Auf der traditionell stark frequentierten Fernpass-Straße geht es ab sofort noch deutlich langsamer voran als ohnehin schon. Mitten in der Ferienzeit hat das Land Tirol ein Tempo-50-Limit für den etwa 3,4 Kilometer langen Lermooser Tunnel verhängt. Bislang galt dort eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. „Die Tempobremse ist aufgrund fehlender Notausgänge sowie begeh- und befahrbarer Fluchtwege notwendig“, sagt Landesbaudirektor Christian Molzer. Eine Sicherheitsanalyse des 1984 errichteten Tunnels habe die Behörde zu diesem Schritt veranlasst.
Fernpass: Bis wann gilt Tempo 50?
Gelten soll diese Entscheidung bis mindestens 2029. Dann sollte der Lermooser Tunnel modernisiert und eine zweite Röhre bekommen haben. Im Juli beschloss die Tiroler Landesregierung das mindestens 200 Millionen Euro teure Projekt. Der Baubeginn ist laut einer Mitteilung des Lands für Ende 2025/Anfang 2026 geplant. Tiroler Politiker betonen jedoch, mit dem Projekt sei keine Kapazitätssteigerung der Fernpassstrecke verbunden. Vielmehr werde es auch künftig Lkw-Fahrverbote und Ampeln zur Blockabfertigung vor dem Tunnel geben. Das betonte Josef Geisler (ÖVP), stellvertretender Tiroler Landeshauptmann, gegenüber mehreren österreichischen Medien. (Lesen Sie auch: Tunnel am Fernpass: Gibt's Schiene statt Straße?)
Doch was verspricht sich die Politik dann stattdessen von dem Mega-Vorhaben am längsten Tiroler Straßentunnel? Es gehe um eine Entlastung der Anrainergemeinden bei unvermeidbaren Tunnelsperrungen, heißt es von der Regierung. Künftig müsste der Verkehr dann nicht mehr durch die Gemeinden Lermoos, Ehrwald und Biberwier umgeleitet werden, sondern durch die jeweils nicht betroffene Röhre. Das verhindere eine „massive Belastung“ für Anwohner und „gravierende Staus“.
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Zuletzt war der Tunnel im November 2021 komplett gesperrt. Dabei kam es in den engen Ortsdurchfahrten zum Teil zu chaotischen Zuständen. Sogar ein privater Sicherheitsdienst musste Lkw-Fahrer davon abhalten, durch die serpentinenreiche Biberwierer Durchgangsstraße zu fahren.
Geisler zufolge kann durch den Bau einer zweiten Röhre eine lange Totalsperre des Tunnels vermieden werden. Diese wäre ansonsten nötig, um die umfangreichen Sanierungsarbeiten in dem Bau von 1984 durchzuführen.
Lermooser Tunnel muss einen Monat lang komplett gesperrt werden
Der Plan der Regierung sieht deshalb vor, mit dem Bau der zweiten Röhre zu beginnen, noch ehe die eigentliche Sanierung startet. Autofahrer müssen sich dennoch auf Beeinträchtigungen einstellen. Neben dem Tempolimit von 50 km/h wird der Lermooser Tunnel für einen Monat komplett gesperrt werden müssen. Dies solle in der verkehrsärmeren Zeit erfolgen, heißt es von Seiten der Landesregierung. Für die Dauer von jeweils zwei Monaten seien außerdem eine Blockabfertigung und eine Nachtsperre notwendig. Nach der Fertigstellung der zweiten Röhre soll die umfassende Sanierung der bestehenden Tunnelröhre erfolgen. Die Dauer: bis zu anderthalb Jahre. Der Vorteil: Während dieser Zeit kann der gesamte Verkehr bereits durch die neue Tunnelröhre fließen.
Die Pläne für einen neuen Tunnel am Fernpass entwickeln sich derzeit jedoch zu einem Wahlkampfthema. Nachdem vor Jahren ein Bau eines Tunnels bereits fix schien, brachte die Landesregierung aus ÖVP und Grünen in dieser Legislaturperiode nichts zustande. Pläne verschwanden wieder in der Schublade. Vor der vorgezogenen Tiroler Landtagswahl im Herbst nimmt das Thema aber wieder Fahrt auf. So hat der liberale Spitzenkandidat Markus Moll (Neos) die bestehende Straßeninfrastruktur am Fernpass jetzt als „asozial gegenüber Europa“ bezeichnet. Und den Bau eines Tunnels zur Bedingung für eine Regierungsbeteiligung gemacht.
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