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Energiewende im Allgäu: Droht das Aus für kleine Wasserkraftwerke?

Stromversorgung

Droht kleinen Allgäuer Wasserkraftwerken das Aus?

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    Kommende Woche weihen die Allgäuer Kraftwerke das neue Wasserkraftwerk Konrad Zuse in Hinterstein ein.
    Kommende Woche weihen die Allgäuer Kraftwerke das neue Wasserkraftwerk Konrad Zuse in Hinterstein ein. Foto: Allgäuer Kraftwerke

    Angesichts der steigenden Energiepreise auch durch den Russland-Ukraine-Krieg treten erneuerbare Energien immer stärker in den Vordergrund – vor allem Windkraft und Photovoltaik. Und dann gibt es noch die Wasserkraft. Doch die scheint im Allgäu nicht stark im Fokus zustehen. Aktuell könnte die Produktion sogar bald abnehmen, befürchten Kraftwerksbetreiber an der Iller im Unterallgäu. An der Ostrach im Oberallgäu wird hingegen investiert.

    Derzeit deckt die Wasserkraft 14 Prozent des bayerischen Stromverbrauchs. Doch es wäre mehr möglich als die bisher 129 Wasserkraftanlagen allein im Unterallgäu, ist Ingrid Fickler überzeugt. Die ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete ist Mitbetreiberin eines kleinen Wasserkraftwerkes an der Iller in Lautrach (Landkreis Unterallgäu). Sie befürchtet jedoch eher einen Rückgang. Denn Ende Juni beziehungsweise Anfang Juli befassen sich Bundestag und Bundesrat mit dem Thema.

    Bundesregierung will kleine Anlagen aus EEG-Förderung herausnehmen

    Die Vorlage der Bundesregierung sieht vor, Wasserkraftanlagen mit einer Leistung von weniger als 500 Kilowattstunden „aus ökologischen Gründen“ ab dem nächsten Jahr aus dem Fördermechanismus des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) herauszunehmen – davon wären in Deutschland rund 7300 Wasserkraftanlagen betroffen und damit etwa 90 Prozent. Das müsse verhindert werden, fordert Fickler. Zudem soll die EEG-Förderung beim Neubau von kleinen Wasserkraftwerken bis 500 Kilowattstunden ganz wegfallen. Ohne die Förderung könnten die Anlagen kaum rentabel betrieben werden – obwohl sie klimafreundlich und verlässlich Strom rund um die Uhr erzeugten, sagt Fickler.

    Lesen Sie dazu auch: Warum der Ökostrom aus Thomas Elbs Wasserkraftwerk an der Leiblach plötzlich unerwünscht ist

    Sie kritisiert auch den geplanten Abriss von Wehren im Projekt „Agile Iller“, wodurch der Fluss quasi renaturiert werden soll. Durch den Neubau von kleinen Kraftwerken an bestehenden Iller-Querbauwerken könnte die Wasserkraft um eine Terawattstunde gesteigert werden. Zudem koste der Abriss eines Wehres mit etwa vier Millionen Euro doppelt so viel wie der Neubau eines kleinen Kraftwerks, argumentiert Fickler – und die Durchlässigkeit für Fische sei durch Aufstiegshilfen dennoch gewährleistet.

    Allgäuer Kraftwerke weihen neue Anlange in Hinterstein ein

    Gut läuft es hingegen in Hinterstein. Dort weihen die Allgäuer Kraftwerke kommende Woche offiziell das neue Wasserkraftwerk „Konrad Zuse“ ein. 2019 begannen die Bauarbeiten für die energetische und ökologische Sanierung der dortigen Wehranlage. Bei dem Projekt wurde die im Jahr 1897 erbaute Wehranlage für knapp vier Millionen Euro vollständig saniert. Gleichzeitig entstanden zwei Wasserkraftschnecken, eine größere Wasserkraftanlage für den Fischabstieg und zur Erzeugung elektrischer Energie und eine kleinere Fischaufstiegsschnecke. Damit erhielt die Ostrach ihre ökologische Durchgängigkeit an dieser Stelle wieder zurück. „Mit der neuen Wasserkraftschnecke nutzen wir das ökologisch wichtige Restwasser und erzeugen gut 500.000 kWh regenerativen Strom, bei deutlich verbesserter Gewässerökologie“, sagt Hubert Lechner, Geschäftsführer der Allgäuer Kraftwerke GmbH.

    Wie gut, einfach und zuverlässig Wasserkraft eingesetzt werden kann, zeigt auch der Müller Gerd Graf. In Tannheim nahe Memmingen wird seine Getreidemühle ausschließlich mit dieser alternativen Energieform betrieben – und das schon seit über 900 Jahren.

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