Die Gesundheitsbranche soll digitaler werden. Das plant die Bundesregierung seit vielen Jahren. Ein Schritt dahin ist nun das seit Januar geltende
t. Statt eines rosa Zettels, erhalten Patientinnen und Patienten nun einen ausgedruckten QR-Code, ein E-Rezept per App oder das Rezept wird einfach direkt auf die Gesundheitskarte geladen. Einwandfrei läuft das neue System allerdings noch nicht, berichten Betroffene.E-Rezept: Was ändert sich für mich als Patient?
Die gute Nachricht: für Patienten ändert sich kaum etwas. Laut Gesundheitsministerium wird das Rezept von einem Arzt digital in der Praxis erstellt und auf einem zentralen System gespeichert. Über dieses System gelangt es auch auf die Gesundheitskarte des Patienten, wenn diese in das Kartenlesegerät in der Praxis gesteckt wird. Wird die Karte dann in der Apotheke vorgezeigt, kann dort das Rezept abgerufen und die Medikamente herausgegeben werden. Genau so funktioniert es auch mit der App, auf die das Rezept übermittelt wird. Wer dennoch etwas in den Händen haben möchte, kann sein Rezept in Form eines ausgedruckten QR-Codes erhalten und diesen bei der Apotheke vorzeigen.
Nutzen alle Praxen das E-Rezept?
Ärztinnen und Ärzte sind seit dem 1. Januar 2024 verpflichtet, für gesetzlich Versicherte Rezepte in elektronischer Form auszustellen, heißt es vom Gesundheitsministerium. Wie sieht es in der Praxis aus? "Vieles steckt noch in den Kinderschuhen", sagt Alexander Bohn. Er ist Inhaber zweier Apotheken in Memmingen. Zwar würde das System funktionieren, doch es seien bislang nur wenige Patienten mit einem E-Rezept gekommen, sagt Bohn. Zudem würde aktuell das neue System in der Apotheke noch mehr Zeit in Anspruch nehmen als das alte. Auch bei Hausärzten herrscht Skepsis. Der Oberallgäuer Hausärztesprecher Dr. Alexander Scharmann sagte kürzlich gegenüber unserer Redaktion: Das Verschicken des E-Rezeptes auf die App überfordere viele ältere Menschen. (Lesen Sie auch: E-Rezept: Wie der Start in Kempten und dem Oberallgäu funktioniert hat)
Apotheker Bohn weißt daraufhin: Hat eine Krankenkasse ein Systemproblem und ist offline, können diese Patienten auch kein E-Rezept einlösen. Das sei bereits vorgekommen.
Woran hakt es bei der E-Rezept-App?
Am 5. Januar war die App bereits 650.801 mal heruntergeladen worden. Das berichtet das Unternehmen gematik, das vom Bund mit der Erstellung der App beauftragt wurde. Die Bewertungen der Kunden sind bislang jedoch nüchtern ausgefallen: 1,7 von 5 Sterne erhielt sie in einem gängigen Download-Portal. Bemängelt wird unter anderem, dass es mehrere Systemabstürze gegeben habe. Ebenso funktioniere die Koppelung von Gesundheitskarte und App nicht reibungslos oder gar nicht. Das Unternehmen sieht das anders: "Die E-Rezept-App läuft stabil, umfassendere technische Schwierigkeiten liegen nicht vor", sagt eine Unternehmenssprecherin. Nur vereinzelt gebe es Probleme, wenn Smartphone und Gesundheitskarte miteinander verbunden werden (NFC-Koppelung). Grund dafür sei meist, dass die beiden fehlerhaft positioniert würden. Oder aber, dass die Stärke der NFC-Funktion von Karte und Handy zu gering sind.
Welche Vorteile hat das E-Rezept?
Laut gematik liegen die Vorteile unter anderem darin, dass es weniger "Zettelwirtschaft" gibt. Zudem können Folgerezepte nun auch ohne Praxisbesuch ausgestellt und so Wege gespart werden. Angehörige können weiterhin das Rezept für Pflegebedürftige einlösen, teilt das Gesundheitsministerium mit. Dafür wird lediglich die Gesundheitskarte benötigt. Die E-Rezept-App hat zudem eine Familienfunktion. In der eigenen App können so etwa Rezepte von pflegebedürftigen Angehörigen mitverwaltet werden, teilt die Gematik-Sprecherin mit und ergänzt: "E-Rezepte können über die App an die Wunschapotheke gesendet werden."
Wer bekommt kein E-Rezept und was passiert bei Verlust der Karte?
Privatpatienten sind von der Neuregelung ausgeschlossen. Ebenso bestimmte Medikamente, wie etwa Betäubungsmittel. Beim Verlust der Karte empfiehlt das Gesundheitsministerium, sie bei der Krankenkasse sofort sperren zu lassen. Denn Rezepte können ohne Pin-Code eingelöst werden.
Was fehlt dem System noch?
Noch immer keine Lösung gibt es für ambulante Pflegedienste. Für sie bleibt das System nach wie vor aufwendig, erklärt Susanne Stückle von der Caritas Oberallgäu. Haben Pflegebedürftige keine Angehörigen, dann bringt meist der ambulante Pflegedienst in jedem Quartal die Gesundheitskarte zu den jeweiligen Hausärzten. "Doch das wird uns nicht bezahlt", sagt Stückle. Diese Botenfahrten sind ein zusätzlicher Aufwand ohne Ertrag. Eine mobile Lösung, um die Karten direkt beim Patienten einzulesen, gebe es auch jetzt nach der digitalen Neuerung nicht.
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