Die Druckerei Eberl & Koesel in Krugzell (Oberallgäu) hat am Dienstag einen Insolvenzantrag gestellt. Grund seien Liquiditätsprobleme, teilte das Unternehmen mit. Diese seien vor allem durch einen starken Auftragsrückgang während der Corona-Pandemie sowie deutlich gestiegene Papierpreise in den vergangenen Monaten verursacht worden.
In der Druckerei sind etwa 250 Menschen beschäftigt. Sie wurden am Dienstagnachmittag vom vorläufigen Insolvenzverwalter Wolfgang Müller (Kempten) und dem Geschäftsführenden Gesellschafter Ulrich Eberl über die Situation informiert. Ziel sei es, den Betrieb fortzuführen, sagte Eberl gegenüber unserer Redaktion.
Die deutsche Druckbranche wird von Mittelständlern geprägt und ist seit Jahren in einer angespannten Situation. Eine Reihe von Betrieben wurden geschlossen oder fusioniert. So hatte 2019 auch die Eberl Print aus Immenstadt die über 400 Jahre alte Druckerei Koesel in Krugzell bei Altusried übernommen.
Partner werden gesucht
Die Immenstädter Druckerei wurde komplett nach Krugzell verlegt. Koesel hatte sich auf den Buchdruck konzentriert, Eberl auf Werbung. „Wir haben viel Geld investiert, um diese Fusion zu einem Erfolg zu machen, aber unsere Planung konnte die Pandemie nicht vorhersehen“, sagte Ulrich Eberl. Seit Beginn der Corona-Phase habe vor allem der Geschäftsbereich Werbung stark gelitten. Auch die gestiegenen Rohstoffpreise haben das Unternehmen belastet. Vor einem Jahr habe man für eine Tonne Papier 1000 Euro bezahlt, heute sei es nahezu doppelt so viel. Da Papier nicht mehr wie üblich kurzfristig am Markt verfügbar sei, habe man auch ein teures Lager aufbauen müssen, um weiter produzieren zu können. Nach zwei Jahren, in denen krisenbedingt die Nachfrage nach gedruckter Werbung stark zurückgegangen ist, und stark gestiegenen Kosten gebe es einen erheblichen Bedarf an frischem Geld.
Die Eberl & Koesel GmbH und Co. KG ist ein Tochterunternehmen der Eberl Medien GmbH, diese wiederum ist im Eigentum zweier Familien. Die anderen Unternehmen der Eberl Medien GmbH sind das Allgäuer Anzeigeblatt, die Heimatzeitung der AZ für das südliche Oberallgäu, und die Firma Eberl Online. Beide sind von der Insolvenz nicht betroffen, deren Geschäfte laufen regulär weiter.
Druckerei Eberl & Koesel will das Unternehmen neu aufstellen
Das soll auch für die Druckerei Eberl & Koesel gelten: „Wir haben einen Auftragsbestand von zehn Millionen Euro für das laufende Jahr und möchten unsere Kunden bedienen“, sagte Ulrich Eberl. Ziel sei es, das Unternehmen neu aufzustellen und dafür die Kosten zu senken. Das Insolvenzrecht biete dafür Chancen, beispielsweise die Übernahme der Löhne durch die Arbeitsagentur für ein Vierteljahr. Man sei auch offen für Partnerschaften mit anderen Unternehmen und führe bereits Gespräche. „Ich selbst werde mich auch weiter engagiert für das Unternehmen und unsere Kunden einsetzen“, sagte Eberl.
Man prüfe nun, wie die Druckerei fortgeführt und mindestens ein Teil der Arbeitsplätze erhalten werden könne. Der Fokus liege dabei klar auf dem Bereich Buch. Hier arbeitet das Unternehmen für zahlreiche Verlage, Eberl kann sich aber auch vorstellen, künftig für große Online-Plattformen als kompetenter Drucker Kleinserien zu fertigen.
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