Die aus der Ukraine geflüchtete Pianistin Ulyana Pinaieva stimmt gemeinsam mit Geiger John Westerdoll ein Volkslied aus ihrer Heimat an.
Bild: Werner Hacker
Die aus der Ukraine geflüchtete Pianistin Ulyana Pinaieva stimmt gemeinsam mit Geiger John Westerdoll ein Volkslied aus ihrer Heimat an.
Bild: Werner Hacker
Das mit viel Beifall aufgenommene Benefizkonzert für die Ukraine gestalteten in der Füssener Christuskirche ein Dutzend Mitwirkende aus der Allgäuer und internationalen Musikszene. Herzlich begrüßt wurde die Zuhörerschar von Peter Neubert. Der Pfarrer der evangelisch-lutherischen Gemeinde unterstrich nach 90 Minuten mit Instrumentalstücken und Songs: „Wir sind hier die Beschenkten.“
Ein solches „Geschenk“ zu machen war die Idee von Toni Wiedemann, der gleich in mehreren Funktionen auftrat. Er hatte Künstler und Programm zusammengestellt, moderierte den Abend und trat selbst als Bassist der Gruppe Barons & Pearls auf. Wiedemann, noch bekannt aus seiner Zeit als Rektor des Gymnasiums Füssen, hatte beim Pfarrer offene Ohren für das soziale Projekt gefunden. Die beiden lernten sich dabei erst kennen, was daran liegt, dass der Pfarrer erst seit eineinhalb Jahren in Füssen wirkt, in einer Zeit, in der aus Gesundheitsschutzgründen Kulturveranstaltungen nicht stattfinden konnten. Für Luis Keller, Elena Hofer und Philipp Maul, alle an der Gitarre, eröffnete sich an diesem Abend die Chance, ihr an der Sing- und Musikschule Füssen ausgebildetes Können zu demonstrieren – was ihnen gelang. Der starke Beifall für die einzelnen Auftritte war der Beweis.
Eröffnet wurde das Konzerts mit einer Kirchensonate von Mozart von der Empore aus. Wiedemann bat die Streicher John Westerdoll, Barbara Kyriakou, Georg Albeck, bekannt als Geigenbauer, und Organistin Ulyana Pinaieva vor den Altarraum, wo sie vom Publikum gefeiert wurden. Die Musikstudentin aus der Ukraine war mit ihrer Mutter und ihrem Bruder vor zwei Wochen geflohen. Die Familie wurde von Natalia Panina unterstützt. Die Direktorin und Organisatorin des Klavierfestivals Clavis lebt in Füssen. Wiedemann sagte vor den Soloauftritt am Flügel: Ulyana, die schon mehrere Preise gewonnen hat, „wird uns mit ihrem Spiel und Claude Debussy beglücken“. Nachdem der stürmische Beifall für sie abgeklungen war, nahm Oliver Miller von Barons & Pearls am Tasteninstrument Platz und bewies viel Spielfreude gemeinsam mit Wiedemann am Bass. Sängerin Miriam Westerdoll begeisterte danach mit bekannten Songs wie „Smile“ (von Charlie Chaplin, der Musik für seine Filme selbst komponiert hatte) und „Blue Moon“.
Organisator Wiedemann, der auch als sensibler Gitarrenbegleiter der Sängerin zu erleben war, hatte zumindest ein Hunderter-Publikum erwartet. Auch Pfarrer Neubert merkte gegenüber unserer Zeitung angesichts von annähernd 70 Zuhörern an, dass er mehr erwartet hatte, „weil hier bekannte Musiker dabei waren“. Die Mitwirkenden aus völlig unterschiedlichen musikalischen Stilrichtungen fanden zum Konzertschluss bei einem ukrainischen Volkslied zusammen, das instrumental zu Gehör gebracht wurde.
Die Spende geht wie die aus der fast gleichzeitigen Veranstaltung auf Uli Pickls Hopfenseebühne an Humedica Kaufbeuren. Die Hilfsorganisation versorgt über Partner vor Ort aus den Kriegsgebieten Geflüchtete beiderseits der Grenzen.