Aus Reute bei Bad Waldsee in Oberschwaben war der Fanfarenzug angereist. Auch seine Darbietungen kamen beim Publikum gut an.
Bild: Peter Samer
Aus Reute bei Bad Waldsee in Oberschwaben war der Fanfarenzug angereist. Auch seine Darbietungen kamen beim Publikum gut an.
Bild: Peter Samer
Über historische Umzüge mit modische Brillengestelle tragenden Landsknechten in der wehrhaften Stadt am Lech wird nie mehr zu berichten sein. Füssener Bürgerinnen und Bürger und ihre vielen Gäste blickten am vergangenen Wochenende zurück auf die Zeit um 1500, als Kaiser Maximilian I. – „der letzte Ritter“ – hier Feste feierte, den Gottesdienst besuchte, fischte und jagte. Das neue Veranstaltungskonzept, um ein solches geschichtliches Ereignis in Erinnerung zu rufen, ist den Teams von Füssen Tourismus und Marketing und der spezialisierten Agentur Bavamont zu danken. Das breitgefächerte Angebot lief unter dem Titel „Füssen in der Renaissance“ am Freitagnachmittag unter starkem Regen an und glänzte danach zwei sonnige Tage lang.
Die zahlreichen Marktleute im Freybergpark am Bahnhof präsentierten einer am Sonntag wachsenden Schar von Besuchern ihr Angebot. Aber die eigentliche Attraktion auf grüner Wiese waren die Falknervorführungen. Abstand haltend und im Halbkreis stehend wurde die Schau verfolgt.
Schauplatzwechsel: Große Augen machte der zweijährige Emilian aus Geislingen an der Steige, als er mit seiner Mutter und zahlreichen Zuschauern am Schrannenplatz gegen Mittag den Fahnenschwingern zusehen durfte. Hatte er solche Vorführungen schon einmal gesehen? Emilian schüttelte den Kopf. Es gab Erklärungen zu dieser eindrucksvollen Demonstration der Gruppe. Zum neuen Konzept, Stadtgeschichte vorzustellen – und die ist im frühen Füssen einzigartig – zählten Führungen. Alle waren gut besucht, soweit es überschaubar war. Der am Samstagnachmittag angebotene Vortrag war es allerdings nicht: Dr. Christoph Böhm referierte im Colloquium über „Füssen und Kaiser Maximilian I.“ vor sechs Zuhörern. Ein Vorschlag: schon am frühen Freitagabend – dem ersten von drei Veranstaltungstagen – einen solchen Vortrag anbieten. In Füssen gibt es ein Publikum mit Interesse an Vorträgen. Was Böhm an Informationen über die Kaiserbesuche vor ausgewählten projizierten Bildern innerhalb einer Stunde bot, war stark. Zum Schmunzeln: Maximilian zu Pferd ist wie ein normaler Reisender gekleidet – so eine Zeichnung – und zieht sich erst vor der Stadt um. Zweites Beispiel: Als Angler trägt er Krone und seinen prächtigen Mantel!
In der am Samstagnachmittag dicht bevölkerten Fußgängerzone tauchten Knirpse in T-Shirts mit Schwertern aus Plastik auf. Die eine oder andere Dame im historischen Gwand war hier auf der Suche nach weiteren Vertreterinnen ihres Standes.
Und die „Kaisertafel“ vor der Stadtapotheke ist wohl Geschichte. Die Adligen fanden ihren gebührenden Platz in der Reichenstraße 23 neben „Wäsche Schwenger“. Freundlich ließ sich der 28-jährige Andreas Gobber aus Reutte hier als Kaiser fotografieren. Seine Gattin wurde von Corinna Sutter dargestellt. Die Kemptenerin hat keine Ähnlichkeit mit des Kaisers zweiter Ehefrau, die Böhm in seinem fundierten Vortrag als gar nicht hübsch, jedoch schwerreich beschrieb.
Mit dem Fanfarenzug Reute aus Bad Waldsee in Oberschwaben zogen Passanten am frühen Abend zum Magnusplatz und still weiter ins Kloster St. Mang, wo bei freiem Eintritt mit dem Füssener Consort zu einem „Renaissancekonzert“ eingeladen wurde.