Döner Agin Serhat versucht in seinem Döner-Imbiss in der Füssener Bahnhofstraße die Preis moderat zu halten. An ein paar Euro mehr werden aber auch die Döner-Freunde in Füssen wohl bald nicht mehr vorbeikommen.
Bild: Werner Hacker
Döner Agin Serhat versucht in seinem Döner-Imbiss in der Füssener Bahnhofstraße die Preis moderat zu halten. An ein paar Euro mehr werden aber auch die Döner-Freunde in Füssen wohl bald nicht mehr vorbeikommen.
Bild: Werner Hacker
Bei einem Verwandtenbesuch in Frankfurt am Main ist einem 70-jährigen Füssener der Appetit vergangen. Für den Döner, den er früher mit ein paar Münzen bezahlen konnte, hätte er mehr als nur einen Schein hinlegen müssen. Mit anderen Worten: in Hessen wurde jetzt die Zehn-Euro-Schallmauer durchbrochen. In der Bahnhofs- und der Luitpoldstraße in Füssen dagegen schießen die Preise für eine große Portion Fleisch im Fladenbrot – mit Soße und Salat – zur Freude von hungrigen jungen und ältern Leuten nicht wie anderswo steil in die Höhe.
Fraglich bleibt dabei allerdings, ob Agin Serhat und Murat Eroglu, Inhaber der Imbisse und Cafés in den genannten Straßen der Füssener Altstadt, mit ihren nach Übernahme oder Sanierung der Lokalitäten eingeführten – wie sie betonen – „moderaten Preissteigerungen“ tatsächlich wirtschaftlich im nächsten Jahr gut über die Runden kommen. Die beiden Inhaber haben im Gespräch mit unserer Zeitung vorsichtig angedeutet, dass sie bald mehr von der Kundschaft verlangen müssten als 5,50 oder 5,90 Euro pro Döner.
Die jugendlichen Gäste Luca, Luis und Chris wären – wie sie nach einer Stärkung auf der Terasse des sanierten Saray Kebap untereinander diskutierten – dazu bereit, bis zu acht Euro für einen Döner zu bezahlen. Chris, dem aber 7,50 Euro lieber wären, meint: „Uns schmeckt es hier sehr gut.“ Deshalb würden sie künftig auch tiefer in die Tasche greifen. Luis schlägt 6,50 Euro vor.
„In Marktoberdorf und Kaufbeuren kostet der Döner längst mehr als sechs Euro. Ich habe die Preise bewusst lange gleich gehalten, aber nach der Sanierung musste eine leichte Erhöhung einfach kommen“, sagt Eroglu, der mit seinem Saray Kebap für Qualität und Frische stehen möchte. Am günstigen Standort mit Durchgang zur Altstadt kann er neben den vielen einheimischen Stammgästen auch Laufkundschaft aus aller Welt begrüßen.
Aus der Stadt Ulm zog es Agin Serhat nach Füssen, wo es ihm als Besucher schon immer gut gefallen hat und wo er jetzt in Bahnhofsnähe nach der Übernahme des „In Time“ als neuer Imbiss-Inhaber eigene Ideen umsetzen will. Aus „In Time“ soll dann „Pizza Pub Döner & More“ werden, wenn Serhat eine Wohnung gefunden hat und das tägliche Pendeln nach Ulm für ihn Vergangenheit ist.
„Ein gutes Bauchgefühl“ hat Serhat dazu gebracht, sich für den Standort Füssen zu entscheiden, wo er einen bekannten Imbiss in guter Geschäftslage übernehmen konnte. „Frische Zubereitung“, darauf setzen er und Nachbar Eroglu.
Die lange andauernde Zeit, als ein Döner noch für 3,50 Euro zu haben war, ist längst abgelöst von Monaten größter Unsicherheit für selbstständige Gastronomen. Strom, Zutaten fürs Dönerfleisch und der auf 12 Euro gestiegene Mindestlohn machen es richtig schwer, die regelmäßig anfallenden Kosten zu kalkulieren. Diese Fakten liegen allesamt schwarz auf weiß vor. Offen bleibt die mitentscheidende Frage, ob die Kundschaft auch künftig in Scharen zum Essen kommt, wenn der Döner dann mehr als eine ganze Pizza kosten wird. Der 70-jährige Frankfurt-Besucher war übrigens gern dazu bereit, für den 5,50-Döner noch 50 Cent draufzulegen, weil er sein Lieblingsessen mit einer Portion Käse mag.
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