Sie sind teilweise schon Auto gefahren, als die Anschallpflicht in Deutschland im Jahr 1976 eingeführt wurde: Seniorinnen und Senioren. Manche von ihnen denken darüber nach, den Führerschein aus Altersgründen abzugeben. Doch das ist ein großer Schritt. Einige Allgäuer Kommunen bieten daher ein Jahresnetzticket für den Öffentlichen Nahverkehr an, wenn Senioren ihre Fahrlizenz zurückgeben. Wo gibt es dieses Angebot und wie wird es angenommen?
Führerschein gegen ÖPNV-Ticket tauschen: In Memmingen wird das Angebot gut angenommen
Wenn Menschen ab 66 Jahren in Memmingen ihren Führerschein dauerhaft abgeben, erhalten sie seit 1. Juni 2023 eine kostenlose Senioren-Jahresnetzkarte des Verkehrsverbunds Mittelschwaben (VVM). Laut einer Sprecherin der Stadt Memmingen haben bisher 55 Menschen ihren Führerschein gegen das Jahresticket eingetauscht. "Wir sind mit dieser Zahl sehr zufrieden", sagt Martin Kreutner vom VVM. Vorerst werde das Angebot auch nicht verändert. Nach Ablauf des ersten Jahres erhalten Seniorinnen und Senioren die Jahresnetzkarte für 300 Euro pro Jahr.
Stadt Kaufbeuren bereits seit 2017 dabei
In der Stadt Kaufbeuren hat das Konzept "Führerschein gegen ÖPNV" bereits seit dem Jahr 2017 Bestand. Seither haben laut Pressesprecher Christoph Rothe 297 Bürgerinnen und Bürger ihren Führerschein abgegeben. 287 davon haben sich das ÖPNV-Ticket abgeholt, heißt es. Während der Corona-Pandemie gab es weniger Interesse an dem Angebot, das hat sich inzwischen wieder geändert. "Die Zahlen steigen wieder deutlich an", sagt Rothe. Vonseiten der Stadt gebe es daher auch keinen Bedarf, das Programm auszuweiten. Unter jenen, die den Führerschein abgegeben haben, ist ein Kaufbeurer, der sich und andere im Verkehr nicht in Gefahr bringen wollte. Jetzt nutzt er ausschließlich Bus und Bahn. Er rate auch anderen, die Zweifel an ihrer Fahrtauglichkeit haben, den Schein abzugeben, sagt der Senior aus Kaufbeuren.
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Weder im Ost- noch im Oberallgäu gibt es das Modell
Und wie sieht es in den Allgäuer Landkreisen aus? Stefan Leonhart vom Ostallgäuer Landratsamt teilt mit, dass es in dem Landkreis kein derartiges Konzept gebe. "Das Modell wird in unserem Landkreis derzeit nicht verfolgt", sagt auch Pressesprecherin Anja Neuhauser vom Oberallgäuer Landratsamt. Der Grund dafür sei vor allem die geringe Nachfrage.
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Landkreis Unterallgäu macht Angebot in den vergangenen Jahren attraktiver
Im Unterallgäu läuft die Aktion, wie auch in Kaufbeuren, seit 2017. Seitdem haben laut Pressesprecherin Sylvia Rustler 240 Personen davon Gebrauch gemacht. Jedoch tauschen aktuell nicht mehr so viele Menschen ihren Führerschein ein wie zu Beginn der Aktion. Waren es im ersten Jahr noch 78 Personen, gab 2023 nur noch 25 Personen den Führerschein ab. Seit 2019 arbeite der Landkreis daran, das Angebot attraktiver zu machen. Inzwischen können Senioren den Flexibus nutzen, ein Bus der auf Wunsch zur Haltestelle kommt, sowie auch in Bad Wörishofen fahren.
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