Sonderausstellung

Countdown läuft für „Sehnsucht nach Heimat“ in Füssen

Trachtler

Zur Sonderausstellung über die Trachtenkultur im Füssener Land hat der Allgäuer Zeitungsverlag ein Begleitheft herausgegeben, das nun präsentiert wurde (von links): Juniorberaterin Vreni Haslach, Initiator Richard Hartmann, Monika Hoede von der Trachtenkultur-Beratung des Bezirks Schwaben, Museumsleiter Dr. Anton Englert und Christian Schneider, der Geschäftsstellenleiter der AZ in Füssen.

Bild: Heinz Sturm

Zur Sonderausstellung über die Trachtenkultur im Füssener Land hat der Allgäuer Zeitungsverlag ein Begleitheft herausgegeben, das nun präsentiert wurde (von links): Juniorberaterin Vreni Haslach, Initiator Richard Hartmann, Monika Hoede von der Trachtenkultur-Beratung des Bezirks Schwaben, Museumsleiter Dr. Anton Englert und Christian Schneider, der Geschäftsstellenleiter der AZ in Füssen.

Bild: Heinz Sturm

Letzte Arbeiten im Museum der Stadt laufen. Was Besucher ab 30. Juli über die Trachtenkultur im Füssener Land lernen können.
25.07.2021 | Stand: 12:00 Uhr

Das ist der Vorführeffekt: Als Richard Hartmann die Beleuchtung einschalten will, um die typische Tracht des Füssener Landes ins rechte Licht zu setzen, haut’s die Sicherung raus. Alles halb so schlimm, kurze Zeit später strahlt die Beleuchtung, so wie Hartmann. Nimmt doch das Projekt, das er initiiert hat, immer mehr Gestalt an: Im Museum der Stadt Füssen arbeiten an diesem Tag einige Personen eifrig am Aufbau der Sonderausstellung „Sehnsucht nach Heimat – Trachtenkultur im Füssener Land“. Die ist ab Freitag, 30. Juli, für Museumsbesucher geöffnet und wird bis ins nächste Jahr laufen.

Es geht um mehr, als alte Lederhosen und Dirndl zu zeigen: Wie berichtet, will die Sonderausstellung das Füssener Kulturphänomen der Tracht aus vielen Blickwinkeln beleuchten. Und dieses Phänomen ist über viele Generationen gewachsen: Vor über 120 Jahren wuchs die Bevölkerung Füssens deutlich an, viele Arbeiter aus anderen Teilen Bayerns kamen in die Lechstadt. Auslöser dafür war die Gründung der „Mechanischen Seilerwarenfabrik“.

Zeit der Vereinsgründungen

„Zum Ende der Monarchie in der schönen Friedenszeit wurden viele Vereine gegründet“, sagt Museumsleiter Dr. Anton Englert: So gab es in Füssen um 1900 unter anderem einen Rauchclub, einen Kasinoverein oder einen Böhmisch-Slawischen Verein. Die aus Oberbayern stammenden Arbeiter wiederum brachten ihre Tracht und ihre Bräuche mit, sie entwickelten ihre eigene Freizeitkultur – das war sozusagen die Initialzündung für die Gründung der Füssener Trachtenvereine ab 1900.

Vom Ende der Monarchie über die Weimarer Republik und die NS-Diktatur bis heute habe sich die Trachtenbewegung gehalten. Und so wie die Fabrikarbeiter sich in den Trachtenvereinen einst ein Stück Heimat schufen, gehe es auch heute in der Zeit der Globalisierung um Heimat, sagt Englert.

Der Museumsleiter wurde bei der Vorbereitung der Sonderausstellung nicht nur von den Trachtenvereinen und Richard Hartmann tatkräftig unterstützt, sondern auch von Monika Hoede von der Trachtenkultur-Beratung des Bezirks Schwaben. Eine ihrer Erkenntnisse bei der Vorbereitung der Ausstellung: „Die Gebirgstracht ist wirklich für den Schuhplattler konzipiert worden“ – ein anspruchsvoller Tanz, der aber auch Spaß mache.

"Wahre Schätze" der Stadtgeschichte

„Unheimlich viel Spaß“ hatte auch Hartmann bei der Vorbereitung, selbst wenn sie mit viel Arbeit verbunden war. Doch das habe sich gelohnt, ist er überzeugt: Denn die Vereine hätte ihr Wissen über ihre Geschichte vertiefen können. Schon früher hatte er darauf verwiesen, dass die Vereine ihre Archive erforscht und alte, teilweise in Sütterlin geschriebene Vereinschroniken neu erfasst und für die Nachwelt gesichert hatten. Dabei seien „wahre Schätze“ in den Protokollbüchern entdeckt worden, es finde sich hier „Stadtgeschichte ersten Ranges“.

Spannende Geschichten

Vieles von diesen spannenden Geschichten findet sich in einem kostenfreien Begleitheft, dass der Allgäuer Zeitungsverlag zu der Sonderausstellung herausgibt. Für diese Kooperation sei er „sehr, sehr dankbar“, sagt Museumsleiter Englert. Es sei ein sehr schönes Begleitheft geworden, das den Besuchern die Möglichkeit gebe, die vielen Informationen der Ausstellung auch zu Hause nachlesen zu können.