Matthias Ellinger (Violine), Matthias Kirchnereit (Klavier) und Zoltan Paulich (Cello, von links), geben dem Festival Vielsaitig mit dem Zigeunertrio von Joseph Haydn einen feurigen Auftakt. Gemeinsam mit Cellist Julian Steckel präsentierte das Verdi Quartett zudem das Streichquintett C-Dur von Franz Schubert.
Bild: Benedikt Siegert
Matthias Ellinger (Violine), Matthias Kirchnereit (Klavier) und Zoltan Paulich (Cello, von links), geben dem Festival Vielsaitig mit dem Zigeunertrio von Joseph Haydn einen feurigen Auftakt. Gemeinsam mit Cellist Julian Steckel präsentierte das Verdi Quartett zudem das Streichquintett C-Dur von Franz Schubert.
Bild: Benedikt Siegert
Mit einem fesselnden und äußerst inspirierenden Konzertabend hat das Verdi Quartett mit dem Pianisten Matthias Kirschnereit und dem Cellisten Julian Steckel dem Festival Vielsaitig in Füssen einen großartigen Auftakt beschert. Zur Aufführung kamen das ausgelassene Zigeunertrio von Joseph Haydn und das Streichquintett in C-Dur, der kammermusikalische Schwanengesang von Franz Schubert.
Haydns Werk, das nach den Begrüßungsworten des Bürgermeisters Maximilian Eichstetter und des 3. Vorsitzenden Dr. Eckhard Derday vom Verein Festival Vielsaitig erklang, war ein Paradestück für die Eröffnung der kammermusikalischen Festtage. Es birgt in sich Feierlichkeit und zugleich unglaubliche Lebendigkeit. Diese beiden Bestimmungsmerkale spiegeln sich in der Architektur des Kaisersaals und werden in den Folgekonzerten in mannigfaltiger Art aufblitzen. Die Zusammensetzung des Trios entsprach dem Motto des diesjährigen Festivals: „Freunde“. Matthias Kirschnereit (Klavier), Matthias Ellinger (Violine) und Zoltan Paulich (Violoncello) bildeten eine vorbildliche Besetzung hinsichtlich der gemeinsamen Auffassung der Komposition und des gegenseitigen Verstehens. Mit Lust und Freude ließ Kirschnereit, einer der herausragendsten Pianisten Deutschlands, im ersten Satz die perlenden figuralen Variationen in Dur und Moll mit steigernder Bewegung erklingen. Sie wurden von der Violine übernommen und bildeten mit dem fundierenden Cello eine geschlossene Einheit. Ganz anders zeigte sich der 2. Satz. Die Künstler genossen es, die Feierlichkeit und den italienischen Gesangsstils mit vielen Verzierungen zu zelebrieren und die Wirkung mit Oktavierungen der schönen Melodie zu steigern. Gerne ließ man sich davon einbetten. Das Verweilen im pikanten Piano zu Beginn des dritten Satzes war nur kurz. Gekonnt folgte der Aufbruch in ein Zigeunerfest mit Wildheit und schwindelerregenden Momenten, jedoch nie derb wirkend, immer ein wenig gestutzt. Spannungsvoll und mitreißend wurde dieser Satz mehrmals unisono zwischen Geige und Klavier dargeboten.
Vor vielen Jahren hatte das Verdi Quartett die kompletten Quartette Schuberts auf CDs eingespielt, sich also intensiv mit dem Komponisten beschäftigt. Nun wagte es sich an das Streichquintett C-Dur dieses Meisters. Es ist ein Ausnahmewerk der Kammermusikliteratur, mit einer außergewöhnlichen Besetzung. Steckel, einer der international gefragtesten Cellisten, gesellte sich zum Verdi Quartett mit der Besetzung von Susanne Rabenschlag (Violine), Matthias Ellinger (Violine), Madeleine Przybyl (Viola, in Vertretung für die an der Schulter operierte Karin Wolf) und Zoltan Paulich (Cello). Die Künstler sorgten für den im Werk gegebenen äußerst emotionalen Tiefgang mit überirdischen Momenten. Der erste Satz mit seinen thematischen Feldern, zunächst vorgestellt von den Celli, erklang hochdifferenziert und intensiv mit rhythmisch geschichteten Begleitstimmen in ausgreifender Harmonik. Das Herzstück der Komposition ist ohne Zweifel der 2. Satz, in dem sich expressiv die Mittelstimmen in einem Melodieband bündelten und transparent im Pizzicato vom tiefen Cello umhüllt wurden. Die eingestreuten Motivsplitter der ersten Violine kamen deutlich zur Wirkung. Das bebende Aufwühlen, das den idyllischen Traum zerstörte, wurde plastisch herausgearbeitet. Auffordernd, aufrüttelnd mit geballter Klangkraft und Borduneffekten entfaltete sich der 3. Satz, in dem die Bedrohung als schattenhaft jenseitiges Bild zur Geltung kam. Das Allegretto-Finale mit tänzerischer Beschwingtheit, in dem die lyrisch singenden Episoden der Celli in den Steigerungspassagen verschwimmen, endete mit einem Beschwörungstaumel und einem fortefortissimo Aufschrei. Das überwältigende Konzert wurde mit viel Beifall belohnt.