Seit Dienstag ist klar: Der Lockdown in Deutschland wird bis Mitte Februar verlängert - damit bleiben auch Friseur-Läden zu. Muss man jetzt seinen Pony selbst kürzen? Die Ohren freischneiden? Nein, sagen Sven Blood aus Kaufbeuren und Alexandra Dorn aus Kempten. Verzweifeln müsse man aber auch nicht.
"Männer, Hände weg von der Schere!"
Herrenfriseur und Barbier "Sven Blood" aus Kaufbeuren rät Männern: "Hände weg von der Schere!" Mit einem guten Ausgangs-Schnitt und neuen Styling-Produkten könne jeder die Corona-Frisur überstehen. Vielleicht ist der Lockdown ja auch eine Chance auf einen neuen Look?
Obwohl er erst vor knapp zwei Jahren seinen klassischen Barbershop aufgemacht hat, obwohl er vom Frisieren lebt, obwohl er einen Angestellten bezahlen muss - der 33-Jährige sagt: "Leute, es sind nur Haare! Wir sehen doch jetzt alle ein bisschen wild aus..."
Deshalb sieht er private Anfragen von Kunden kritisch. "Es gibt einige schwarze Schafe, die jetzt als Kontaktperson beim Kunden schneiden. Wenn wir uns aber alle an die Regeln halten, und mithelfen, die Infektionszahlen zu senken, kann ich meinen Laden bald wieder öffnen", appelliert er.
Die Tipps von "Sven Blood"
- Der Style: Mit den richtigen Produkten bekommt man seine Haare auch jetzt noch unter Kontrolle. Wer seine Haare fixieren will, dem helfen feste Pomaden. Wer eher ein lockeren Look möchte, arbeitet auch bei längeren Haaren für ein mattes Finish mit sogenanntem Clay. Beachten sollte man: Ölbasierte Pomaden können mehrfach durchgekämmt und nachgestylt werden - wasserbasierte werden dagegen fest.
- Der Kahlschlag: Der Lockdown als Frisur-Chance? Wer jetzt seine Haare mit einem Trimmer abrasiert, kann ein paar neue Looks ausprobieren - und sich sicher sein: Die wachsen wieder nach. Pro Monat wächst das Haar etwa einen Zentimeter.
- Der Notfall: Mit einem Trimmer die Ohren und den Nacken frei schneiden lassen. Dazu immer die höchste Einstellung am Trimmer wählen und vorsichtig am Ohr und Genick entlangfahren. Wichtig: Eine Kontaktperson bitten, nie alleine Hand anlegen - sonst erreicht man kaum eine Symmetrie.
- Der Bart: Wer es nicht dem Erlanger Oberbürgermeister gleichtun will und seinen Bart behält, dem rät Barbier "Sven Blood", Bartöl zu verwenden. Denn durch das vermehrte Tragen der Masken trocknet der Bart eher aus und er benötigt mehr Pflege.
- Die Frage: Die Friseure sind im Lockdown. Viele beraten ihre Kunden auch per Mail oder am Telefon individuell.

"Ein guter Schnitt wächst mit"
Alexandra Dorn vom Kemptener Salon "Bobline" ist gerade viel am Telefon. Ihre Kunden melden sich mit Fragen oder wollen einen Termin für die Zeit nach dem Lockdown vereinbaren. Für Notfälle haben die Friseure jetzt auch einen Lieferservice eingerichtet. Hier können sich Kunden Farbe liefern lassen, sagt Dorn: "Das wird echt gut angenommen. Unsere Kunden sind uns treu."
Wenn allerdings Fragen nach dem Schnitt kommen, rät die Friseurin vor allem bei langen Haaren vom Selbstschneiden ab. Sie sagt: "Ein guter Schnitt wächst mit." Eine Erfahrung, die auch viele Kunden im ersten Lockdown gemacht haben. Die Friseurin rät zur Geduld und dazu, mit Frisuren zu überbrücken: "Tücher, Zöpfe oder etwas flechten. Das kann bei Erwachsenen wie Kindern über die schwierige Phase helfen."
In ihrem Salon, den Alexandra Dorn mit ihren Kolleginnen Carolin Walter und Antonia Dorn führt, arbeiten sie schon jetzt daran, für alle Kunden nach dem Lockdown wieder da zu sein. Sonst beraten sie vor allem auch Kunden mit schwierigem Haar, die zum Beispiel unter Schuppenflechte oder Haarausfall leiden. All das geht gerade nicht: "Wir vermissen, es unsere Kunden zu verwöhnen".
Die Tipps von Alexandra Dorn von "Bobline"
- Die Farbe: Vor allem der Ansatz wird bei gefärbtem Haar schnell zum Problem. Selbst zu färben funktioniert, aber Vorsicht! Um Pannen zu vermeiden, kommt es auf die richtige Haarfarbe an, am besten ist Farbe vom Friseur. Viele Salons bieten gerade Beratungen am Telefon, Lieferungen und eine Anleitung zur Farbe für zuhause an.
- Die Strähnen: Bei Strähnchen die Finger weg von Farbe! Hier kann beim Selbstfärben selten ein gutes Ergebnis erzielt werden, weil das Wissen und die richtige Technik fehlen. Ansatzsprays vom Friseur oder aus der Drogerie können zur Überbrückung helfen.
- Der Notfall: Niemals selbst die Haare schneiden! Und Finger weg von Haushalts- und Nagelscheren! Eine Kontaktperson kann beim Schnitt helfen und hat einen besseren Blick auf das Haar. Wenn geschnitten wird, ist es wichtig, das Haar abzuteilen und keine geraden Schnitte zu machen. Ist eine Strähne weg oder ein Loch im Haar, ist das später nur über Kompromisse zu retten. Bei kurzen Haaren kann auch vorsichtig der Nacken ausrasiert werden.
- Der Pony: Wer seinen Pony nachschneiden möchte, muss das gleiche beachten. Auch hier gilt: keine geraden Schnitte und Haare abteilen. Die Schere hält man am besten horizontal und pointiert ins Haar. Ein fransiger Schnitt bringt ein besseres Ergebnis.
- Das Styling: Zöpfe, Tücher oder Flechtfrisuren können die Zeit bis zum nächsten Friseurbesuch überbrücken. Fast jeder Schnitt kann auch nach vielen Wochen noch toll gestylt werden. Es lohnt sich also, zu warten, bis der Friseursalon des Vertrauens wieder öffnet.

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