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Erleichterung und Freude über Olympia-Verschiebung

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Erleichterung und Freude über Olympia-Verschiebung

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    Verbotsschild wegen Corona: Olympia wird auf 2021 verschoben.
    Verbotsschild wegen Corona: Olympia wird auf 2021 verschoben. Foto: Foto: dpa

    Die Olympischen Sommerspiele – das ist seit Dienstag fix – werden wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben. Die Jugend dieser Erde soll sich 2021 in Tokio treffen, das genaue Datum steht noch nicht fest. Auch im Allgäu haben zuletzt Sportler, Trainer und Funktionäre gebangt, ob der Traum von Olympia zum Trauma werden könnte. Unsere Umfrage zeigt: Ausnahmslos alle befürworten die Verschiebung.

    Lisa Brennauer

    „Gut und nachvollziehbar“ ist für Lisa Brennauer die Verschiebung der Spiele auf 2021. Der mittlerweile bedeutungslos gewordene Video-Chat des DOSB mit den anderen deutschen Spitzenathleten am vergangenen Samstag habe ihr dennoch „richtig gutgetan“. Der Austausch habe deutlich gemacht, dass fast alle die gleichen Fragen und Sorgen hätten und dass man eben doch in einem Boot sitze. „Mich hat’s eher beruhigt als aufgewühlt“, sagte die Duracherin, noch bevor die Entscheidung am Dienstag in Japan verkündet wurde. Ihre persönliche Situation sei derzeit deutlich besser als die ihrer internationalen Teamkolleginnen. „Ich kann wenigstens noch raus und jeden Tag meine Trainingsrunde drehen. Aber meine Kolleginnen aus Spanien, Italien und Frankreich dürfen ja nicht mal mehr aus dem Haus.“ Richtig in Stress versetzte sie die Hängepartie des IOC aber nicht, schließlich hat Brennauer die Olympia-Qualifikation ja bereits seit der Bahn-WM in der Tasche. Mit Silber und Bronze war sie aus Berlin zurückgekehrt. „Den Sportlern in fast allen anderen Disziplinen, deren Qualifikationswettkämpfe noch ausgestanden hätten, fällt jetzt sicher auch ein Stein vom Herzen“, zeigt Brennauer Mitgefühl. Dass sie derzeit zuhause im Oberallgäu festsitzt anstatt ihre geliebten Frühjahrsklassiker in Belgien und Holland zu fahren, nimmt die 31-Jährige mit großer Gelassenheit. „So lange am Stück war ich schon ewig nicht mehr im Allgäu. Aber ich habe richtig schöne neue Ecken entdeckt.“ Dennoch wagt sie einen Blick voraus: „Uns fehlen die Wettkämpfe. Das ist das, was unseren Sport ausmacht, was wirklich Spaß macht. Wir alle hoffen, dass diese Krise nicht zu lange dauert.“

    Philipp Buhl

    „Die Verschiebung um ein Jahr war die beste Lösung, die man aus meiner Sicht treffen konnte. Ich habe mir eine Verschiebung gewünscht, da ich seit den Ausgangsbeschränkungen wie in einem Vakuum hänge. Und so geht es weltweit nahezu allen Sportlern. Olympische Spiele sollten dann stattfinden, wenn es der Weltgemeinschaft gut geht und alle gemeinsam feiern und zusammenkommen können. Da geht es um mehr als nur Medaillen. Und für dieses Jahr war kaum noch etwas davon zu erwarten.” Was die Verschiebung genau für die Segler bedeutet, ist noch nicht klar. Eher unwahrscheinlich ist, dass die internationalen Qualifikationskriterien verändert werden. National waren die Karten zuletzt klar verteilt: Philipp Buhl hatte die interne Quali in der Laserklasse klar für sich entschieden.

    Tristan Schwandke

    „Erst mal ist es schade, dass das größte Sportevent der Welt nicht stattfinden kann“, sagt Schwandke, um im gleichen Atemzug aber klarzustellen: „Aus aktueller Sicht ist es aber richtig. Und für mich persönlich ist es sogar supergut. Ich kriege dadurch ein Jahr mehr Vorbereitung.“ Ob er die Qualifikation zum regulären Termin überhaupt geschafft hätte, stand nämlich noch in den Sternen, zumal er mit seiner Bestleistung von 74,03 Metern (aufgestellt vergangenen Juli in Luzern) doch ein ganzes Stück entfernt ist von der internationalen Norm, die bei 77,50 Metern liegt. Und auch der zweite Weg nach Tokio – über Weltranglistenpunkte – wäre steinig geworden. „Da stehe ich grad genau an der Grenze zwischen Quali und Nicht-Quali“, erzählt der gebürtige Würzburger. Entscheidend wären die Wettkämpfe im Mai gewesen. Doch ob die überhaupt stattfinden, sei fraglich. Seine Jahresplanung will er wegen der Verschiebung nun nicht komplett umkrempeln. Das Heimtraining momentan klappe sehr gut. Seine Schweizer Trainer Björn und Wolfgang Kötteritzsch könne er zwar nicht treffen, „wir regeln das eben mit Video-Analyse“. Eine Chancengleichheit hätte er für die Spiele 2020 nicht mehr gesehen. „Italiener und Spanier können ja überhaupt nicht trainieren. Außerdem gibt es so gut wie keine Doping-Kontrollen mehr.“

    Matthias Pfleiderer

    Auch Matthias Pfleiderer ist heilfroh, dass die Olympia-Organisatoren jetzt die Reißleine gezogen haben. „Der Boykott von Kanada und Australien hat ganz schön was ins Rollen gebracht“, sagt der 24-Jährige, der am Samstag ebenfalls beim Video-Chat des DOSB teilgenommen hatte. „Die Zeichen standen mehrheitlich auf Verschiebung“, erzählt der Sportsoldat. Weitere drei, vier Wochen Trainingsverbot hätten zur Folge gehabt, dass niemand – auch er nicht – bei den ausstehenden Qualifikationswettkämpfen wirklich fit an den Start gegangen wäre. „Bis Timing und Tuchgefühl wieder da sind, vergeht die gleiche Zeit noch einmal.“ Auch er hätte noch Top-Ergebnisse für eine Qualifikation gebraucht – bei Weltcups, die zum Teil bereits abgesagt wurden, und bei der Europameisterschaft Anfang Mai im schwedischen Göteborg, der allerdings auch noch das Aus droht. Nun müsse man zunächst mit dem Deutschen Turnerbund beraten, wie es in den nächsten Monaten weitergeht. „Natürlich hänge ich mich voll rein, dass ich es dann im nächsten Jahr schaffe.“ Fit hält er sich derzeit im Allgäu. „In Esslingen habe ich nicht so gute Möglichkeiten wie bei meinen Eltern im Allgäu. Da haben wir im Keller einen Kraftraum, ich kann auf dem Hometrainer Berge abfahren und mal den Grünten hochlaufen.“

    „Wir haben ja schon länger mit einer Verschiebung gerechnet“, sagt Georg Streif. Mit dem Stuttgarter Alexander Bachmann, Sportsoldat in Sonthofen und aktuell Weltranglisten-Dritter, wäre bislang einer seiner Schützlinge direkt für die Spiele in Tokio qualifiziert gewesen. „Wir werden uns jetzt noch länger und intensiver auf die Spiele 2021 vorbereiten“, verspricht der Ostallgäuer. Den Organisatoren in Japan und dem IOC macht er wegen der Hängepartie in den letzten Wochen keine Vorwürfe: „Olympia ist so extrem komplex. Da braucht eine Verschiebung einfach viel Zeit.“

    Für Rabat (Marokko), Baku (Aserbaidschan), Istanbul (Türkei), Paris (Frankreich) und dann Tokio (Japan) waren schon Flugtickets gebucht; Lowinger sollte bei diversen Qualifikationsturnieren, der EM und dann bei einer umfangreichen Ausbildung direkt vor Olympia als Video-Schiedsrichter für den Weltverband eingesetzt und geschult werden. Doch all das fällt nun aus. Lowinger hat nun Zeit, sich als Präsident des TV Kempten um die Auswirkungen der Corona-Krise zu kümmern. „Das wird hart genug.“

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