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ETFs für Anfänger einfach erklärt: So funktioniert passives Investieren

Allgäuer Finanz-Experten erklären

ETFs einfach erklärt: So funktioniert passives Investieren an der Börse

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    Die Finanz-Experten (von links) Thomas Bernhard, Jürgen Heid und Florian Herfurth  erklären, wie man in ETFs investieren kann.
    Die Finanz-Experten (von links) Thomas Bernhard, Jürgen Heid und Florian Herfurth erklären, wie man in ETFs investieren kann. Foto: Maksym Yemelyanov, stock.adobe.com, Angel Galan Medina, Gabler-Saliter Bank, Sparkasse Allgäu

    Mit seiner Zollpolitik hat US-Präsident Donald Trump die Börsen zuletzt in Aufregung versetzt: Die Kurse gingen auf eine wilde Berg- und Talfahrt, was Anlegerinnen und Anleger verunsicherte. Was die Vergangenheit zeigt: Wer langfristig an der Börse investiert und in solchen Phasen Ruhe bewahrt, braucht sich auch bei solchen Turbulenzen in der Regel keine Sorgen machen.

    Anlegerinnen und Anleger in Deutschland investieren immer mehr Geld in Aktien-Fonds: Fast 4,5 Milliarden Euro verwalteten Fondsgesellschaften hierzulande Ende 2024 - das sind laut dem Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) fast 8 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Besonders beliebt sind dabei sogenannte Sparpläne auf ETFs.

    Aber was ist eigentlich ein ETF? Und wie funktioniert das passive Investieren in so einen Fonds? Was muss ich beim Geldanlegen beachten? Antworten auf diese Fragen geben diese drei Finanz-Experten aus dem Allgäu:

    • Florian Herfurth ist freier Finanzberater aus Kempten. Der gelernte Bankkaufmann gibt ETF-Kurse bei der VHS Kempten und hat mehr als 30 Jahre Erfahrung bei Finanzdienstleistern, insbesondere in den Bereichen Wertpapierhandel und Private Banking.
    • Jürgen Heid leitet die Filialen der Gabler-Saliter-Bank im Stammhaus Obergünzburg und in Kempten. Er verantwortet die Bereiche Private Banking und Edelmetalle.
    • Thomas Bernhard ist Leiter des Bereichs Private Banking bei der Sparkasse Allgäu.

    Was ist ein ETF - im Vergleich zu einem gemanagten Fonds?

    Ein ETF (Exchange Traded Fund, zu Deutsch: Börsengehandelter Fonds) ist ein spezieller Topf, in den viele Menschen einzahlen. „Ein ETF bildet automatisch die Wertentwicklung eines bestimmten Markts oder Index nach, wie den DAX oder den MSCI World“, erklärt Florian Herfurth. Anders als ein aktiver Fonds, den ein Fondsmanager betreut: Dieser versucht durch gezielte Käufe oder Verkäufe von Wertpapieren den Markt zu schlagen. Bei einem passiven ETF hingegen braucht man keinen Fondsmanager, den man als Anleger mitbezahlen muss. „Darum sind ETFs günstiger.“ Die meisten passiven Fonds erzielten so auch eine bessere Wertentwicklung als aktiv gemanagte Fonds.

    Wie funktioniert ein Investment-Fonds?

    Egal ob gemanagter Fonds oder ETF: Ein Investment-Fonds investiert das Geld seiner Anlegerinnen und Anleger in ein breit aufgestelltes Portfolio von Wertpapieren wie Aktien oder Anleihen, erklärt Bernhard. Im Gegenzug erhalten Anleger Anteile am Fonds, die den Wert ihrer Investition widerspiegeln. „Die Wertentwicklung des Fonds hängt von der Performance der im Fonds enthaltenen Wertpapiere ab.“

    Thomas Bernhard leitet den Bereich Private Banking bei der Sparkasse Allgäu.
    Thomas Bernhard leitet den Bereich Private Banking bei der Sparkasse Allgäu. Foto: Sparkasse Allgäu

    „Für eine langfristige, strategische Geldanlage empfehlen wir eine ganzheitliche Beratung, um die Finanzen auf die Lebenssituation, persönlichen Ziele und Wünsche auszurichten.“

    Thomas Bernhard, Sparkasse Allgäu

    Durch so ein breit aufgestelltes Portfolio „ist das Risiko besser verteilt als bei einer Einzelaktie“, unterstreicht Herfurth. Anleger kaufen also nicht eine einzelne Aktie, sondern einen ganzen Korb von Wertpapieren.

    Wie investiert man in ETFs? Und welche Kosten entstehen dabei?

    Anlegerinnen und Anleger investieren entweder regelmäßig über einen Sparplan in einen ETF (beispielsweise 100 Euro pro Monat) oder über eine einmalige Summe (zum Beispiel 10.000 Euro), die sie zu einem bestimmten Zeitpunkt investieren.

    Bei jedem Kauf erwirbt man Anteile an dem ETF. Käufer bezahlen dabei den sogenannten Spread - das ist die Differenz zwischen dem Ankaufskurs (den sogenannten Geldkurs) und dem Verkaufskurs (auch Briefkurs genannt). Wer ETF-Anteile kauft, bezahlt den höheren Briefkurs. Wer ETF-Anteile verkauft, bekommt den niedrigeren Geldkurs.

    Außerdem können weitere Kosten anfallen:

    • Die Ordergebühr kann die Bank oder der Broker pro Kauf oder Verkauf verlangen, muss aber nicht.
    • Die Börsengebühr kann bei Käufen über Börsen wie Xetra zusätzlich anfallen, muss aber nicht.
    • Den Ausgabeaufschlag (Agio) können Banken oder Broker einmalig beim Kauf eines Fonds erheben. Er liegt zwischen 0 und 7 Prozent des Anteilswerts.

    Darüber hinaus fällt bei ETFs immer die Gesamtkostenquote TER (Total Expense Ratio) an. Das sind die jährlichen Kosten eines ETF im Verhältnis zum eigenen Fondsvermögen. Die TER wird in Prozent pro Jahr angegeben und vom Fondsvermögen abgezogen. Anlegerinnen und Anleger bekommen also keine Rechnung: Die Kosten mindern die Wertentwicklung des eigenen ETFs. In der TER enthalten sind etwa Verwaltungskosten oder Lizenzgebühren.

    Jürgen Heid verantwortet die Bereiche Private Banking und Edelmetalle bei der Gabler-Saliter-Bank.
    Jürgen Heid verantwortet die Bereiche Private Banking und Edelmetalle bei der Gabler-Saliter-Bank. Foto: Gabler-Saliter-Bank

    „Die Börse ist keine Einbahnstraße, weder nach oben noch nach unten.“

    Jürgen Heid, Gabler-Saliter-Bank

    Nach dem Kauf werden die ETF-Anteile im Wertpapier-Depot gespeichert. Dieses wird von einer Bank oder einem Broker für Anleger verwaltet. Anleger sollten hier die Kosten für die Depotführung vergleichen, da man hier durchaus sparen kann. Verwahrt werden die ETF-Anteile auf den Namen des Anlegers oder im Sammelbestand bei einer Zentralverwahrstelle.

    Wie investiert ein ETF?

    Ein ETF kauft die Wertpapiere eines Index nach, erklärt Heid. „Die Anzahl der gekauften Aktien entspricht exakt der Gewichtung im Index.“ Der Anbieter passe die Zusammensetzung eines ETF regelmäßig an, um die Gewichtung des Indexes möglichst genau nachzubilden, unterstreicht Bernhard.

    Der Fachmann unterscheidet zwei „Bauarten“ von ETFs:

    • Physische Replikation: Hier wird das ETF-Portfolio 1:1 mit allen Wertpapieren des Indexes zusammengestellt. Die vollständige Replikation ist allerdings nicht immer möglich. Darum entstanden mit der Zeit weitere Verfahren zur Nachbildung eines Index, ohne alle Bestandteile zu halten. Breite Markt-Indizes werden inzwischen meist durch computergestützte Optimierungsverfahren mit weit weniger Titeln nachgebildet.
    • Synthetische Replikation: Dabei wird ein sogenannter Swap-Kontrakt (Tauschgeschäft) genutzt, um die Wertentwicklung eines Index abzubilden. Heißt: Der ETF investiert nicht in die zugrundeliegenden Märkte, sondern bildet diese nur ab.

    Ein Beispiel: Ein beliebter ETF bei Anlegerinnen und Anlegern ist der MSCI World. Dieser Index umfasst etwa 1500 große Unternehmen aus 23 Industrieländern, darunter Firmen wie Apple, Microsoft oder Nestlé. Nun gibt es mehrere Anbieter, die ETFs auf den MSCI World anbieten. Der eine hat automatisch alle Aktien aus diesem Index (vollständige physische Replikation), ein anderer nur die wichtigsten Aktien großer Unternehmen (optimiertes Sampling) und ein dritter nutzt das synthetische Replikationsverfahren über Swaps, um den Index nachzubilden.

    Warum eignen sich ETFs gut für die langfristige Geldanlage?

    „ETFs eignen sich gut für die langfristige Geldanlage, weil sie kostengünstig sind und eine breite Diversifikation bieten“, sagt Bernhard. Langfristig hätten Aktienmärkte historisch gesehen positive Renditen erzielt. Das mache ETFs zu einer attraktiven Option für langfristige Investorinnen und Investoren.

    Florian Herfurth ist freier Finanzberater und gibt ETF-Kurse bei der VHS Kempten.
    Florian Herfurth ist freier Finanzberater und gibt ETF-Kurse bei der VHS Kempten. Foto: Angel Galan Medina, Fotofabrik Kempten

    „Wer regelmäßig investiert und Geduld hat, kann sein Vermögen über die Jahre kontinuierlich aufbauen.“

    Florian Herfurth, Die Finanzboutique

    Aktien, also Bestandteile eines ETF, haben langfristig immer eine gute Wertentwicklung inne, bestätigt Heid. ETFs seien in der Anschaffung und in der Verwaltung günstiger als aktiv gemanagte Fonds. Anlegerinnen und Anleger hätten die direkte Wertentwicklung, ohne dass höhere Kosten berücksichtigt werden müssen, die die Rendite beeinträchtigen.

    Und: „Langfristig steigen die meisten Märkte, auch wenn es zwischendurch Rückschläge gibt“, weiß Herfurth. Bei Aktien seien bei einem Anlagehorizont von über acht Jahren im Durchschnitt über sieben Prozent pro Jahr an Wertzuwachs - kurzfristig aber auch Schwankungen von etwa minus 30 Prozent möglich. Herfurth: „Wer regelmäßig investiert und Geduld hat, kann sein Vermögen über die Jahre kontinuierlich aufbauen.“

    Das sind die weiteren Folgen unserer Finanz-Serie

    Sie wollen mehr über ETFs erfahren? Im Rahmen unserer Finanz-Serie erscheinen wöchentlich weitere Teile:

    • Allgäuer Finanz-Experten klären auf: So sicher sind ETFs wirklich
    • MSCI, UCITS oder Acc: Das bedeuten die Abkürzungen im Namen von ETFs
    • Darum sollten Anleger unbedingt einen Blick in das ETF-Factsheet werfen
    • Den richtigen ETF finden: Auf diese Kennzahlen sollten Anleger unbedingt achten
    • Allgäuer Finanz-Experte empfiehlt diese der vier ETF-Replikationsmethoden
    • So funktionieren thesaurierende ETFs mit der richtigen Anlage-Strategie
    • So erzielen Sie mit ausschüttenden ETFs ein zusätzliches Einkommen
    • ETF, ETC und ETN: Auf diese Unterschiede sollten Anleger unbedingt achten
    • Finanz-Experte erklärt: So sicher sind ETNs und ETCs wirklich

    Hinweis

    Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und soll helfen, die ETF-Welt besser zu verstehen. Alle Inhalte stellen keine Anlageberatung, Finanzberatung, Handelsberatung oder sonstige Art von Beratung dar. Die Informationen sind allgemeiner Natur und berücksichtigen nicht Ihre spezifischen finanziellen Umstände, Bedürfnisse oder Ziele. Die Finanz-Experten, der Autor und der Verlag dieses Artikels übernehmen keine Haftung für etwaige Verluste oder Schäden, die direkt oder indirekt durch die Nutzung oder das Vertrauen auf die enthaltenen Informationen entstehen.

    Das Investieren in Wertpapiere an der Börse ist mit Risiken verbunden. Bitte betreiben Sie immer Ihre eigene Recherche oder lassen Sie sich professionell beraten. Das gilt für Gebühren, Kennzahlen und die Qualität von Aktien, Anleihen, ETFs und sonstigen Wertpapieren. Die genannten Informationen oder Kennzahlen wurden nach bestem Wissen und Gewissen aufbereitet. Dabei besteht keine Garantie auf Richtigkeit oder Aktualität der Daten.

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