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Fünf Mythen zu Energiesparen und Stromversorgung - und was Experten dazu sagen

Serie „Der Klima-Check“, Teil 7

Fünf Mythen zu Energiesparen und Stromversorgung - und was Experten dazu sagen

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    Wie heiß muss ich meine Wäsche waschen, damit sie wirklich sauber wird?
    Wie heiß muss ich meine Wäsche waschen, damit sie wirklich sauber wird? Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Bayern will bis 2040 klimaneutral werden. Manche Allgäuer Kommune hat sich sogar noch ehrgeizigere Ziele gesetzt. Um diese zu erreichen und in der Region nachhaltig etwas zu verändern, sind viele Aspekte wichtig. Vom Bau neuer Windräder über den Umgang mit Abfall bis zum Pflanzen von Bäumen. In unserer Serie „Der Klima-Check“ greifen wir jeden Samstag einen Gesichtspunkt auf, informieren über den Stand der Dinge – und zeigen auf, was noch getan werden muss. Heute geht es um die Frage: Wie kann ich wirklich Strom sparen – und was ist nur ein Mythos?

    Täglich werden wir mit Informationen überflutet. Nicht alles ist richtig, manches Mal werden Halbwahrheiten oder Mythen verbreitet – und auf manche Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Das gilt auch fürs Energiesparen und die Energieversorgung. Spätestens wenn die Stromrechnung steigt, wollen viele Menschen handeln. Fünf Mythen haben wir beispielhaft mit Fachleuten aus dem Allgäu beleuchtet. Die Liste ist jedoch länger. Zum Beispiel „Der Backofen muss vorgeheizt werden.“ Stimmt bei den meisten Gerichten jedoch nicht. Aufläufe, Kuchen oder Braten gelingen genauso gut, wenn sie schon während des Aufheizens im Backofen stehen. Vorheizen im leeren Ofen verbraucht also unnötig Strom.

    Mythos 1: „Die Stromversorgung bricht zusammen, wenn nachts alle E-Autos gleichzeitig geladen werden.“

    Stimmt nicht, sagen die AllgäuNetz GmbH und der LVN (LEW Verteilnetz GmbH). Ihre Begründung: Nachts gibt es deutlich weniger Bedarf von anderen Verbrauchern im Stromnetz. Selbst für den theoretischen Fall, dass alle gleichzeitig nachts laden, würden die Kapazitäten der Netze in den meisten Fällen ausreichen. Ein Privathaushalt habe in der Regel eine Ladeleistung von elf Kilowatt, von der das Fahrzeug im Durchschnitt zwischen 60 und 80 Prozent nutzt. Hinzukommt, dass immer mehr Haushalte, die ein E-Auto haben, auch eine Photovoltaikanlage besitzen und versuchen, ihr Fahrzeug tagsüber zu laden oder den Batteriespeicher nachts dafür nutzen. Bei einer Reichweite von 300 bis 450 Kilometern und einem durchschnittlichen Radius von 50 Kilometern pro Tag, den die Deutschen zurücklegen, müsse nicht jeden Abend voll geladen werden.

    Mythos 2: „Ich habe kein Problem bei einem Stromausfall – ich habe ja eine Photovoltaikanlage (PV).“

    Stimmt nicht ganz, sagen AllgäuNetz GmbH und der LVN. Entscheidend sei, ob die PV-Anlage über einen Wechselrichter verfügt, der „ersatzstromfähig“ ist. Von ihm hängt ab, ob die PV-Anlage im Falle eines Stromausfalls Strom erzeugen und in den betroffenen Haushalt einspeisen kann. Ist der Wechselrichter „ersatzstromfähig“, muss als zweite Voraussetzung die Hausanlage im sogenannten Inselbetrieb vom öffentlichen Stromnetz trennbar sein. „Dann kann der durch die PV-Anlage erzeugte Strom während eines Stromausfalls genutzt werden“, sagen die Experten. Ist der Wechselrichter nicht „ersatzstromfähig“, sei man wie jeder andere auch vom Stromausfall betroffen. Selbst, wenn ein Batteriespeicher im Keller steht. Manche Batteriespeicher haben eine Steckdose. Dort können Geräte immerhin direkt angesteckt werden. Natürlich nur so lange, bis er leer ist.
    (Lesen Sie auch: Grundsätzlich kann jeder ein Windrad bauen - Was man dabei beachten muss)

    Mythos 3: "Ein voller Kühlschrank verbraucht mehr Energie als ein leerer."

    Weit verbreitet ist die Meinung, dass ein Kühlschrank umso mehr Energie benötigt, je voller er ist. Falsch, sagt Martin Sambale, Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrum Allgäu (Eza) in Kempten. Der Gedanke, der dahinter stecke, sei grundsätzlich richtig. „In der Tat muss zwar jedes Lebensmittel, das in den Kühlschrank gestellt wird, gekühlt werden und bringt warme Umgebungstemperatur in den Kühlschrank.“

    In der Praxis sei allerdings ein anderer Effekt größer. „Die Lebensmittel funktionieren als Kältespeicher“, erklärt Sambale. „Wenn Sie die Tür eines leeren Kühlschranks öffnen, wird die Luft darin schnell warm. Bei einem vollen Kühlschrank hingegen wird die Kälte in den Lebensmitteln gespeichert.“ Insgesamt verbrauche daher ein voller Kühlschrank etwas weniger Energie als ein leerer – auch wenn es kurios klingt.

    Mythos 4: „Es spart Energie, die Heizung bei Abwesenheit immer herunterzudrehen.“

    Jain, sagt Eza-Geschäftsführer Martin Sambale auf die Frage, ob es sinnvoll ist, im Winter jedes Mal beim Verlassen des Hauses die Heizung abzudrehen. „Generell lässt sich sagen: Je undichter und weniger gedämmt ein Haus ist, umso empfehlenswerter ist eine Heizungsabsenkung – nachts, aber auch tagsüber, wenn alle Bewohner außer Haus sind.“ Denn ein Großteil der Wärme gehe in einem ungedämmten Altbau verloren. Man sollte die Thermostatventile aber nicht komplett auf Null drehen, sondern die Raumtemperatur um ein bis drei Grad reduzieren – schon bei einer Abwesenheit von drei bis vier Stunden. „Bei energieoptimierten, gut gedämmten Häusern empfiehlt es sich dagegen, konstant, aber mit vergleichsweise niedrigen Temperaturen durchzuheizen – auch dann, wenn die Bewohner beispielsweise beim Arbeiten sind“, sagt Sambale. Die Wärme bleibe im Haus.

    Mythos 5: „Wäsche wird nur bei 60 Grad oder mehr richtig sauber.“

    Neben Kühl- und Gefriergeräten zählen Waschmaschinen zu den größten Stromfressern im Haushalt – vor allem bei hohen Waschtemperaturen. „Doch die Zeiten sind vorbei, in denen galt, dass Wäsche nur bei 60 Grad und mehr richtig sauber wird“, sagt Eza-Geschäftsführer Martin Sambale. Denn heutige Waschmittel würden deutlich geringere Waschtemperaturen erlauben. „Im Normalfall sind 30 oder 40 Grad Waschtemperatur ausreichend.“ Schon bei einer Waschtemperatur von 30 statt 40 Grad sinkt der Stromverbrauch um 30 Prozent, bei 40 statt 60 Grad um über 40 Prozent. Kochwaschprogramme bei 90 Grad seien nicht mehr notwendig. Selbst bei stark verschmutzter oder heller Wäsche genüge meist 60 Grad, um die Wäsche hygienisch sauber zu bekommen. Ein weiterer unwahrer Mythos sei, dass nachts waschen billiger sei als tagsüber. Denn billigeren Nachtstrom gebe es in der Regel nicht mehr, so Sambale.

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