Roßhaupten

Forggensee: Grüne fordern, der Freistaat soll das Wasserkraftwerk verstaatlichen

Bei einem Termin am Forggensee-Wasserkraftwerk in Roßhaupten hat Bayerns Grünen Fraktionschef Ludwig Hartmann seiner Forderung nach Verstaatlichung der Wasserkrafte Nachdruck verliehen.

Bei einem Termin am Forggensee-Wasserkraftwerk in Roßhaupten hat Bayerns Grünen Fraktionschef Ludwig Hartmann seiner Forderung nach Verstaatlichung der Wasserkrafte Nachdruck verliehen.

Bild: Benedikt Siegert

Bei einem Termin am Forggensee-Wasserkraftwerk in Roßhaupten hat Bayerns Grünen Fraktionschef Ludwig Hartmann seiner Forderung nach Verstaatlichung der Wasserkrafte Nachdruck verliehen.

Bild: Benedikt Siegert

Für Bayern biete sich die einmalige Chance, Stromerzeugung und Ökologie am Forggensee in Einklang zu bringen, sagt Ludwig Hartmann. Doch es gibt Kritik.
27.05.2023 | Stand: 05:46 Uhr

„Zurück in die Hände des Freistaats“: Dieser Forderung hat Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann bei einem Besuch des Forggensee-Wasserkraftwerks in Roßhaupten Nachdruck verliehen. Dessen Betreiber Uniper wurde vom Bund im Zuge der Gaspreiskrise aufgekauft. „Damit bietet sich die einmalige Chance, die Wasserkraftwerke zurückzuführen unter bayerische Kontrolle“, sagte Hartmann.

Der Landespolitiker verspricht sich davon, Stromerzeugung, Hochwasserschutz und Ökologie besser in Einklang zu bringen. „Kein Fluss in Bayern ist so verbaut wie der Lech“, kritisierte Hartmann. Kaufe der Freistaat die Kraftwerke zurück, könne mehr getan werden für den Gewässerschutz und die Renaturierung, als dies je ein profitorientiertes Unternehmen tun würde.

Forggensee: Grüne fordern Verstaatlichung des Wasserkraftwerks in Roßhaupten

Im Gegenteil: Wenn der Bund 2028 seine Aktienmehrheit an Uniper wieder hergeben muss, drohe aus Hartmanns Sicht ein Schreckensszenario. Ein Heuschrecken-Fonds könnte sich Bayerns Wasserkraft sichern. „Und wir haben durch den Krieg gegen die Ukraine ja gesehen, welch schwerer Fehler es war, kritische Infrastruktur aus der Hand zu geben“, sagte Hartmann.

Bei seinem Besuch in Roßhaupten, an dem neben Naturschutz auch Fischereivertreter teilnahmen, stießen die Verstaatlichungspläne auf geteiltes Echo. So sagte etwa Andreas Schneider vom Pfrontener Fischereiverein, die Zusammenarbeit mit Betreiber Uniper habe bislang immer gut funktioniert. Lediglich die dauernde Absenkerei des Pegels habe den Fischern Probleme bereitet. „Aber man darf da nicht alles verteufeln, irgendwo muss der Strom ja herkommen.“

Das Forggensee-Kraftwerk in Roßhaupten.
Das Forggensee-Kraftwerk in Roßhaupten.
Bild: Benedikt Siegert

Wer soll die Verstaatlichung des Forggensee-Wasserkraftwerks bezahlen?

In Richtung des Fraktionschefs meinte er: „Der Staat hat doch eh schon kein Geld – und jetzt auch noch eine Verstaatlichung?“ Hartmann sagte daraufhin, der Freistaat könne sich bei den Kaufverhandlungen folgenden Umstand zunutze machen: 2034 liefen zwölf Konzessionen zum Betrieb von Wasserkraft am Lech aus. Kündige der Freistaat jetzt schon an, diese für Uniper nicht zu verlängern, würde das den Kaufpreis deutlich mindern. Der Konzern betreibt bayernweit 97 Anlagen, die sechs Prozent am bayerischen Strombedarf decken.

Derweil äußerte Klaus Christmann, der als Vertreter einer Gruppe vor Ort war, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Lech so weit wie möglich zu renaturieren, eine Befürchtung: „Ich habe Angst, dass im Zuge der Energieerzeugung und des Hochwasserschutzes kaum noch was übrig bleibt für den Naturschutz.“ Schon allzu häufig habe der Staat bei Projekten laviert und dann doch nachgegeben. Als Beispiel nannte er die Litzauer Schleife, wo ein Bau einer Staustufe erst in letzter Sekunde verhindert werden konnte. Seinen Ausführungen zufolge sei eine Verstaatlichung per se keine Garantie für ein besseren Naturschutz. Christmann gestand jedoch, dass sich diese Kritik weniger an die Grünen richte, sondern an die Regierung aus CSU und Freien Wählern.

Uniper kritisiert die Pläne zur Verstaatlichung des Wasserkraftwerks in Roßhaupten

Hartmanns Fraktion – das wurde in Roßhaupten mehr als deutlich – hält im Jahr der Landtagswahl an ihrer Forderung fest, die Wasserkraftwerke zu verstaatlichen. „Das Forggensee-Werk war über die BAWAG einst Staatsbesitz – diese Perle muss wieder zum Freistaat“, sagte Hartmann Beim derzeitigen Eigentümer Uniper sieht man das naturgemäß anders. Das Unternehmen teilt mit: „Die Vorstellung, dass der Bau und Betrieb von Energieversorgungsanlagen durch die öffentliche Hand für die Bürger günstiger sei, ist falsch.“ Man habe bewiesen, die Anlagen sicher, effizient und umweltschonend betreiben zu können.

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