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Eurovision Song Contest 2023: Warum werden wir immer Letzter, Ralph Siegel?

Einschätzung von "Mister Grand Prix"

Warum werden wir immer Letzter beim ESC, Ralph Siegel?

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    1982 gewann die Sängerin Nicole mit ihrem Lied "Ein bisschen Frieden" den Grand Prix (heute Eurovision Song Contest). Komponiert und geschrieben hat es Ralph Siegel. Im Gespräch mit der Allgäuer Zeitung, hat sich die Schlager-Legende nun zur erneuten ESC-Pleite Deutschlands geäußert.
    1982 gewann die Sängerin Nicole mit ihrem Lied "Ein bisschen Frieden" den Grand Prix (heute Eurovision Song Contest). Komponiert und geschrieben hat es Ralph Siegel. Im Gespräch mit der Allgäuer Zeitung, hat sich die Schlager-Legende nun zur erneuten ESC-Pleite Deutschlands geäußert. Foto: Peter Kneffel, dpa / Benedikt Siegert (Archivbild) / Collage: AZ

    Ein Sieg, drei zweite Plätze, zwei dritte Plätze und vier weitere Top-Ten-Platzierungen: Ralph Siegels Stücke haben Deutschland beim Eurovision Song Contest (ESC) wiederholt ins europäische Rampenlicht gerückt. Doch zuletzt blieb der Erfolg für Deutschland aus beim ESC: Viermal Letzter und dreimal Vorletzter in den vergangenen acht Contests. Warum ist Deutschland auch heuer mit der Hamburger Band Lord of the Lost" wieder auf dem letzten Platz gelandet, Ralph Siegel?

    Ralph Siegel: Was ist wichtig, um beim ESC gut abzuschneiden?

    "Es geht darum die Europäer auf dem lachenden Auge zu erwischen. Die Leute wollen Freude haben an so einem Event", sagt Mister Grand Prix, wie Ralph Siegel oft genannt wird, im Gespräch mit unserer Redaktion. "Die Künstlerinnen und Künstler müssen die Emotionen rüberbringen und die Herzen aller Europäer berühren - die im Norden, im Süden, im Osten und im Westen."

    Ralph Siegel hat über 25-mal am ESC teilgenommen. Der Komponist, Musiker und Musikproduzent zählt zu den prägendsten Figuren des Eurovision Song Contest. Aus seiner Feder stammen auch Klassiker, wie "Griechischer Wein" oder "Fiesta Mexicana".
    Ralph Siegel hat über 25-mal am ESC teilgenommen. Der Komponist, Musiker und Musikproduzent zählt zu den prägendsten Figuren des Eurovision Song Contest. Aus seiner Feder stammen auch Klassiker, wie "Griechischer Wein" oder "Fiesta Mexicana". Foto: Benedikt Siegert (Archivbild)

    Das sei laut Siegel die schwierigste Aufgabe beim ESC, denn die Leute hätten nur einen Favoriten und es würden nur zehn Länder bewertet: "Da muss man einen Großteil der Menschen in jedem Land erreichen", so die Schlager-Legende. Dabei ist es aus Siegels Sicht egal, aus welchem Musik-Genre das Lied stamme - die Emotionen müssten rüberkommen.

    Eurovision Song-Contest 2023: Das sagt Ralph Siegel zum ESC-Abschneiden von "Lord of the Lost"

    Doch dafür sei auch die Originalität wichtig - und die sah Siegel beim diesjährigen Beitrag Deutschlands zum ESC offenbar nicht ganz gegeben. "Nach Lordi und Maneskin, kam nun Lord of The Lost", so Siegel - drei Auftritte die sich in Siegels Augen ähneln, weswegen der große Funke nicht mehr übersprang. "Bei Lordi damals weiß ich noch, was das für ein Aha-Effekt war." Außerdem gibt Siegel zu Bedenken, dass der Titel des diesjährigen Stücks gewagt sei. "Blood & Glitter", also Blut und Glitzer heißt das Stück der Hamburger Band. "Blut im Song-Titel, das finde ich schwierig in der jetzigen Zeit", merkt der Produzent an, dessen Musical "Ein bisschen Frieden" im Festspielhaus Neuschwanstein am Donnerstag Premiere feiert.

    Letzter Platz beim ESC: Ist Deutschand unbeliebt, Ralph Siegel?

    Der Zeitgeist spiele bei der Musik aber eine untergeordnete Rolle, meint Siegel. Jahrelange Erfahrung sei dagegen unabdingbar für ein gutes Abschneiden beim ESC. "Die Schweden siegen nicht umsonst zum siebten Mal. Thomas G:son ist ein erfahrener Produzent, der weiß was funktioniert." Schweden ist mit dem Sieg beim ESC 2023 nun die Nation mit den meisten Siegen in der Geschichte des Contests.

    Doch Siegel ist es wichtig zu betonen, das die Hamburger Dark-Rock-Band "Lord of the Lost" eine gute Band ist. "Der Sänger Chris Harms ist ein guter Musiker", sagt Siegel. Er selbst sei auch nach Liverpool gefahren, habe der Gruppe alles Gute gewünscht.

    Dass Deutschlands schlechtes Abschneiden in den vergangenen Jahren damit zu tun hat, dass das Land international scheinbar unbeliebt ist, glaubt Siegel keineswegs. "Vor vierzig Jahren war Deutschland noch deutlich unbeliebter als heute." Und trotzdem schaffte man damals, den Grand Prix zu gewinnen.

    "Lamas": Das hält das Allgäuer Italo-Popschlager-Duo vom Eurovision Song Contest

    Einen ganz anderen Grund nennt etwa das Allgäuer Italo-Popschlager-Duo "Die Lamas", die selbst schon einmal ihren Hut ins Rennen um die ESC-Teilnahme für Deutschland werfen wollten. Auf die Frage, weshalb Deutschland die letzten Jahre so schlecht abschnitt, antwortet Sänger Piero lachend: „Ja, weil wir nicht da waren!“

    Die Allgäuer Band "Lamas".
    Die Allgäuer Band "Lamas". Foto: Peter Roth

    Die Sonthofener Brüder Batti und Piero vereinen in ihrer Kunst nicht nur Deutschland und Italien sondern auch Schlager mit Popmusik und hätten damit - gemäß Siegels Tipp - schon mal den Süden mit im Gepäck. Vor 12 Jahren wollten sie dann gemeinsam mit dem Schweizer Orchesterleiter Dani Sparn am Eurovision Song Contest teilnehmen. Die Idee verwarfen die Allgäuer dann aber in letzter Sekunde. Lust hätten die Lamas aber nach wie vor.

    Bis zur Teilnahme am ESC ist es ein langer Weg

    Wären da nur nicht die Hindernisse, die zwischen den Lamas und der großen ESC-Bühne stehen. Piero zweifelt daran, tatsächlich mal auf der ESC-Bühne zu stehen: Ohne Plattenfirma und das nötige Vitamin B habe man absolut keine Chance.

    Außerdem befürchtet er, dass es möglicherweise gar nicht mehr an den Künstlern läge, viel mehr an der Beliebtheit des Landes, weshalb Deutschland schon wieder eine Niederlage einstecken musste. Und „als Letzter blamiert man sich halt“. Da können der Auftritt auf der großen Bühne vor einem europaweiten Publikum und die riesigen Einschaltquoten „mal schnell nach hinten los gehen.“

    Das wäre der ESC-Beitrag der Allgäuer Band "Lamas"

    Trotz alledem wäre es eine große Chance für die Lamas, das wissen sie auch. Falls es dann doch mal dazu kommt, die Allgäuer auf der ESC-Bühne zu sehen, hält Piero ihre neue Single „Sag mir wo – Nur so!“ für eine gute Wahl als Teilnehmer-Titel. „Der Mix aus Schlager und Dance“ könne Potential für einen Sieg haben.

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