Füssen ist die südlichste der drei Ostallgäuer Städte. Der Lech fließt von dort aus weiter durch den Landkreis.
Bild: Benedikt Siegert
Füssen ist die südlichste der drei Ostallgäuer Städte. Der Lech fließt von dort aus weiter durch den Landkreis.
Bild: Benedikt Siegert
Noch immer rätseln manche Norddeutschen, wofür denn das Autokennzeichen OAL steht. Aus gutem Grund. Denn den Landkreis OstALlgäu gibt es erst seit 50 Jahren. Er ging aus der Gebietsreform in Bayern am 1. Juli 1972 hervor - und zwar aus dem alten Landkreis Marktoberdorf (mit Ausnahme der Gemeinde Ingenried) sowie den Gemeinden des Landkreises Füssen und Kaufbeuren (außer Hirschzell und Oberbeuren und einigen Gemeinden, die zum Landkreis Landsberg bzw. Unterallgäu kamen). Kaufbeuren liegt zwar mitten im Ostallgäu, ist aber eine kreisfreie Stadt.
Natürlich gibt es eine Geschichte vor der noch kurzen Landkreis-Geschichte: Füssen, die südlichste Stadt, geht auf einen römischen Stützpunkt an der Via Claudia Augusta zurück. Einige Historiker gehen dort von einer 2000-jährige Geschichte aus. Funde aus der Römerzeit gibt es vielerorts im Ostallgäu, beispielsweise am Fuße des Tegelbergs bei Schwangau. 1966 und 1996 legten Arbeiter beim Bau der Tegelbergbahn sowie der Sommerrodelbahn römische Gebäude-Überreste frei. Oder etwa das Römerbadgelände im Marktoberdorfer Ortsteil Kohlhunden.
Bis 1803 gehörte das meiste Gebiet des heutigen Ostallgäus zum Hochstift Augsburg. 1939 wurde schließlich wie im gesamten Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt - im Falle des späteren Ostallgäus eben Füssen, Kaufbeuren und Marktoberdorf. Das Ostallgäu umfasst heute 45 Gemeinden und von Nord nach Süd gesehen die drei Städte Füssen, Marktoberdorf und Füssen.
Weltbekannt im Ostallgäu ist natürlich das Schloss Neuschwanstein. Es war war das letzte Bauprojekt des "Märchenkönigs" Ludwig II. von Bayern. Der Grundstein wurde am 5. September 1869 gelegt, der Bau dauerte über 20 Jahre. Etwa 1,3 Millionen Menschen besuchen laut der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung pro Jahr Neuschwanstein.
Etwas weniger Besucher sind es im Schloss Hohenschwangau, das auf eine Burg im 12. Jahrhundert zurückgeht. Überhaupt gibt es im Ostallgäu noch heute zahlreiche mittelalterliche Burgen: Etwa die Burgruinen Freyberg und Eisenberg oder die Burgruine Falkenstein. Überreste von Burganlagen finden sich zudem oberhalb von Hopfen am See und bei Nesselwang.
Der größte See im Ostallgäu ist ein Werk des Menschen: 15,2 Quadratkilometer Fläche hat der Forggensee. Und auch wenn kein natürlicher See ist, liegt der Forggensee zumindest in einem Becken, das nach der letzten Eiszeit noch von einem weitaus größeren See ausgefüllt war. Der Bau der Forggensee-Talsperre begann Anfang 1951, einige Dörfer mussten für den Stausee aufgegeben werden. Heute ist der Forggensee neben der Stromerzeugung ein Rückhaltebecken für die Schneeschmelze im Frühjahr. Im Sommer tummeln sich vor allem Wassersportler und Segler auf dem flächenmäßig größten Stausee Deutschlands.
Ruhiger und vor allem idyllisch geht es an den Naturseen vor allem im südlichen Ostallgäu zu. Nicht erst durch Kluftiger-Krimis bekannt ist der Alatsee bei Füssen. Vor allem deshalb, weil nach einigen Metern Tiefe das mysteriöse Geheimnis des Sees beginnt: Dort ist das Wasser plötzlich purpurrot. Grund dafür ist eine starke Konzentration von Purpur-Schwefelbakterien. An die Oberfläche kommen den Bakterien nicht, für Schwimmer ist also alles unproblematisch. Immerhin 2,3 km lang ist der unterhalb des Alatsees gelegende Weißensee, seine Fläche beläuft sich auf 1,35 Quadratkilometer. Unmittlebar beim Schloss Hohenschwangau liegt der malerische Alpsee, in dem König Ludwig II. zu Lebzeiten oft geschwommen sein soll. Bei Campingfans beliebt sind der Hopfensee und der Bannwaldsee - denn dort gibt es größere Campingplätze mitten in der malerischen Voralpen-Kulisse.
Nach Garmisch-Partenkirchen ist das Ostallgäu der am dünnsten besiedelte Landkreis in Südbayern. Weil die kreisfreie Stadt Kaufbeuren nicht zum Landkreis zählt, gibt es im Ostallgäu nur ein Städte-Trio:
Derzeitige Landrätin ist die CSU-Politikerin Rita Zinnecker.
Ins südliche Ostallgäu führt die Autobahn A7, die mit 962,2 Kilometern die längste Autobahn Deutschlands. Sie endet am Grenztunnel bei Füssen, an dessen Südportal befindet man sich bereits im angrenzenden Tirol. Die A7 ist mit der in Österreich weiterführenden Fernpass-Strecke eine viel befahrene Route nach Italien.
Für eine ländliche Region hat das Ostallgäu erstaunlich viele Industierbetriebe, die in ihren Branchen teils weltweit bekannt sind. 1997 übernahm der AGCO-Konzern das Marktoberdorfer Familienunternehmen Fendt und fertigt dort weiterhin Traktoren. Fendt hat heute rund 6102 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von gut 8,41 Milliarden Euro. In Pfronten im südlichen Ostallgäu entwickelte sich ab dem 14. Jahrhundert die Handwerkstradition der Mächler. Der 1775 geborene Thomas Haff startete als Uhrmachermeister und entwickelte dann ab der Jahrhundertwende Vermessungswerkzeuge und Zeichengeräte - der Startschuß der noch heute aktive Firma "Haff Feinmechanik". In Pfronten ist auch auch die Firma Maho, die mittlerweile zur Deckelgruppe gehört. Maho ging aus einer Reißzeugfabrik hervor und ist heute ein großer Maschinenbaubetrieb mit rund 1250 Mitarbeitern. Ebenfalls im Maschinenbau aktiv ist die Firma "Bihler" in Halblech. Der Flugzeugmechaniker Otto Bihler startete das Unternehmen Anfang der 1950er mit dem Bau von Federwindeautomaten und später Stanzbiegeautomaten.
Das Ostallgäu ist besonders im Sommer und Herbst bei Bergwanderen beliebt. Am Tegelberg bei Schwangau und dem Breitenberg bei Pfronten erleichtern Bergbahnen den Einstieg in die Bergwelt. Beliebte Gipfel in für Bergwanderer sind in Pfronten der Aggenstein (von der Hochalpe am Breitenberg aus), sowie das Brentenjoch (bereits auf Tiroler Gebiet).
Hinter Schwangau liegen die Ammergauer Alpen mit den höchsten Ostallgäuer Gipfel, der Hochplatte (2082 m.) Weitere Berge in den Ammergauern sind der Hoher Straußberg (1933 m), Alpleskopf (1905 m), Gabelschrofen (1989 m) und die Krähe (2010 m). Der Hausberg von Füssen ist der Säuling (2047 m) und deshlab wohl der bekannteste Gipfel der Ammergauer Alpen. Er kann sowohl von Hohenschwangau aus als auch von Pflach aus im benachbarten Tirol bestiegen werden.
Beliebt bei Wanderen sind zudem die zahlreichen Berghütten wie die Ostlerhütte, das Tegelberghaus, Kenzenhütte, Rohrkopfhütte, Saloberlam oder die Drehhütte. Kletterer toben sich meist am Tegelberg aus, dort gibt es spezielle Klettersteige. Vom Breitenberg und Tegelberg starten Gleitschirm- und Drachenflieger zu ihren Flügen übers Ostallgäu.
Für Wintersportler gibt es im Ostallgäu kleinere Skigebiete: Am Breitenberg (Pfronten), Tegelberg (Füssen) und an der Alpspitze (Nesselwang).
Städte im Ostallgäu:
Märkte im Ostallgäu
Gemeinden im Ostallgäu:
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