Jährlich veröffentlicht das Bayerische Innenministerium den Verfassungsschutzbericht. Daraus geht hervor, welche Vereinigungen der Verfassungsschutz in Bayern im Blick hat. Auch im Allgäu gibt es einige extremistische Organisationen, die der Staatsschutz beobachtet. Welche das sind, lesen Sie in diesem Artikel. Die folgenden Informationen beruhen auf dem aktuellesten Bericht des Bayerischen Verfassungsschutzes aus dem Jahr 2023.
Islamismus im Allgäu - das ist dem Verfassungsschutz bekannt
Am 25. April durchsuchten Beamte die Wohnungen des 28-jährigen Anas K. in Hamburg und seines 24-jährigen Bruders Ahmad K. in Kempten. Grund war der Verdacht der Planung eines Sprengstoffanschlages. Der in Kempten wohnhafte jüngere Bruder wurde der Beihilfe verdächtigt. Die Brüder planten laut Verfassungsschutz mutmaßlich, in Schweden in einer vollbesetzten Kirche einen Sprengstoffgürtel explodieren zu lassen. Der ältere Bruder habe diesbezüglich über den Messengerdienst Threema in Kontakt zu einem Befehlshaber des IS gestanden.
Im Ostallgäuer Marktoberdorf durchsuchten Beamte am 18. Oktober 2023 die Wohnung eines Yaroub A.. Es lag der Verdacht der Mitgliedschaft des Mannes in einer ausländischen terroristischen Vereinigung vor. Das Ermittlungsverfahren gegen den Verdächtigen führt die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München. Yaroub A. wird vorgeworfen, mindestens im Zeitraum Juni/Juli 2014 in Syrien für den IS tätig gewesen zu sein. Dort soll er sich als Angehöriger der sogenannten "Hisba" (deutsch: "Sittenpolizei") an Durchsuchungs- und Festnahmeaktionen beteiligt haben.
Rechtsextremistische Gruppierung "Voice of Anger" in Memmingen steht im Visier des Verfassungsschutzes
Im Verfassungsschutzbericht 2023 führt das Bayerische Innenministerium auch die rechtsextremistische Vereinigung "Voice of Anger" (VoA) auf. Die Gruppe wurde bereits 2002 in Memmingen als Skinheadvereinigung von überwiegend jungen Skinheads gegründet. Sie sei "subkulturell-neonazistisch orientiert", heißt es im Verfassungsschutzbericht. VoA besteht in Bayern aus den Sektionen Memmingen, Schwaben, Unterallgäu und "Nomads" und hat insgesamt etwa 60 Mitglieder und Sympathisanten. Mittlerweile sei mit der Sektion "Preussen" jedoch auch ein Ableger außerhalb Bayerns gegründet worden, der in Hemer (Nordrhein-Westfalen) ein eigenes Clubhaus angemietet habe.
Im März 2023 habe die Polizei mehrere Objekte von Mitgliedern der Kameradschaft in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen durchsucht. Dabei stellten die Beamten neben einem gefälschten Impfpass auch ein verbotenes Messer sicher.
Das Hauptaugenmerk von VoA liege auf der Ausrichtung von Veranstaltungen, um den Zusammenhalt innerhalb der Vereinigung zu stärken. Außerdem organisiere "Voice of Anger" die Teilnahme an Skinheadkonzerten. Eine der Führungsfiguren, Benjamin E., vertreibe zudem mit seinem Szeneversandhandel "Oldschool Records" mit Sitz im Unterallgäuer Wolfertschwenden Szeneartikel und Tonträger. Mitglieder von "VoA - Nomads" gründeten im Jahr 2010 im Raum Kempten die Skinheadband "Kodex Frei".
VoA ist laut Verfassungsschutz derzeit eine der wenigen noch überregional aktiven Skinheadkameradschaften. Entgegen der sonst rückläufigen Entwicklung der Skinheadszene konnte VoA ihren Mitgliederbestand konstant halten und stellt damit die größte Skinheadgruppe in Bayern dar. Potenzielle Mitglieder müssen dem Bericht zufolge ein Aufnahmeverfahren ähnlich dem einer Rockergruppierung durchlaufen.
Im Jahr 2022 veranstaltete VoA Konzerte und ließ in ihren eigenen Räumlichkeiten am 2. April und am 25. Juni 2023 rechtsextremistische Bands auftreten. Eine größere Veranstaltung fand am 1. Oktober 2023 in Memmingen statt. Bei den etwa 60 dort anwesenden Personen handelte es sich vermutlich um die Teilnehmer einer Jubiläumsfeier zum 20-jährigen Bestehen der Skinheadgruppe.
AfD-Abgeordneter aus dem Allgäu ebenfalls im Visier der Verfassungshüter

Deran denen auch ein Allgäuer beteiligt war, war Schmid in einen ähnlichen Skandal auf einem Parteitag verwickelt. Er stand im Verdacht ausländerfeindliche Parolen in einer Disco gesungen zu haben, die Ermittlungen sahen aber bei dem AfD-Mann.
aus Babenhausen im Unterallgäu , wie 2024 bekannt wurde. Der ehemalige Kinderpfleger schaffte es 2023 über die Liste in den Landtag. Er gilt als Rechtsaußen in der Partei und fiel in der Vergangenheit bereits mehrfach durch seine Nähe zur als rechtsextremistisch eingestuften Identitären Bewegung auf. Bereits lang vor den rassistischen Grölereien auf Sylt,Bayerischer Verfassungsschutz beobachtet Verlag mit Sitz in Durach
Ebenfalls als rechtsextrem anzusehen sei laut Verfassungsschutz der Verlag "Anton A. Schmid" mit Sitz in Durach im Oberallgäu. Der Verlag vertreibe neben religiöser und verschwörungstheoretischer Literatur auch Werke "mit antisemitischen, geschichtsrevisionistischen und rechtsextremistischen Inhalten". Beispielsweise werde in dem durch den Verlag vertriebenen Buch "Hitler beging keinen Selbstmord" in antisemitischer Weise unterstellt, dass jüdisch-stämmige amerikanische Familien die Machtergreifung Hitlers aktiv herbeigeführt hätten.
Neben der von Mitgliedern von "Voice of Anger" gegründeten rechtsextremistischen Band "Kodex Frei" führt der Bayerische Verfassungsschutz noch weitere Bands auf, die im Allgäu anzusiedeln sind. So die Band "Antikonform", die seit 2022 aktiv sei. Ihre letzte Veröffentlichung stammt aus dem Jahr 2022 und heißt "Eine Frage der Ehre". Und auch die Band "Prolligans" aus dem Raum Allgäu sei rechtsextremistisch einzuordnen. Sie ist bereits seit 2004 aktiv. Zu den letzten Veröffentlichungen zählen "Nahrung für den Geist" (2017), die Compilation "Skinhead durch und durch" (2017) und die CD "Auf dem Abstellgleis" (2021).
Bayerischer Verfassungsschutz hat auch Rockergruppen im Allgäu im Blick
Der Bayerische Verfassungsschutz hat auch diverse Rockergruppen im Visier. Darunter die "Hells Angels". In ganz Bayern gebe es derzeit neun sogenannter "Charter" der Gruppierung. Neben Niederlassungen in Hof, Lindau und Nürnberg existieren demnach im Raum Chiemsee, im Raum Mühldorf und im Raum Passau weitere Charter. Drei weitere Charter seien im Großraum München angesiedelt.
Im Raum Lindau seien jedoch zusätzlich auch zwei Unterstützungsgruppen ("Supporter") der "Hells Angels" aktiv: die "Backyard Bloods" und der "Red Vikings MC". Ausführlichere Informationen zu den Rockergruppierungen im Allgäu finden Sie hier.