Wilhelm und seine Frau Hermine vor ihrer kleinen Wetterstation im Garten. Seit 25 Jahren beobachten sie Regen, Nebel, Hagel und Schnee. Dafür verleiht ihnen der Deutsche Wetterdienst nun die
Bild: Bernhart
Wilhelm und seine Frau Hermine vor ihrer kleinen Wetterstation im Garten. Seit 25 Jahren beobachten sie Regen, Nebel, Hagel und Schnee. Dafür verleiht ihnen der Deutsche Wetterdienst nun die
Bild: Bernhart
„Es war mir von Anfang an klar, dass die Schreiberei an mir hängen bleibt“, sagt Hermine Bernhart lachend. Währenddessen zieht sie mehrere dicke Ordner aus einem Schrank, die alle mit Papieren vollgestopft sind. Darauf stehen Daten über das Wetter in Nesselwang in den vergangenen 25 Jahren. So lange beobachten ihr Ehemann Wilhelm und sie schon Regen, Nebel, Hagel und Schnee in der Gemeinde. Nun werden sie dafür mit der Wetterdienstplakette der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
„Ich weiß gar nicht, warum er das damals unbedingt machen wollte“, sagt Hermine Bernhart über die Anfangszeit als Meteorologen. 1997 sei der Wetterbeobachter in Nesselwang verstorben und über die Zeitung habe ihr Ehemann erfahren, dass nun ein Nachfolger gesucht werde. Damals hätten sie einen Bewerbungsprozess durchlaufen müssen, da der Deutsche Wetterdienst (DWD) sicherstellen musste, dass der neue Träger des Amts auch gut geeignet ist für die Aufgabe. „Da wir aufgrund unserer Landwirtschaft sowieso jeden Tag früh aufstehen müssen, war schnell klar, dass wir die richtigen dafür sind“, erzählt Wilhelm Bernhart. Die Tätigkeit ist nämlich nichts für Langschläfer: Im Winter um 6.50 Uhr und im Sommer um 7.50 Uhr muss einer der beiden zur extra im Garten errichteten Wetterstation gehen und die aktuellen Messstände ablesen. Die Station beinhaltet unter anderem einen Auffangbecher für Regenwasser und für Schnee. „Danach leeren wir den Behälter, so dass wir immer die Niederschlagsmenge oder die Schneehöhe der vergangenen 24 Stunden messen können“, sagt der 80-Jährige.
Die Station sowie sonstige Messgeräte bekommen die beiden vom DWD gestellt. „Früher musste man dann alles von Hand dokumentieren“, erzählt Hermine Bernhart. Hierfür hat jede Wettergegebenheit ein eigenes kleines Symbol, dass sie in ein kleines Büchlein einträgt. „Damals kam oft noch ein Brief zurück, in dem mit Rotstift manche Fehler von mir korrigiert wurden“, erklärt sie. Nach all den Jahren kenne sie aber sämtliche der rund 30 Symbole auswendig. Irgendwann folgte die Umstellung auf den Computer. „Da hat natürlich zu Beginn nicht alles perfekt funktioniert, aber wir hatten im Grunde keine Wahl“, erzählt Wilhelm Bernhart lachend. Durch die moderne Technik melden die beiden mittlerweile tagesaktuell ihre Messwerte. Früher schickten sie nur alle 30 Tage einen Brief an den DWD mit sämtlichen Papieren. Bei der Organisation werden die Daten dann ausgewertet.
Jedes Jahr bekommt das Ehepaar eine Auswertung des Wetterdiensts, in der unter anderem die extremsten gemessenen Werte in der Region aufgezeigt werden. „Der höchste Wasserstand, den wir jemals gemessen haben, war bei der Überflutung am Pfingstwochenende 1999“, erinnert sich Wilhelm Bernhart. Damals sei sogar der Messbecher übergelaufen. „Aber grundsätzlich haben wir hier in Nesselwang ein gutes Wetter. Gerade im Vergleich zu manchen Nachbargemeinden, können wir uns hier nicht beklagen“, sagt Hermine Bernhart. Einzig, dass der Schneefall immer weniger wird, bereitet den beiden Sorgen.
„Als wir damals damit angefangen haben, hätte ich nie gedacht, dass das so viel Spaß macht“, meint die Wetterbeobachterin. Zu sehen, wie sich die Werte über die Jahre ändern oder eben auch nicht, finden die beiden spannend. Möglicherweise ist jedoch bald Schluss. „Der DWD hat schon seit längerem zu uns gesagt, dass kleinere Wetterstationen wie unsere möglicherweise bald abgeschafft werden, um Geld einzusparen“, sagt Wilhelm Bernhart. Allerdings ist ein konkretes Ende noch nicht in Sicht. „Und so lange machen wir das Ganze auch voller Freude weiter.“.