Das Kloster St. Mang – hier aus der Vogelperspektive, links dahinter das Hohe Schloss – war der kulturelle Mittelpunkt der gesamten Region.
Bild: Benedikt Siegert (Archiv)
Das Kloster St. Mang – hier aus der Vogelperspektive, links dahinter das Hohe Schloss – war der kulturelle Mittelpunkt der gesamten Region.
Bild: Benedikt Siegert (Archiv)
Es ist ein Schatz, der noch zu heben war: Füssens große Musiktradition durch das Benediktinerkloster St. Mang und die Aufenthalte Kaiser Maximilians I. mit seiner Hofkapelle. Von 7. bis 11. Juni finden dazu erstmals die „Füssener Festtage alter Musik“ statt, die künftig jedes Jahr das kulturelle Angebot der Stadt bereichern und weit in die Umgebung ausstrahlen sollen. 22 Veranstaltungen wie Konzerte und Vorträge erwarten die Besucher an fünf Tagen.
Den zündenden Funken hatte im vergangenen Jahr das „Fiassar Osterspiel“ gegeben. Das Werk aus der Mitte des 15. Jahrhunderts erlebte eine Wiedergeburt in der Füssener Pfarrkirche St. Mang. Professor Klaus Wolf von der Universität Augsburg und Richard Hartmann von Allgäuer Heimatwerk hatten die Originalfassung rekonstruiert und mit Regisseurin Miriam D. Westerdoll wieder zur Aufführung gebracht. Für die da noch ganz neue Füssener Kirchenmusikerin Helene von Rechenberg die Bestätigung, am richtigen Ort angekommen zu sein: „Das historische Ambiente und die historischen Orgeln hatten mich bewogen, mich in Füssen zu bewerben“, erzählt die gebürtige Münchnerin. Zudem verfüge ihr neuer Arbeitsplatz, die Pfarr- und ehemalige Klosterkirche St. Mang über einen der schönsten Orgelprospekte Süddeutschlands. Doch nicht nur die großzügige Ausstattung von Kloster und Kirche beeindruckten die Musikerin. Mit den Werken komponierender Äbte und Mönche verfügt das Kloster über einen besonderen Schatz, den bereits ihr Vorgänger Albert Frey begonnen hatte zu bergen. So hatte er unter anderem einen Motettenchor gegründet und Werke des Füssener Abtes Gallus Zeiler wieder zur Aufführung gebracht.
Bei den Festtagen jetzt werden unter anderem Werke des 1594 in Füssen geborenen Benediktinermönchs Benedikt Lechler zu hören sein. Von Rechenberg und Hartmann fanden mit Dr. Gerhard Hölzle vom Ensemble Cantvs München und Barockmusiker Robert Schlegl rasch weitere Mitstreiter. Im September folgte ein Förderantrag an den Kulturfonds Bayern – von dem im Dezember die mündliche Zusage über 50.000 Euro kam. Das war der Startschuss für die Planungen. Mittlerweile schlossen sich eine Reihe weiterer Förderer und Sponsoren an, so dass die Finanzierung der „Füssener Festtage alter Musik“, die insgesamt rund 120.000 Euro kosten, zu zwei Dritteln gesichert ist. „Alle Künstler waren mit ihren Gagenforderungen sparsam“, freut sich Hartmann über den Erfolg des olympischen Mottos „dabei sein ist alles“. „Wir haben sogar schon Anfragen für nächstes Jahr“, ergänzt von Rechenberg.
Mehr als 50 Mitwirkende werden in ganz verschiedenen Ensembles zu erleben sein. Auch die Schauplätze sind vielfältig: Neben Gotteshäusern wie St. Mang, der Franziskanerkirche und der Christuskirche sind auch der Kaisersaal und das Colloquium des ehemaligen Klosters dabei, die die Stadt beisteuert.
Schon vor dem Eröffnungskonzert am Mittwoch, 7. Juni, ab 19.30 Uhr mit geistlicher Musik der Hofkapelle von Kaiser Maximilian in der Franziskanerkirche St. Stephan reicht der Blick der Veranstalter, die sich zum Verein „Füssener Festtage Alter Musik“ zusammengeschlossen haben, weiter in die Zukunft. Steht heuer in seinem 250. Todesjahr der Roßhauptener Orgelbauer Andreas Jäger im Mittelpunkt, will man im kommenden Jahr den transalpinen Brückenschlag über Trient/Südtirol bis zu Füssens Partnerstadt Cremona schlagen. 2025 steht eine weitere italienische Partnerstadt Füssens im Mittelpunkt: Palestrina, Heimat von Giovanni da Palestrina. Dann wird der 500. Geburtstag des Renaissancekünstlers und Meisters der Kirchenmusik gefeiert.
Auf einen Brückenschlag zwischen Religionen ist Hartmann besonders stolz: Unter dem Titel Kabbalat Schabbat trägt Bariton Hemi Levison am Freitag, 9. juni, ab 20.15 Uhr in der Pfarrkirche St. Mang acht ausgewählte jüdische Psalmen vor. Ein ungewöhnliches Klangerlebnis für die Besucher wird wohl auch, wenn Doron David Sherwin den Zink, ein mittlerweile fast vergessenes Blasinstrument, erklingen lässt. Zu hören beim Konzert „Mit Pauken und Trompeten“ am Samstag, 10. Juni, ab 20 Uhr in St. Mang. Auch in die direkte Umgebung Füssens blickt das Programm: Am Samstag, 10. Juni, steht ab 15 Uhr in der St. Anna Kapelle im Museum der Stadt Minnesänger Oswald von Wolkenstein im Mittelpunkt, der mit Margarethe von Schwangau verheiratet war, einer Nachfahrin des Minnesängers Hiltbolt von Schwangau.
Das komplette Programm und weitere Informationen finden Sie hier.