Hagel und Hochwasser in Füssen: Mehr als 160 Einsätze, Schaden in Millionenhöhe
Viel Regen in kurzer Zeit: Ein starkes Unwetter sorgte am Montagnachmittag in Füssen und Umgebung für dutzende Einsätze der Feuerwehr. Die Feuerwehr Füssen musste Wasser aus der Netto-Filiale am Luitpoldparkhotel pumpen, in Füssen-West liefen Keller voll.
Bild: Benedikt Siegert, Heike Heel
Viel Regen in kurzer Zeit: Ein starkes Unwetter sorgte am Montagnachmittag in Füssen und Umgebung für dutzende Einsätze der Feuerwehr. Die Feuerwehr Füssen musste Wasser aus der Netto-Filiale am Luitpoldparkhotel pumpen, in Füssen-West liefen Keller voll.
Bild: Benedikt Siegert, Heike Heel
Vollgelaufene Tiefgaragen, evakuierte Lebensmittelmärkte und Hotels: Das Ausmaß des Unwetters in Füssen wird am Dienstag erst sichtbar. Der Schaden ist hoch.
Von Allgäuer Zeitung
24.05.2022 | Stand: 13:14 Uhr
Aktualisiert am Dienstag, 10 Uhr - Über Füssen und dem Umland ist am Montagnachmittag ein Unwetter mit Hagel und starkem Regen niedergegangen. Das Ausmaß der Schäden wird am Dienstagmorgen erst deutlich - der Schaden dürfte in die Millionen gehen.
Hagelkörner waren so groß wie eine 1-Euro-Münze.
Keller und Tiefgaragen liefen infolge flutartiger Regenfälle voll.
Die Feuerwehr Füssen musste Wasser aus der Netto-Filiale am Luitpoldparkhotel pumpen.
Bis in die Nacht gab es rund 160 Einsätze für die Feuerwehr.
Viele Einsätze am Montag nach Unwetter: „Überall haben wir Probleme mit dem Wasser“
In Füssen und Schwangau herrschte am Montagnachmittag für kurze Zeit Weltuntergangsstimmung: Ein massiver Hagelschauer ging nieder, Straßen wurden weiß, kurze Zeit darauf waren die Einsatzkräfte gefragt: Die Feuerwehren aus Füssen, Weißensee, Hopfen am See und Schwangau mussten komplett ausrücken. „Überall haben wir Probleme mit dem Wasser“, berichtete Füssens Kommandant Thomas Roth.
In Füssen musste die Feuerwehr Wasser aus einem Netto pumpen, nachdem es am Montag zu einer Sturzflut gekommen war.
Bild: Benedikt Siegert
Kindergarten, Eisstadion, Supermarkt, Tiefgarage, Therme - ein Überblick über die Einsätze in Füssen:
Besonders hektisch ging es um kurz nach 16 Uhr am Luitpoldpark Hotel zu. Dort musste der im Untergeschoss gelegene Netto-Markt evakuiert werden. Infolge des Unwetters hatte sich dort knöcheltief Wasser aufgestaut. Die Feuerwehr Füssen war schon nach wenigen Minuten mit mehreren Einsatzkräften vor Ort, um das Wasser aus dem Lebensmittelmarkt zu pumpen.
Auch die Tiefgarage des Luitpoldpark Hotels war mehrere Zentimeter hoch vollgelaufen. Menschen stapften dort mit Gummistiefeln besorgt zu ihren Autos. Bürgermeister Eichstetter hatte eigenen Angaben zufolge dort die Schranke entfernt, um Bürgern schnell noch die Ausfahrt zu ermöglichen. Priorität hatte für die Feuerwehr jedoch erst einmal der Netto-Markt, wie Einsatzleiter Uwe Fuchs im Gespräch mit unserer Redaktion betonte. Vor dem Netto-Markt hatte sich das Personal der Filiale versammelt – an einer der wenigen trockenen Stellen, die noch nicht mit Wasser vollgelaufen waren.
Besonders betroffen war ein Hotel in der Reichenstraße (Fußgängerzone), wo der Hagel durch Leitungen drang und zu einem schweren Wasserschaden in dem denkmalgeschützten Gebäude führte. Allein dort dürfte der Schaden im hohen fünfstelligen Bereich liegen.
Im Kindergarten St. Gabriel in Füssen West war der Keller vollgelaufen. Der Betrieb kann laut Bürgermeister Eichstetter am Dienstag aber normal laufen.
Auch in Schwangau rückte die Feuerwehr aus. Feuerwehrkommandant Martin Schweiger meldet sich am Handy direkt aus dem Einsatz: "Wir sind überall unterwegs, Hohenschwangau, in Waltenhofen und in der Kristalltherme."
Im Großeinsatz war die Feuerwehr auch am Bundesstützpunkt für Eishockey und Curling. Dort hatte sich in einem Kellertrakt an einer Brandschutztür zeitweise meterhoch Wasser gesammelt. Das Eisstadion ging deshalb vorübergehend sicherheitshalber vom Stromnetz. Nach Angaben von Füssens Bürgermeister Maximilian Eichstetter sollen aber noch heute Aufräumarbeiten anlaufen und das Stadion abends wieder für Sportler nutzbar sein.
Zu einem Einsatz musste während des Unwetters am Montag auch die Feuerwehr in Pfronten ausrücken: Im Bereich des Manzenwegs im Ortsteil Meilingen war die Verrohrung eines Bachlaufs verstopft. Das Wasser trat daraufhin aus und strömte über die Garage in den Keller eines Hauses, teil André Reichart, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Pfronten-Steinach/Ösch mit. Die war ab 20.30 Uhr eine Stunde lang mit 30 Feuerwehrleuten im Einsatz um das Rohr wieder frei zu machen, die Garage von Schlamm zu befreien und den Keller auszupumpen.
Meteorologen sprechen sogar von einer Sturzflut.
Bild: Benedikt Siegert
Füssen, Schwangau, Hopfen - Über 160 Einsätze bis in die Nacht
Gegen 16.30 Uhr beruhigte sich die Wetterlage allmählich. Nicht aber die Situation für die Einsatzkräfte. Noch immer waren Sirenengeheul zu hören und es fuhren Feuerwehr, Polizei und Rettungswägen quer durch die Stadt.
Bis in die Nacht liefen verschiedene Einsätze. Bürgermeister Maximilian Eichstetter sprach am Dienstag von einer Zahl von 160 Einsätzen für die Feuerwehren der Stadt und aller Ortsteile bis ca 2 Uhr.
Bürgermeister Eichstetter lobt in einem Gespräch mit unserer Redaktion die Professionalität der Einsatzkräfte. Das Team bestehend aus Füssens Feuerwehr Kommandanten Thomas Roth und Kreisbrandrat Markus Barnsteiner habe alles koordiniert und dabei hervorragende Arbeit geleistet. „Es hat sich gezeigt, dass sich die Großübungen der vergangenen Jahre, um für solche Fälle gerüstet zu sein, mehr als ausgezahlt haben“, sagte Eichstetter.
Schweres Hagel Unwetter in Füssen Ein schwerer Hagelschauer ist am Montagnachmittag über Füssen und das Ostallgäu gezogen.
Bild: Benedikt Siegert
Nach Unwetter in Füssen: Aufräumarbeiten laufen am Dienstag
Das Ausmaß des Unwetters wird erst am Dienstagmorgen so richtig deutlich: Nach ersten Schätzungen dürfte ein Schaden in Millionenhöhe entstanden sein.
In vielen Privathaushalten laufen die Aufräumarbeiten: Vollgelaufene Keller müssen abgepumpt und Schmutz entfernt werden. Eine Mitarbeiterin unserer Redaktion berichtet, dass in ihrem Keller in Füssen West das Regenwesser auf 1,20 Meter stand und jede Menge Blattwerk und Geäst mit in den Keller gespült wurde. Die Wucht des Wasser habe sogar die Waschmaschine umgeworfen. Lesen Sie auch: Hochwasser-Schaden: Welche Versicherung zahlt, wenn im Keller das Wasser steht?
Bilderstrecke
Unwetter im Allgäu: Einsätze im Ostallgäu
Schnee im Mai? Nein: Ein schwerer Hagelschauer ist am Montagnachmittag über Füssen und das Ostallgäu gezogen.
Bild: Benedikt Siegert (Archiv)
Schnee im Mai? Nein: Ein schwerer Hagelschauer ist am Montagnachmittag über Füssen und das Ostallgäu gezogen.
Bild: Benedikt Siegert (Archiv)
Das Unwetter traf vor allem Füssen und die Umgebung.
Bild: Benedikt Siegert
Das Unwetter traf vor allem Füssen und die Umgebung.
Bild: Benedikt Siegert
Auf den Hagelschauer folgte Starkregen. In Teilen der Füssener Innenstadt stand in kürzester Zeit das Wasser.
Bild: Benedikt Siegert
Auf den Hagelschauer folgte Starkregen. In Teilen der Füssener Innenstadt stand in kürzester Zeit das Wasser.
Bild: Benedikt Siegert
Die Feuerwehr Füssen war am Nachmittag damit beschäftigt, Wasser aus dem Luitpoldpark-Hotel zu pumpen.
Bild: Benedikt Siegert
Die Feuerwehr Füssen war am Nachmittag damit beschäftigt, Wasser aus dem Luitpoldpark-Hotel zu pumpen.
Bild: Benedikt Siegert
Am Luitpoldpark-Hotel ist die Tiefgarage in Folge des Unwetters mit Wasser vollgelaufen.
Bild: Benedikt Siegert
Am Luitpoldpark-Hotel ist die Tiefgarage in Folge des Unwetters mit Wasser vollgelaufen.
Bild: Benedikt Siegert
In Füssen musste die Feuerwehr Wasser aus einem Netto pumpen, nachdem es am Montag zu einer Sturzflut gekommen war.
Bild: Benedikt Siegert
In Füssen musste die Feuerwehr Wasser aus einem Netto pumpen, nachdem es am Montag zu einer Sturzflut gekommen war.
Bild: Benedikt Siegert
Die Feuerwehr Füssen muss Wasser aus dem Luitpoldpark-Hotel pumpen. Der Netto-Markt im Untergeschoss musste evakuiert werden.
Bild: Benedikt Siegert
Die Feuerwehr Füssen muss Wasser aus dem Luitpoldpark-Hotel pumpen. Der Netto-Markt im Untergeschoss musste evakuiert werden.
Bild: Benedikt Siegert
In Füssen kam es wegen des Unwetters zu einem größeren Einsatz. Dort ist die Tiefgarage des Luitpoldpark-Hotels mit Wasser vollgelaufen. Auch ein Netto-Markt im Untergeschoss musste evakuiert werden.
Bild: Benedikt Siegert
In Füssen kam es wegen des Unwetters zu einem größeren Einsatz. Dort ist die Tiefgarage des Luitpoldpark-Hotels mit Wasser vollgelaufen. Auch ein Netto-Markt im Untergeschoss musste evakuiert werden.
Bild: Benedikt Siegert
Meteorologen sprechen sogar von einer Sturzflut.
Bild: Benedikt Siegert
Meteorologen sprechen sogar von einer Sturzflut.
Bild: Benedikt Siegert
In Füssen kam es wegen des Unwetters zu einem größeren Einsatz. Dort ist die Tiefgarage des Luitpoldpark-Hotels mit Wasser vollgelaufen. Auch ein Netto-Markt im Untergeschoss musste evakuiert werden.
Bild: Benedikt Siegert
In Füssen kam es wegen des Unwetters zu einem größeren Einsatz. Dort ist die Tiefgarage des Luitpoldpark-Hotels mit Wasser vollgelaufen. Auch ein Netto-Markt im Untergeschoss musste evakuiert werden.
Bild: Benedikt Siegert
Im Westen von Füssen liefen Keller voll. Dabei schwemmte es auch Äste und Blätter in die Räume. Von der Wucht des Wassers wurden sogar Waschmaschinen umgeworfen.
Bild: Heike Heel
Im Westen von Füssen liefen Keller voll. Dabei schwemmte es auch Äste und Blätter in die Räume. Von der Wucht des Wassers wurden sogar Waschmaschinen umgeworfen.
Bild: Heike Heel
Auch in Wertach (Oberallgäu) kam es zu Hagelschauern.
Bild: Benni Liss
Auch in Wertach (Oberallgäu) kam es zu Hagelschauern.
Bild: Benni Liss
Dabei fielen teils 1-Euro-große Hagelkörner vom Himmel.
Bild: Benni Liss
Dabei fielen teils 1-Euro-große Hagelkörner vom Himmel.
Bild: Benni Liss
Auch in Kaufbeuren gab es am Montagabend überflutete Unterführungen.
Bild: Mathias Wild
Auch in Kaufbeuren gab es am Montagabend überflutete Unterführungen.
Bild: Mathias Wild
Auch in Kaufbeuren gab es am Montagabend überflutete Unterführungen.
Bild: Mathias Wild
Auch in Kaufbeuren gab es am Montagabend überflutete Unterführungen.
Bild: Mathias Wild
Füssen besonders schlimm getroffen - Kachelmann spricht von Sturzflut
Selbst der bundesweit bekannte Meteorologe Jörg Kachelmann griff die Wetterlage in Füssen auf. Auf seiner Website schrieb er um kurz vor 16 Uhr, dass Füssen und Umgebung eine Sturzflut der höchsten Stufe erreicht hätte. "In dieser Region besteht derzeit extreme Überflutungsgefahr durch heftige Regenfälle. Dabei wurde in der letzten Stunde eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von 41 l/m² in dem Gebiet registriert. Punktuell sind bis zu 56 l/m² Niederschlag gefallen."
Das Landesamt für Umwelt in Bayern definiert Sturzflut wie folgt: "Sturzfluten sind besonders plötzlich und unerwartet auftretende Hochwasserereignisse, die sich durch ihre extreme Wucht von anderen Hochwasserereignissen unterscheiden. Ausgelöst werden sie von außergewöhnlichen Starkregenereignissen, die starken Oberflächenabfluss, schnell ansteigende Wasserstände und kräftige Abflusswellen bilden."