Birgit Kern-Harasymiw und ihr Team haben vor der Filmzeit-Premiere alle Hände voll zu tun.
Bild: Harald Langer
Birgit Kern-Harasymiw und ihr Team haben vor der Filmzeit-Premiere alle Hände voll zu tun.
Bild: Harald Langer
Birgit Kern-Harasymiws war skeptisch, als ihr Mann, der Künstler Roman Harasymiw, 2008 die „Filmzeit Kaufbeuren“ ins Leben rief. „Doch dann habe ich das Potenzial der Veranstaltung entdeckt“, sagt die 58-Jährige. Das Festival der Beiden ist über die Jahre gewachsen, und Birgit Kern-Harasymiw ist hineingewachsen in die Rolle der Organisatorin. Sie avancierte zu Kopf und Gesicht des Festivals, wofür sie heuer den Kunst- und Kulturpreis der Stadt Kaufbeuren erhalten hat.
Die PR-Frau stammt aus Duisburg. Nach Kaufbeuren gekommen sei sie der Liebe wegen – und geblieben. In ihrer PR-Agentur hat sie mit internationalen Firmen im Luxussegment, wie Swarovski, gearbeitet. Dabei hat sie immer wieder Berührungspunkte mit Kunst und Kultur gehabt. Und so war es keine Frage, ihre PR-Expertise einzubringen, als ihr Mann die Filmzeit gründete. Der „begeisterte Sohn seiner Heimatstadt“ sei überzeugt gewesen, damit kreative Köpfe ins Allgäu zu locken und die Kultur in der Region zu stärken. Das ist noch immer Ziel und Ansporn, sagt die Wahl-Allgäuerin. „Wir haben das Festival gemeinsam weiterentwickelt.“ Schließlich habe ihr Mann den Gedanken geäußert, aufzuhören. Da habe die Perfektionistin das Zepter übernommen.
Wie anspruchsvoll die Organisation ist, wird kurz vor der Premiere im Gespräch mit Kern-Harasymiw deutlich: Als ihr Telefon klingelt, nimmt sie erst nach vielen Entschuldigungen den wichtigen Anruf einer Jurorin entgegen, stimmt sich auf Zuruf mit ihren Mitarbeiterinnen ab und vereinbart Termine bis in die späten Abendstunden. Sie betont, dass die Veranstaltung ohne das starke Team aus acht Mitarbeitern und 18 Ehrenamtlichen nicht realisierbar wäre.
Besonders froh macht sie, dass inzwischen Moderatoren beim Festival mitwirken. Davor stand sie immer selbst auf der Bühne – und das sei ihr gar nicht so recht. „Ich bin eigentlich jemand, der anderen Leuten die Bühne schafft“, erklärt Kern-Harasymiw. Als Kommunikationsfrau agiere sie vorzugsweise im Hintergrund. Wenn es hart auf hart komme, übernehme sie jedoch alle Aufgaben.
„Es ist ein Jahresprojekt inzwischen“, sagt sie. Das liegt wohl nicht zuletzt an der Erweiterung des Festivals: Im vergangenen Jahr feierte der internationale Wettbewerb in Kempten und der Musikfilmwettbewerb in Immenstadt Premiere – mit Zusatzbelastung durch Corona. Die Organisation sei ein Horror gewesen, aber Kern-Harasymiw ist glücklich über die Erweiterung.
Nun kämpft das Team im zweiten Corona-Jahr mit denselben Hürden. „Es ist ein unglaublicher Kraftakt, die Leute herzuholen“, sagt sie über die Filmemacher, die sie gerne dabei hätte. Bei vielen hat sie es trotz der Corona-Beschränkungen geschafft, und so können Filmleute dem Publikum bei den Wettbewerben Rede und Antwort stehen.
„Ich bin immer wieder stolz auf unsere Auswahlkommission, wenn die Juroren das Programm loben“, sagt Kern-Harasymiw. Die sechsköpfige Gruppe diskutiere ausgiebig. Das Programm soll abwechslungsreich sein und neben schwierigen Themen auch leichte und humorvolle Beiträge beinhalten. Gefragt nach ihrem Lieblingsgenre kommt Kern-Harasymiw ins Grübeln. Herausheben möchte sie keins, gibt aber zu: „Ich bin froh, wenn lustige Filme dabei sind. Kino muss auch unterhalten.“ Dieses Jahr sei sie zudem berührt von manchen Dokumentarfilmen. Ganz besonders freue sie sich auf einen Filmemacher aus dem Ruhrgebiet, der in einem Musical das Kneipensterben im ländlichen Raum thematisiert. Als gebürtige Duisburgerin verspüre sie durch den Film ein Heimatgefühl.
Und wie entwickelt sich die Filmzeit in Zukunft? Davon hat sie eine genaue Vorstellung. Sie möchte das Festival auf fünf bis sechs Orte im Allgäu ausweiten. „Das wäre eine vernünftige Größe.“ Sie halte nichts davon, das Projekt zeitlich zu zerpflücken. Die Filmemacher sollen für das „Allgäu-Feeling“ die Möglichkeit haben, alle Veranstaltungen zu besuchen. Eines ist ihr besonders wichtig: die Region als Einheit stärken und jungen, kreativen Allgäuern eine attraktive Wirkungsstätte in der Heimat bieten.
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