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Fachkräfte-Mangel im Allgäu: Wie er bekämpft werden kann

Arbeitsmarkt im Allgäu

Fachkräfte-Mangel im Allgäu: Wie er bekämpft werden kann

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    Vor allem die Gastronomie und Hotellerie ist vom Fachkräftemangel betroffen.
    Vor allem die Gastronomie und Hotellerie ist vom Fachkräftemangel betroffen. Foto: Christoph Soeder

    Fachkräftemangel – dieser Begriff taucht seit einigen Jahren ständig auf. An Zahlen festmachen lässt sich das Phänomen aber nur schwer. Warum das so ist, welche Besonderheiten der Allgäuer Arbeitsmarkt aufweist und wie der Mangel bekämpft werden kann, darüber sprach unsere Redaktion mit Experten aus der Region.

    „Es gibt nicht den einen Indikator für Fachkräftemangel“, sagt Armin Iqbal, Sprecher der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. Zwar führt die Behörde eine sogenannte Engpassanalyse durch, doch dabei gibt es einige Tücken. So würden nicht alle freien Arbeitsstellen gemeldet, weil etwa die Aussichten auf eine Besetzung nicht gut seien. Iqbal nennt ein Beispiel: „Fast jeder Gastronom sucht einen Koch.“ Weil aber nur wenige Bewerbungen auf die ausgeschriebenen Stellen eingingen, suchten Arbeitgeberinnen oftmals stattdessen per Mund-zu-Mund-Propaganda nach neuen Mitarbeitenden. Zudem seien nicht alle Arbeitssuchenden als solche registriert, sagt Iqbal und verweist beispielhaft auf Eltern in Erziehungszeit oder Arbeitnehmer, die nach anderen Jobs Ausschau halten. (Lesen Sie dazu auch: Berufs-Info-Tag virtuell: Die Ausbildungsmesse für daheim)

    Unschärfen entstehen außerdem bei der sogenannten Vakanzzeit – das ist die Phase, bis eine ausgeschriebene Stelle wieder besetzt ist. So gebe es Fälle, in denen Arbeitgeber eine soeben besetzte Stelle ausgeschrieben lassen, weil sie nicht eine, sondern zwei Fachkräfte brauchen oder weil in der Zwischenzeit eine weitere Mitarbeiterin gekündigt habe.

    Hotellerie und Gastronomie im Allgäu besonders vom Fachkräftemangel betroffen

    Vom Fachkräftemangel besonders betroffen sei im Allgäu die Hotellerie und Gastronomie, da die Branche in der Region stark vertreten sei, sagt Christian Fischer, Leiter des Fachbereichs Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer Schwaben. Auch im Handwerk wird dringend nach Fachkräften gesucht. Gefragt sind nach Angaben von Hans-Peter Rauch, Präsident der Handwerkskammer Schwaben, vor allem Mitarbeiter im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, aber auch Elektroniker, Bäcker oder Metzger. Einer der Gründespeziell im Handwerk sei die zunehmende Bedeutung des Klimaschutzes und die damit verbundene Nachfrage in den Bau- und Ausbauhandwerken.

    Was ist die Lösung des Problems? „Ausbilden, ausbilden, ausbilden“, sagt Fischer. Entscheidend sei, dass die Unternehmen sich und die duale Berufsausbildung attraktiv darstellten. Dabei verweist er auf mögliche Weiterbildungen. So sei zum Beispiel der Industriemeister auf Bachelor-Niveau und der technische Betriebswirt auf Master-Niveau einzustufen. Das seien starke Gründe für eine Ausbildung. „Danach stehen immer noch alle Wege offen“, sagt Fischer. Fachkräfte aus dem Ausland zu holen, könne dem Mangel ebenso entgegen wirken.

    Ob der Fachkräftemangel sich positiv auf die Löhne auswirkt, kann Iqbal nicht sagen. Der Lohn sei nur ein Faktor neben beispielsweise der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch soziale Netzwerke würden verstärkt für den Arbeitsmarkt genutzt. Dort werben Unternehmen gezielt um Arbeitnehmer.

    Warum gibt es einen Fachkräftemangel?

    Für den Fachkräftemangel gibt es laut Armin Iqbal, Sprecher der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen, verschiedene Gründe:

    • Demografie: Der demografische Wandel ist einer der Hauptgründe für den Fachkräftemangel. Es stehen weniger Menschen für den Arbeitsmarkt zur Verfügung, weil der Anteil der Erwerbsfähigen an der Gesamtbevölkerung sinkt.
    • Automatisierung/Digitalisierung: Durch die zunehmende Digitalisierung entstehen zwar neue Berufsfelder, diese müssen aber erst einmal von Fachkräften besetzt werden.
    • Mismatch-Arbeitslosigkeit: Davon ist die Rede, wenn die Qualifikation der Arbeitssuchenden und die offenen Stellen nicht zusammen passen oder der Sitz der Arbeitsstätte zu weit entfernt liegt.
    • Branchenspezifische Gründe: Je nach Branche gibt es verschiedene Gründe für den Fachkräftemangel. Nach der Fluchtbewegung im Jahr 2015 ist nach Angaben Iqbals zum Beispiel die Nachfrage nach Sozialpädagogen stark angestiegen. Ein ähnliches Phänomen habe es im Anschluss an die Einführung des Rechts auf Ganztagsbetreuung gegeben. Die Nachfrage nach Erzieherinnen und Kinderpflegern sei daraufhin nach oben geschnellt.

    Lesen Sie dazu auch: Allgäuer Firmen: So wird das Jahr 2022

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