Der Richtbaum steht auf dem First des Erweiterungsbaus der Fachklinik Allgäu. 104 weitere Patientenbetten werden darin Platz finden. Die Eröffnung ist für April kommenden Jahres geplant.
Bild: Markus Röck
Der Richtbaum steht auf dem First des Erweiterungsbaus der Fachklinik Allgäu. 104 weitere Patientenbetten werden darin Platz finden. Die Eröffnung ist für April kommenden Jahres geplant.
Bild: Markus Röck
Manchmal muss man dem Glück eben auf die Sprünge helfen. So wollte es am Montag beim Richtfest für den Erweiterungsbau der Fachklinik Allgäu keiner für ein schlechtes Omen nehmen, dass die Zimmerer händisch nacharbeiten mussten, bis Glas und Flasche nach dem Richtspruch zu glücksbringenden Scherben zersprangen.
Zu deutlich stehen die Signale für eine positive Zukunft der Einrichtung und damit zur Freude von Bürgermeister Alfons Haf und Landrätin Maria Rita Zinnecker auch des Standorts Pfronten beziehungsweise Ostallgäu. Zinnecker dankte auch für die Gesundheitsversorgung, die die Klinik für die Ostallgäuer leiste.
104 weitere Patientenbetten entstehen in dem zweigliedrigen neuen Gebäude, das bis April kommenden Jahres fertiggestellt sein soll. Und das ist erst der Anfang, wie Geschäftsführer Andreas Nitsch bei dem Fest erklärte, zu dem die mit mehreren Mitgliedern erschienene Eigentümerfamilie Conle, Vertreter der kommunalen und Landespolitik, von Finanzierungpartnern sowie der beteiligten Baufirmen begrüßte.
187 Rehabetten und seit kurzem 18 Akutbetten bietet das Haus bislang mit den beiden Fachbereichen Psychosomatik und Pneumologie. Mit der Fertigstellung des Neubaus werden es zunächst 50 mehr. Und das ist erst der Anfang. Denn in den kommenden Jahren werden nacheinander die drei bestehenden Bettenhäuser kernsaniert und erweitert.
Bis Ende 2027 wird damit die Zahl der Patientenbetten auf mehr als 340 steigen. Die neuen Betten benötige man auch dringend, sagte Geschäftsführer Nitsch. Derzeit betrage die Wartezeit auf einen Rehaplatz in Pfronten sieben bis acht Monate und der Bedarf steige weiter. Verbessern wird sich auch der Komfort für die Patienten. Die Zimmer im Neubau erhielten Hotelcharakter, so Nitsch. Für Privatpatienten gebe es dabei noch ein zusätzliches Angebot.
Außerdem entstehen im Neubau unter anderem Aufenthalts- und Therapieräume, Büros, ein Vortrags- und Veranstaltungssaal sowie Räume für die Akutklinik. Auch die Zahl der Mitarbeiter in der Fachklinik Allgäu steigt. Mit mehr als 200 Mitarbeitern sei man der drittgrößte Arbeitgeber in der Gemeinde Pfronten, erklärte Geschäftsführer Nitsch. Bürgermeister Haf sprach in seinem Grußwort von einem stabilen Arbeitgeber, der den Gesundheitsstandort Pfronten stärke.
Die Gemeinde schätze dabei besonders, dass die Fachklinik für ihre Anregungen offen sei und sich mit ihren Anliegen an die Gemeinde wende. So gebe es eine gute Zusammenarbeit. Wie Geschäftsführer Nitsch weiter erklärte, wachsen allerdings auch für die Fachklinik die Herausforderungen. Er nannte unter anderem den Fachkräftemangel, die Inflation und Kostenentwicklung. Was sich politisch in den kommenden Jahren tut, bleibe dabei abzuwarten. Nach den Mottos "Reha vor Pflege" sowie "Reha vor Rente" leiste man aber wichtige Arbeit.
"Die Entwicklung der Klinik ist für uns als Familie etwas ganz besonderes", sagte Eva Conle als Geschäftsführende Gesellschafterin der Firmengruppe CoCo Real, unter deren Dach neben Wohn- auch immer mehr Pflege- und Gesundheitsimmobilien Platz finden. Bereits 2011 habe man viele Visionen für die Fachklinik gehabt, auch wenn die Übernahme erst 2017 im zweiten Anlauf gelang.
In die Erweiterung investiere man nun eine Summe im unteren zweistelligen Millionenbereich. Der Neubau mit einer Nutzfläche von 5500 Quadratmetern entstehe als Niedrigenergiehaus im KfW-40-Standard und werde mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Eine Photovoltaik-Anlage ist zwar zumindest zunächst nicht vorgesehen. Die ist aber nebenan bereits auf dem Dach des vor wenigen Monaten eröffneten Parkhauses der Fachklinik installiert - inklusive mehrerer Ladestationen für Elektrofahrzeuge.
Wie Projektleiter Günter Richter und Architektin Anette Sachs im Gespräch mit unserer Redaktion erklärten, wird der Neubau an die Heizungsanlage des Hauptgebäudes angeschlossen, wo die beiden Gaskessel um einen Anteil erneuerbare Energie in Form von Holzpellets ergänzt werden. Außerdem gebe es bei der Kernsanierung der drei bisherigen Bettenhäuser große Einsparpotenziale.
Bislang noch immer im Standard der 1970er Jahre gestaltet, sollen sie durch eine zusätzliche Dämmung sowie Erneuerung von Fenstern und Dach auf den energiesparenden KfW-70-Standard angehoben werden. Mit einem Blockheizkraftwerk wird zudem bereits ein Teil des benötigten Stroms direkt vor Ort erzeugt.