Die Rad-Saison hat begonnen, viele Fahrradfahrer sind jetzt auf den Allgäuer Straßen unterwegs. Bei immer mehr Menschen fällt die Wahl dabei auf ein E-Bike. Die Verkaufszahlen in Deutschland sind laut Zweirad-Industrie-Verband auch 2021 wieder gestiegen. Die Kehrseite der Medaille: Es gibt auch mehr Unfälle mit E-Bikes.
Insgesamt 450 Menschen wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West im Vorjahr bei einem Unfall mit dem Pedelec verletzt – zwölf Prozent mehr als 2020. Sechs Menschen wurden getötet, im Jahr zuvor waren es noch vier. Doch wie verhindert man diese Unfälle?
Pedelecs und E-Bikes im Allgäu: Polizei rät zu Fahrtraining
„Wir raten jedem, der sich ein Pedelec zulegt, ein Fahrsicherheitstraining zu besuchen“, sagt Holger Stabik, Pressesprecher des Polizeipräsidiums. Denn wer grundsätzlich Radfahren könne, beherrsche noch nicht automatisch auch das Pedelec.
Das bestätigt Josef Böck vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Kempten-Oberallgäu. Er veranstaltet ehrenamtlich Pedelec-Kurse für Menschen über 50 Jahren. Doch im Gegensatz zum Ansturm in den Läden ist die Nachfrage nach dem Training gering: „Wir haben noch nie einen Kurs voll bekommen“, sagt Böck. (Lesen Sie auch: ADFC Kaufbeuren-Ostallgäu mit neuem Vorstand)
![Josef Böck vom ADFC Kempten-Oberallgäu gibt ehrenamtlich Fahrsicherheitstrainings für Pedelec-Fahrer. Josef Böck vom ADFC Kempten-Oberallgäu gibt ehrenamtlich Fahrsicherheitstrainings für Pedelec-Fahrer.](https://images.mgpd.de/img/103336720/crop/c1_1-w100/286648573/241223452/kempten-pedelec.jpg)
Gerade Senioren und Seniorinnen verunfallen oft
Dabei verunglückten ältere E-Bike-Fahrer am häufigsten. „Im Vergleich zu den alten Fahrrädern von früher sitzen die Menschen auf den Pedelecs wie im Ferrari statt im Käfer.“ Das unterschätzten viele Teilnehmer.
Beim Memminger ADFC wurde ein Tourenleiter für Fahrsicherheitstrainings geschult. Der Club will noch in diesem Sommer Kurse in Mindelheim und Memmingen anbieten, sagt Vorsitzender Klaus Schuster. Doch er räumt ein: „Wir sind nicht sicher, wie die Resonanz auf das Angebot ausfallen wird.“
Unfall-Prävention: Polizei und ADFC sehen wenig Möglichkeiten
Auch die Polizei kann Pedelec-Besitzer nicht zu einem Kurs zwingen: „Wir kommen über unsere Kanäle nicht an die Hauptrisikogruppe heran“, sagt Polizeisprecher Stabik. Zudem versuchen Polizei und ADFC, mit Infoständen immer wieder auf das Thema hinzuweisen. In dieser Rad-Saison will die Polizei zudem E-Bike-Fahrer mit eigenen Fahrradstreifen verstärkt kontrollieren.
![Die Polizistinnen Sandra Friedmann (links) und Andrea Lerpscher fahren in Kaufbeuren und Umgebung mit dem E-Bike Streife. Die Polizistinnen Sandra Friedmann (links) und Andrea Lerpscher fahren in Kaufbeuren und Umgebung mit dem E-Bike Streife.](https://images.mgpd.de/img/103336764/crop/c1_1-w100/1230199386/1752773376/radstreife-polizei-fahrrad-fahrradstreife.jpg)
Tipps der Polizei für Pedelec-Einsteiger:
- Erstmal langsam: Pedelec-Einsteiger sollten sich bei niedrigen Geschwindigkeiten an das E-Bike gewöhnen.
- Umgang lernen: Bevor sich Einsteiger auf längere und anspruchsvollere Touren begeben, sollten sie das Rad im Grenzbereich testen, also in engen Kurven, bei starken Steigungen oder hohem Tempo.
- Ein Fahrsicherheitstraining besuchen.
- Das Fahrrad in verkehrssicherem Zustand halten.
- In Dämmerung und Dunkelheit reflektierende Kleidung tragen und Licht anschalten.
- Auch wenn er nicht vorgeschrieben ist, macht die Polizei unmissverständlich deutlich: Ein Helm rettet Leben.
Lesen Sie auch: Wie radfreundlich ist das Allgäu?