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Ein hintersinniger Poet

Kempten

Ein hintersinniger Poet

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    Korbi
    Korbi Foto: Ralf Lienert

    Dr Bene dear kauft si

    fir d’Ski a Paar Fell,

    ear nimmt se für d’ Abfahrt

    no goht’s it so schnell.

    Der Heimatdichter Korbinian galt zu Lebzeiten als ruheloser Streuner, der sich oft in Scheunen zur Ruhe bettete. Heute wird er als hintersinniger Allgäu-Poet geschätzt. Am 19. Oktober 1919 kam er in der Kemptener Altstadt zur Welt, gleich in der Nachbarschaft zu seinem Freund, dem Volksschauspieler Michl Lang. Aus diesem Anlass organisiert der Lions Club Kempten am Sonntag, 20. Oktober, einen Nachmittag mit Geschichten und Musik rund um den Heimatpoeten.

    Die Lebensweisheiten des schmächtigen Kempteners werden gerade in der Herbst- und Weihnachtszeit gern gelesen und über seine „Allgäuer Skiversle“ (siehe oben) wird noch immer viel gelacht.

    Für viele Allgäuer ist mit dem Namen Korbinian ein fröhlicher Mensch verbunden. Seine Markenzeichen waren Bart, Mützchen und ein verschmitztes Lächeln.

    Magnus Möst aus Kempten beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Werk von Korbinian. Der Poet, der eigentlich Karl Fleischhut hieß, ging bei seinem Schwiegervater, dem Musiker Fritz Finkel, ein und aus. Gemeinsam nahmen die beiden eine Schallplatte auf.

    Korbinians Eltern starben, als er 13 Jahre alt war. Einer, der ihn oft erlebte, war der inzwischen verstorbene Kemptener Walter Eß. Er las gerne aus dem Werk Korbinians vor und erzählte aus seinem Leben. „Er hätte vielleicht mehr aus sich machen können“, hat Eß einmal gesagt.

    „Korbinian lebte für seine Texte, für sein Publikum und für seine Liebe zum Allgäu“, sagt Magnus Möst. Als Werbetexter gelang Korbinian ein Slogan, der bis heute zieht: „Wer Fendt fährt, der führt“. Berühmt ist auch sein Satz: „Unter der kleinsten Steppdecke kann der größte Depp stecken.“

    Bekannt wurde Fleischhut nach dem Krieg. Auf der Allgäuer Bauernbühne Sepp Mösle lief er im „Sündigen Dorf“ regelmäßig als „Sägefeiler Korbinian“ zu Hochform auf, und das Publikum lachte Tränen. „Diesen Namen behielt er bei, wohl auch deshalb, weil er sich mit der Rolle identifizierte“, sagt Möst. Korbinian war fortan als Dichter, Poet und Conférencier tätig und schrieb Theaterstücke (Gmoindsdiener, D’Sophie).

    Hermann Volkheimer, langjähriger Verlagsleiter der Allgäuer Zeitung, erkannte die geniale Beobachtungsgabe des bärtigen Mannes mit seinem abgewetzten Trachtenjanker: „Der verstand es, die Allgäuer Seele in Worte zu fassen.“ Er gab den Sorgen der kleinen Leute Ausdruck. War das erste Buch „Na und nauf“ 1949 noch im Selbstverlag erschienen, brachten die 1974 erschienen „Hobelspäne“ den späten Durchbruch. Die „Allgäuer Skiversle“, das „Allgäuer Duranand“ und die „Brosamen vom Korbinian“ folgten. Mit den 1981 erschienenen „Gschichtle vom Korbinian“ setzte Volkheimer seinem Autor ein Denkmal.

    Eine, die ihn ganz genau kannte, ist Cilly Glogger aus Linggen bei Durach. Für sie war der „Korbi“ ein Familienvater mit zwei Kindern, den der Zweite Weltkrieg aus der Bahn geworfen hatte. In seinen „Geschichtle vom Korbinian“ erzählt er vom Gebirgsjäger Vinzenz Deibele. „Die Geschichte von einem Helden, der keiner sein wollte, könnte ein Selbstporträt sein“, urteilte einst Jörg Landes, Redakteur bei der Allgäuer Zeitung. Obwohl Korbinian nicht gern Soldat war, wollte er die Zeit bei den Gebirgsjägern nicht missen.

    Der Kaufmann Karl Fleischhut trennte sich nach Kriegseinsatz und Verwundung von seinem bürgerlichen Leben und seiner Familie. Die Allgäuer Bauern lagen ihm am Herzen, und so freute er sich über das Angebot seines Kriegskameraden Grath, in der Allgäuer Tierzuchthalle zu arbeiten. Hier begann die Karriere des Poeten. „Korbi kam viel zu Bauern, beobachtete und schrieb seine Erkenntnisse auf“, sagt Cilly Glogger.

    Peter Dürheimer aus Martinszell erinnert sich an einen legendären Auftritt im Kemptener Kornhaus: „Korbinian hatte sich den Arm gebrochen und lag im Kreiskrankenhaus. Kurz vor seinem Auftritt bestellte er sich ein Taxi, ließ sich zum Hintereingang chauffieren und betrat im Schlafanzug die Bühne.“

    Das große Geld sah Korbinian nie. Am 5. Juli 1980 starb der Poet verarmt. Ein Jahr später benannte die Kemptener Familie Palmer eine Gaststätte nach ihm. 2018 erfuhr der Poet eine besondere Ehrung. Die Schlaraffia Cambodnum ernannte ihn posthum zum Ehrenschlaraffen. Die Stadt Kempten benannte einen Weg nach dem bekannten Sohn.

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