Kirchen-Künstler

Füssen erinnert zum 250. Todestag an Orgelbauer Andreas Jäger

Die Orgel im Mönchschor der Füssener Pfarrkirche St. Mang, die Jäger um 1750 geschaffen hat, wird bis heute gespielt.

Die Orgel im Mönchschor der Füssener Pfarrkirche St. Mang, die Jäger um 1750 geschaffen hat, wird bis heute gespielt.

Bild: Klaus Wankmiller

Die Orgel im Mönchschor der Füssener Pfarrkirche St. Mang, die Jäger um 1750 geschaffen hat, wird bis heute gespielt.

Bild: Klaus Wankmiller

Der Roßhauptener war einer der bedeutendsten seines Fachs im Allgäu. Schon zu Lebzeiten wurde er gerühmt. Konzerte, Führungen und ein Vortrag erinnern an ihn.
19.04.2023 | Stand: 05:45 Uhr

Er war einer der bedeutendsten Allgäuer Orgelbauer und in weitem Umkreis gefragt. Alleine in Füssen sind fünf seiner Instrumente erhalten. Am 24. April jährt sich der Todestag von Andreas Jäger zum 250. Mal. In Füssen wird im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Im Orgelhimmel“ seiner mit einem Konzert einem musikalischen Spaziergang gedacht. Und in seinem Heimatort Roßhaupten steht im Dorfmuseum ein Vortrag über ihn auf dem Programm.

Am Nachmittag des 4. November 1704 wurde Andreas Jäger als Sohn von Georg Jäger und Christina Eisenburg in Roßhaupten getauft. Seine Mutter stammte aus Anwanden in der Pfarrei Seeg. Taufpate war der Roßhauptener Richter Michael Schwarzenbach, der bereits Trauzeuge seiner Eltern war. Jägers Geburtshaus mit der alten Hausnummer 89 musste 1975 dem Straßenverkehr weichen. Sein Handwerk erlernte Jäger bei Georg Ehinger in Aitrang, das damals zum Besitz des Füssener Klosters St. Mang gehörte.

Ehe bringt Bürgerrecht

Am 17. November 1733 heiratete der Instrumentenbauer in Füssen Franziska Enzensperger, eine Tochter des Lautenmachers Christoph Enzensperger, und erhielt so das Bürgerrecht. Trauzeugen waren die Geigenbauer Johann Fichtel und Joseph Hermann Stoß. Aus dieser Ehe gingen zwischen 1736 und 1745 fünf Kinder hervor, von denen drei früh starben. Das Wohnhaus mit Werkstatt war in der heutigen Tiroler Straße Nr. 7 (alte Hausnummer 248). Bereits 1734 lieferte Jäger eine Tragorgel nach Unterleins im Pitztal. 1734 entstand ein Orgelpositiv für die Friedhofskapelle St. Sebastian in Füssen, das 1772 in die Spitalkirche kam. Die 1735 gebaute Orgel für die Füssener Franziskanerklosterkirche ist nicht erhalten. Weitere Instrumente lieferte Jäger auf den Auerberg und nach Fließ. Im Stadtarchiv Füssen befindet sich ein signierter Entwurf einer Orgel aus dem Jahr 1742. Man weiß allerdings nicht, ob und wo dieses Instrument gebaut wurde.

Fünf Jahre Pause - war er krank oder auf Reisen?

Zwischen 1743 und 1748 sind keine Orgeln von ihm bekannt. Möglicherweise war Jäger krank oder auf Reisen. Nach dem Tod seines Schwiegervaters am 3. Februar 1747 tritt Jäger wieder in Füssen auf. Neben der Chororgel (1750) und der Hauptorgel für St. Mang (1751/53) in Füssen entstanden Instrumente für Hindelang und Murnau. Nach dem Tod seiner Frau, die unter größten Schmerzen am 12. August 1754 verstorben war, ging der Orgelbauer wieder auf Reisen. Neue Instrumente von ihm erklangen in Bozen, Schwaz, Stams, Ischgl und Hall, aber auch in Altstädten im Allgäu. Die Benediktiner in Fiecht sorgten sich sogar darum, dass Jägers neue Orgel von Füssen zur Stiftskirche ins Unterinntal gebracht wurde. Nur in Brixen wurde sein Entwurf abgelehnt.

Mit 60 Jahren erneute Heirat

Mit 60 Jahren heiratete Jäger am 16. Januar 1764 Maria Katharina Carl in Weißenbach am Lech. Noch einmal lieferte er Instrumente nach Tirol, Südtirol und Benediktbeuern. Die 1769 gebaut Orgel für St. Anna in Reutte verbrannte 1846. 1772 entstand die neue Orgel für St. Sebastian in Füssen, für die Jäger 200 Gulden erhielt. Damals lieferte er zudem eine Trageorgel für Elbigenalp, die bei Prozessionen mitgetragen werden konnte.

Ein anderer vollendete sein letztes Werk

In seinem Todesjahr 1773 begann Jäger mit dem Bau der Orgel für die Kirche „Unsere Liebe Frau am Berg“ in Füssen, die höchstwahrscheinlich 1774 von Joseph Anton Weyrather aus Weißenbach am Lech vollendet wurde, weil sein Sohn Mang Augustin Jäger die Orgelwerkstatt seines Vaters nicht mehr weiterführte, sondern Füssener Stadtkämmerer wurde und eine Papiermühle betrieb. Andreas Jäger starb am 24. April 1773 in Füssen an Faulfieber, das den Handwerker laut Sterbeeintrag überraschend befallen hatte. Dort heißt es auch, dass er in Füssen „mehrere gerühmte Orgeln zu Zierde und Lob der Kirchen“ errichtet habe. Das weite Betätigungsfeld des Instrumentenbauers belegt, dass Jägers Orgeln einen ausgezeichneten Ruf hatten.

Jubiläumskonzert in St. Mang

Zum 250. Todestag des Orgelbauers hat die Gemeinde Roßhaupten eine Festschrift herausgegeben, die sein Leben und Werk zusammenfasst und neben einem Werkverzeichnis neue Erkenntnisse zur Familiengeschichte beinhaltet. Bei einem Vortrag am Donnerstag, 27. April, ab 19.30 Uhr im Dorfmuseum Roßhaupten blickt Klaus Wankmiller auf Jägers Leben zurück und zeigt wichtige Beispiele seiner Orgeln. In der Pfarrkirche St. Mang in Füssen beginnt am Sonntag, 23. April, um 10.30 Uhr ein Jubiläumskonzert. Am Nachmittag folgt ein Wandelkonzert. Es beginnt um 15 Uhr in St. Sebastian am Alten Friedhof und führt über die Spitalkirche bis zur Kirche Frau am Berg. Helene von Rechenberg und Petra Jaumann-Bader zeigen Jägers Instrumente in ihrer Unterschiedlichkeit und Klangpracht.