Ein 40-Tonner, dessen massives Gewicht von einem Elektromotor gezogen wird. Und das auf Strecken von hunderten Kilometern. Das funktioniert bereits. Der internationale Logistikdienstleister Dachser aus Kempten etwa hat jetzt den 100. E-Lkw in Betrieb genommen. Auf Dauer wird für alle Speditionen kein Weg daran vorbeiführen: Die EU will bis 2050 keine Emissionen mehr ausstoßen.
Die Vorgabe gilt also auch für die Transportbranche. Das bedeutet unter anderem, dass bis dahin sämtliche Diesel-Fahrzeuge durch Lastwagen mit anderen Antriebsarten ersetzt werden müssen. Das sagt André Bilz, bei Dachser verantwortlich für den Einkauf der Nutzfahrzeuge.
E-Lkw: Wie weit kann man mit den Stromern fahren?
Wie lange hält ein E-Lkw? Einige Fahrzeughersteller geben laut Bilz bis zu 700.000 Kilometer Garantie auf ihre Akkus. Doch er schätzt, dass mit diesen Fahrzeugen auch eine Million Kilometer erreicht werden können. Also so viel wie mit einem Dieselmotor.
Wie weit kommt ein E-Lkw mit einer Ladung? Seit diesem Jahr gibt es 40-Tonner, die 500 bis 600 Kilometer schaffen, sagt Bilz. „Damit kann man also seriös Fernverkehr betreiben.“ Künftig würden die Batterien immer mehr Leistung liefern können, dann steige auch die Reichweite.

Welche Energie könnte noch für Lkw genutzt werden? Neben dem Strom aus einer Batterie könnte Energie auch mit Wasserstoff in einer Brennstoffzelle generiert werden, sagt Bilz. Wasserstoff-Lkw seien heute noch sehr teuer und hätten einen schlechteren Wirkungsgrad als batterieelektrische Fahrzeuge. Aber sie werden irgendwann vermehrt auf der Straße zu sehen sein, ist der Dachser-Mitarbeiter sicher.
Woher kommt der Strom für den E-Fuhrpark? Die Spedition Ansorge aus Biessenhofen (Kreis Ostallgäu) betreibt derzeit elf E-Lastwagen, in den nächsten zwei Jahren soll diese Zahl verdoppelt werden. Das Unternehmen hat eine Photovoltaikanlage errichtet. Sie liefert im Jahr drei Millionen Kilowattstunden Strom. Das reicht nach Angaben des Geschäftsführers Benedikt Roßmann theoretisch für etwa 2,8 Millionen Kilometer, zurückgelegt mit E-Lkw. „Wir wollen alle Möglichkeiten nutzen, darunter auch die Eigenstromerzeugung mit Photovoltaik“, sagt auch André Bilz. Denn für Energieversorger sei es eine große Herausforderung, Strom für einen ganzen E-Fuhrpark zu liefern. Dafür müsse nach und nach die Infrastruktur ausgebaut werden.
Kosten E-Lkw mehr als Verbrenner-Lastwagen?
Sind E-Lkw teurer als Verbrenner? Ja. Ein E-Lkw kostet laut André Bilz immer noch doppelt so viel wie ein vergleichbares Diesel-Fahrzeug. Allerdings müsse berücksichtigt werden, dass für E-Laster auch Infrastruktur angeschafft werden muss, etwa Ladesäulen. Und auch die seien teuer.
Warum stecken Speditionen Geld in die teure E-Technik? „Wir sind ein Familienunternehmen“, sagt Benedikt Roßmann von Ansorge. „Nachhaltigkeit liegt in unserem Interesse.“ Und auch immer mehr Kunden sei es wichtig, das Klima zu schonen. André Bilz von Dachser sagt: „Wir wollen in erster Linie eigene Erfahrungen mit der Elektromobilität sammeln. Außerdem sehen wir auch bei unseren Kunden ein wachsendes Interesse an klimafreundlichen Transport-Optionen.“

Großes Problem: Wie werden E-Lkw unterwegs geladen? Ein ausreichendes öffentliches Netz an Ladestationen für E-Lkw gibt es noch nicht, sagt André Bilz. Ladesäulen für Autos könnten zwar auch von Lkw genutzt werden. Aber es sei sehr umständlich, einen Lkw ausreichend nah heranzufahren. Einige Lkw-Hersteller hätten aber erkannt, dass sie weniger E-Modelle verkaufen, solange es kein Ladenetz gibt. So hätten sich drei zusammengetan und ein gemeinsames Projekt gestartet: nämlich bis 2027 in Europa 1700 leistungsstarke öffentliche Ladepunkte zu errichten und zu betreiben.
Gibt es Subventionen für E-Lkw?
Ist die Planung von Routen für eine E-Flotte komplizierter als für Verbrenner? Für Spediteure, die jeden Tag andere Routen fahren müssen, könnte es schon umständlicher sein, die Fahrten mit E-Lkw statt mit Verbrennern zu planen, sagt Bilz. Denn es müssten nicht nur die Lenk- und Ruhezeiten der Fahrer berücksichtigt werden, sondern auch Reichweiten und Ladezeiten. Und es müsse geschaut werden, wo überhaupt ein Lkw geladen werden kann. Dachser hat es in vielen Fällen leichter: Das Unternehmen bietet Systemlogistik. Das heißt: Viele Fahrten im Nah- und Fernverkehr sind jeden Tag gleich.
Gibt es Vergünstigungen für E-Lkw? Seit Anfang dieses Jahres gibt es kaum noch finanzielle Förderungen. Allerdings müssen E-Lkw bis Ende dieses Jahres keine Maut auf Autobahnen und Bundesstraßen zahlen, sagt Roßmann von Ansorge. „Das ist wichtig, das gibt uns die Chance, die deutlichen Mehrkosten zu kompensieren.“ Ab nächstem Jahr aber soll Maut für E-Lkw fällig werden. Allerdings nicht so viel wie für Verbrenner.
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