Zehn Jahre lang hatte der FC Bayern das Abo auf der Meisterschale. Das wird sich beim Saisonfinale am Samstag (27. Mai) vermutlich ändern.
Bild: Peter Kneffel, dpa (Symbolbild)
Zehn Jahre lang hatte der FC Bayern das Abo auf der Meisterschale. Das wird sich beim Saisonfinale am Samstag (27. Mai) vermutlich ändern.
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"Wir gönnen der Borussia gar nichts, aber die Bayern haben die Meisterschaft auch nicht verdient", sagt Armin Demmler. Er ist Vorsitzender des FC Bayern Fanclubs "Rot Weiß Drei Rosen Baisweil" - und hat die turbulenten vergangenen Wochen beim deutschen Rekordmeister genau verfolgt.
Derzeit deutet vieles darauf hin, dass erstmals seit zehn Jahren nicht die Bayern am Ende der Saison ganz oben in der Bundesliga-Tabelle stehen und die Meisterschaft feiern. Vor dem 34. Spieltag steht der Verein aus München mit 68 Punkten hinter Borussia Dortmund nur auf Platz zwei der Tabelle.
Entsprechend enttäuscht sind auch die Allgäuer Fans - wenn auch nicht unbedingt überrascht. Die für eine Meisterschaft nötige Leistung hätte der FC Bayern in diesem Jahr schlicht nicht gebracht, sagt etwa Fanclub-Vorsitzender Demmler. Und dass der BVB am letzten Spieltag patzt und es doch noch für den Sprung auf den ersten Platz reicht, daran glaubt er nicht mehr.
Schon vor dem letzten Spieltag ist klar: Nicht nur wegen der Leistung auf dem Platz wird diese Saison in Erinnerung bleiben, auch daneben wurde der FC Hollywood diesem Spitznamen wieder einmal gerecht. Neben dem Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel standen vor allem zwei Funktionäre im Rampenlicht: Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidžić.
Zuletzt forderte etwa Lothar Matthäus einen Umbruch auf der Führungsebene des FC Bayern. "Es sieht so aus, dass es mit Oliver nicht weitergeht. Präsident Herbert Hainer könnte den Posten übergangsweise selbst besetzen. Der bisherige Finanz-Vorstand Jan-Christian Dreesen wäre eine starke langfristige Lösung", sagte Matthäus. Salihamidzic sei nah an Ehrenpräsident Uli Hoeneß, "das könnte ihn retten. Vielleicht braucht er aber im sportlichen Bereich einen starken Mann an seiner Seite. Sollte Karl-Heinz Rummenigge beratend wieder näher ans Tagesgeschäft heranrücken, wäre das sicher ein Vorteil".
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Dass über Rolle und Zukunft der beiden Funktionäre so viel diskutiert wurde, findet Bayern-Fan Demmler gerechtfertigt. „Kahn sollte mehr klare Aussagen treffen. Er ist nicht mehr so, wie er als Torwart beim FC Bayern war", sagt er. Sich so richtig mit dem Verein zu identifizieren, falle ihm aufgrund der aktuellen Situation schwerer und schwerer. Und nun droht auch noch, dass ausgerechnet der Rivale aus Dortmund die Schale in der Hand hält. Gegönnt hätte der 50-jährige diesen Erfolg lieber Teams wie Union Berlin oder dem SC Freiburg.
Den Blick schon nach vorne wirft Christian Wrzesinski, Mitglied des Vorstands beim Fanclub "Red Tigers Allgäu". „Ich bin mir sicher, der FC Bayern wird die richtigen Schlüsse ziehen. Der Verein wird aus dieser Krise verstärkt zurückkommen.“
Borussia Dortmund habe derzeit einen Lauf und vor allem einen guten Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft. Genau das, was dem FCB aktuell fehlt, findet der 59-jährige Bayern-Fan. Nach der Erfolgsserie der vergangenen Jahren seien die Spieler zudem satt. "Die anderen Vereine zeigen gerade mehr Ehrgeiz", sagt Wrzesinski - und nutzten so die Schwäche der Bayern, um sich den Titel zu erkämpfen.
Für Wrzesinski hat Salihamidžić bisher keinen Erfolg gebracht, sondern mehr Unruhe verbreitet. Intern fehle vor allem das Familiäre beim FC Bayern, findet der Fan. An den Titel glaubt er dieses Jahr deshalb zwar nicht - aber auch in Krisenzeiten steht er voller Überzeugung hinter dem Verein, betont er. (mit dpa)