon zu einigen Todesfällen geführt.
Das Gefährliche daran sei, dass es nicht genau dosiert werden könne. Christian Lindstedt erklärt: Oft werde Fentanyl aus Schmerzpflastern gewonnen. Beispielsweise versuchten Konsumenten, an gebrauchte Pflaster zu kommen, etwa in Pflegeheimen. Die kochten sie dann aus, um an die Droge zu gelangen. So könne man aber nicht abschätzen, wie hoch der Wirkungsgrad des Rauschmittels ist. Das könne zu einer Überdosis führen.