Besonnen reagieren und die wichtigsten Hygiene-Vorschriften beachten – diese Verhaltensregeln bezüglich des Coronavirus wurden am Dienstag überholt. Es geht um mehr: um die Absage von Veranstaltungen, in den höchsten drei deutschen Eishockey-Ligen sogar um ein vorzeitiges Saisonende. Kein Wunder, dass die Nerven der Allgäuer Vereinsfunktionäre gestern strapaziert wurden wie selten zuvor. Am Abend hatte zumindest Eishockey-Zweitligist ESV Kaufbeuren die Gewissheit: Die Saison in der DEL 2 ist frühzeitig beendet. Eine Entscheidung für die Oberligisten soll bis Mittwochmittag fallen.
(Eishockey/DEL 2) Beim ESVK glühten am Dienstag die Drähte. Während Geschäftsführer Michael Kreitl an einer Telefonkonferenz mit den anderen DEL2-Vereinen und Ligavertretern teilnahm, stand auch in der Geschäftsstelle bei Birgit Hampel und Pressesprecher Phil Bader das Telefon nicht still. Immer wieder gab es Anfragen, ob und wie die Play-off-Viertelfinal-Spiele gegen die Kassel Huskies stattfinden – zumal nach einem Erlass von Ministerpräsident Markus Söder in Bayern bis 19. April alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern offiziell verboten sind. Die ESVK-Mannschaft hatte am Dienstag trainingsfrei. Um kurz nach 18 Uhr stand fest: Die DEL2-Saison wird sofort beendet, es gibt keinen Meister und keinen Absteiger. „Es ist legitim, die Saison zu beenden“, sagte Kreitl am Abend. „Für unsere Mannschaft, die zuletzt gegen Bietigheim gut in Form war, ist es bitter. Aber kein Verein in dieser Liga kann es sich wirtschaftlich leisten, Spiele ohne Zuschauer auszutragen.“
(Eishockey/Oberliga) „Wir warten noch. Es hängt derzeit alles völlig in der Luft.“ Das sagte der Pressesprecher der Memminger Indians, Michael Franz, am späten Dienstagnachmittag. Über die Situation in der Oberliga hatten Klubs und Verbände bis in den späten Abend hinein debattiert. Bis Mittwochmittag sollen sich die Oberliga-Vereine entscheiden, ob sie dem Vorbild von DEL und DEL2 folgen – und den Verband für etwaige finanzielle Verluste nicht haftbar machen. In Memmingen hatte man sich nach einer überragenden Saison schon riesig auf die Play-offs gefreut. Diese sollten am Freitag mit einem Heimspiel gegen die „Saale Bulls“ aus Halle beginnen. Doch nun ist plötzlich alles unsicher. Auf der Homepage teilte der ECDC mit: „Aufgrund der derzeitigen Unklarheit hat sich der ECDC entschlossen, den Kartenvorverkauf vorerst bis auf Weiteres zu stoppen. Eine zeitnahe Entscheidung der zuständigen Stellen wird von uns erwartet.“ Eins steht jedenfalls fest: „Geisterspiele sind für uns und wahrscheinlich auch für alle anderen Klubs aus wirtschaftlichen Erwägungen einfach nicht durchführbar“, machte Franz deutlich.
(Eishockey/Oberliga) Als ersten Sportverein im Allgäu hatte die Ostallgäuer die Corona-Krise mit voller Wucht erfasst. Zwei Personen aus dem engen Vereinsumfeld hatten sich mit dem Virus infiziert. Das war auch der Grund, warum sich 80 Nachwuchsspieler und Eltern in der vergangenen Woche einem groß angelegten Test unterziehen mussten, darunter befand sich auch ein Spieler der Oberliga-Mannschaft. Die gute Nachricht vorweg: Bislang ist kein weiterer Corona-Fall beim EVF aufgetreten, alle Proben fielen negativ aus. Dennoch herrscht seit Donnerstagabend Ausnahmezustand bei Vorsitzendem Markus Kehle und Sportdirektor Thomas Zellhuber. So auch gestern. Beharrlich warteten die beiden Verantwortlichen auf eine Entscheidung des Deutschen Eishockey Bunds (DEB) in Sachen Play-offs. Am Nachmittag zeichnete sich dann eine generelle Absage seitens des Verbands ab. „Wir können ja nicht alle im luftleeren Raum stehen“, sagte Zellhuber. Spätestens nach dem auch Liga-Rviale SC Riessersee seine Heimspiele auf Anraten der Behörden absagen musste, rechnete man auch beim EVF mit einem vorzeitigen Saisonende. Bitter für den Aufsteiger, der mit Platz sieben lange Zeit für Furore sorgte.
(Eishockey/Landesliga) Auch hier wird den ganzen Tag eifrig telefoniert und viel diskutiert. Am Freitag ist das entscheidende Play-off-Heimspiel um den Bayernliga-Aufstieg gegen den VfE Ulm/Neu-Ulm geplant. Seitens des Bayerischen Eissport-Verbands gibt es die Ansage: Die Play-off-Halbfinals, auch die Begegnung zwischen dem ESV Buchloe und dem ERSC Amberg, sollen auf jeden Fall ausgetragen werden. Ganz egal, was auf höherer Ebene vom DEB beschlossen wird. Die Kemptener um ihren Vorsitzenden Florian Ecker stehen in ständigem Kontakt mit Sport- und Gesundheitsamt der Stadt. Ecker sagt: „Wir gehen derzeit davon aus, dass das Spiel stattfindet. Allerdings mit einer Zuschauerbeschränkung.“
(Fußball/Regionalliga) Sie hatten sich so auf „Sechzig“ gefreut, die Fußballer des FCM. Der kann das lang ersehnte bayerische Pokal-Halbfinale gegen den Drittligisten TSV 1860 München am 31. März nun aber nicht wie geplant austragen – zumindest nicht mit Zuschauern. Auf Nachfrage unserer Zeitung betonte FCM-Vorsitzender Armin Buchmann: „Wir sehen uns natürlich an Gesetzgebungen gebunden, denen wir uns unabhängig von wirtschaftlichen Abwägungen zu unterwerfen haben. Gesundheit geht dabei immer vor Geld.“
Wenn dem Verein nun „eine Spieldurchführung unterhalb der Tausendergrenze untersagt wird, werden wir die finanziellen Verluste zu ertragen haben“. Der FCM habe deshalb aber keine Existenzsorgen, machte der Vorsitzende deutlich.
Derzeit lägen für das Pokalspiel gegen die „Löwen“ aber alleine die Ausgaben für Werbung, Kartendruck und ähnliche Posten im fünfstelligen Bereich. Bei einem Geisterspiel kämen beispielsweise noch die Aufwendungen für Schiedsrichter, die Fahrtkosten und die Platzgebühr hinzu. Buchmann: „Der finanzielle Schaden würde uns schon sehr hart treffen. Hinzu kommen Transferausgaben in der Winterpause, die wir im Ausgleich den Einnahmen aus dem Pokalspiel unterworfen haben.“ In Abstimmung mit dem Verband und mit dem TSV 1860 München versucht der FCM jetzt, eine Spielverlegung zu erwirken, die dann eine Durchführung Mitte/Ende April vorsieht. „Damit hätten wir zumindest die Aussicht, nach der aktuellen Begrenzung auf Karfreitag das Spiel durchführen zu dürfen. Ob dem dann auch so ist, wird sich zeigen. Im Moment ist nichts mehr berechenbar“, gibt der FCM-Vorsitzende zu bedenken.(maj)
(2. Volleyball-Bundesliga Süd) In Sachen Zuschauerzahlen sind die Sonthoferinnen traditionell absolute Spitze in der 2. Liga – auch heuer, obwohl die Saison bisher durchwachsen läuft. Knapp über 400 Zuschauer kommen zu den Heimspielen. Das soll auch am kommenden Samstag so sein, wenn die Volleys ab 19.30 Uhr den VC Neuwied fordern. Geschäftsführer Christian Feger sagt: „Wir haben keine fixen Sitzplätze, keine engen Ränge, sodass sich Körperkontakt gut vermeiden lässt.“ Im Übrigen werde man für Spiele der 2. Liga auf Anraten des Verbandes traditionelle Handgrüße unter den Spielerinnen verbieten. „Weitere Auflagen haben wir nicht erhalten. In der Allgäu-Halle werden wir allgemeine Aufforderungen aushängen. Dann ist jeder einzelne gefordert.“