Die Wendejacken bei ihrem Auftritt in Pfronten (von links) Mario Faiella, Max Kinker und Nadine Viktor.
Bild: Martina Gast
Die Wendejacken bei ihrem Auftritt in Pfronten (von links) Mario Faiella, Max Kinker und Nadine Viktor.
Bild: Martina Gast
Ulrike Rottenburger begrüßte vor ausverkauften Rängen kürzlich zu einem Viehscheid-Special mit den Wendejacken im Pfrontener Eiskeller: „Unsere Kulturbühne steht für Theater, Kleinkunst, Musik und Überraschendes.“ Vor allem grandios überraschend sollte der fulminante Kulturabend werden – für das Publikum und erst recht für die rasanten und charmanten Darsteller Nadine Viktor, Max Kinker, Mario Faiella und dem Tastenkünstler Anton Dirnberger. Die Kemptener Meister der Improvisation stießen auf ein Pfrontener Publikum, das mit seinem unglaublichen Einfallsreichtum und bemerkenswertem Handtascheninterieur an die großen Zeiten der Pfrontener Mächlar also regionalen Erfindergeister anknüpfen sollte.
Von einem „lasst uns mutig scheitern“ war der gesamte Eiskeller, der unter dem grandiosen temporeichen, beinahe körperlichen Hochleistungssport der charismatischen Wendemanöveraner fühlbar zum Heizkeller mutierte, meilenweit entfernt. Auch der Zuruf „Freeze“ (einfrieren), der die drei Akteure abwechselnd in verschiedenste Charaktere katapultierte, legte die Laune des amüsierten Publikums nicht auf Eis, sondern eher an den Siedepunkt der guten Laune. Mit dem eingezählten Zuschauerkommando 5-4-3-2-1- Los, ließ das bestens aufeinander eingespielte Mimikertrio mit dem fühlbar positiven Teamspirit seiner Spontanität freien Lauf.
In kleinen Szenen und großen Geschichten wurde ein Füllhorn ungewöhnlichster Zuruf-Inspirationen, wie das Venedigermännle, eine horrormässige Milchkanne, Wohnwagen, Halswirbelsäulenschiene oder eine lautstärkenregelnde Kuhglocken-App sekundenschnell bespielt, besungen und betanzt. Dabei wurden die witzigen ad hoc Sketche rund um die Viehscheid immer mit einer guten Prise Ironie und Tiefgang aufgepolstert und landeten somit nur ganz selten in der überspitzten alpenländischen Klamauk-Kiste.
Der vielzitierte „Applausometer“ ging am Ende der energiegeladenen über zweistündigen Performance direkt durch die Decke. Während so manchem humorigen Schlagabtausch stellte sich wohl mancher insgeheim die Frage: „Kann man das lernen“? Wäre es nicht wunderbar, wenn man im Umgang mit seinen Mitmenschen, Arbeitskollegen und Bekannten auch so spontan, locker, schlagfertig und flexibel sein könnte? „Ja, man kann“, lautet die Antwort der Schauspielgranate, Workshoptante und Geschäftsführerin Nadine Viktor. Almut aus Roßhaupten spielt selber in einem kleinen Füssener Laien-Improtheater mit. Sie hat an einem zweitätigen Workshop der Wendejacken teilgenommen und ist begeistert: „Man lernt mutig und selbstbewusst über seinen eigenen Schatten zu springen. Mir hat der Kurs unheimlich viel gebracht - das war wirklich super!“