Julia Johannsen (17, links) ist eine von derzeit neun Anwärterinnen bei der Bergwacht in Pfronten. Bereits seit elf Jahren dabei ist Sabrina Haslach, eine von vier ausgebildeten Einsatzleiterinnen bei den Pfrontener Rettern.
Bild: Benedikt Siegert
Julia Johannsen (17, links) ist eine von derzeit neun Anwärterinnen bei der Bergwacht in Pfronten. Bereits seit elf Jahren dabei ist Sabrina Haslach, eine von vier ausgebildeten Einsatzleiterinnen bei den Pfrontener Rettern.
Bild: Benedikt Siegert
Es gab Zeiten, da war die Skepsis noch groß: „Was?! Scho wieder a Fehl?“, hieß es von den Urgesteinen. Da hätten Anwärterinnen bei der Bergwacht hart darum kämpfen müssen, in den zumeist männlichen Kreis aufgenommen zu werden. So berichtet es Sabrina Haslach. Doch diese Zeiten seien längst vorbei. „Frauen bei der Bergwacht sind inzwischen völlige Normalität“, sagt die 26-Jährige.
Denn besonders die Pfrontener Bergwacht wäre ohne ihre Frauen heute kaum noch denkbar. Von ihren derzeit 17 Anwärtern sind neun Frauen. So viele wie nie zuvor. „Wir kennen uns alle untereinander und sind eine echt coole Gemeinschaft“, sagt Julia Johannsen. Die 17-Jährige steckt mitten in ihrer Bergwacht-Ausbildung, möchte später einmal Ärztin werden. Freundinnen hätten sie zu dem Ehrenamt animiert. „Dass in Pfronten besonders viele Frauen in der Bergwacht aktiv sind, hat sich längst rumgesprochen“, sagt die Schülerin. Das gilt auch innerhalb der Organisation. So lobte kürzlich der stellvertretende Regionalleiter der Bergwacht im Allgäu die Pfrontener explizit für ihren hohen Frauen-Anteil.
Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Zehn Pfrontener Bergretterinnen haben die Ausbildung bereits hinter sich. Vier von ihnen dürfen sich sogar „Einsatzleiterin“ nennen. Eine davon ist Sabrina Haslach. Bereits im Alter von 15 Jahren fand sie den Weg zur Pfrontener Bergwacht. Zunächst, weil ihre Brüder das auch gemacht hatten. Inzwischen hat sich die 26-Jährige aber mehr und mehr Qualifikationen erworben. Sie ist etwa eine der wenigen, die an der Hubschrauber-Winde Einsätze absolvieren darf. Ihre Tauglichkeit dafür muss sie jedes Jahr aufs neue bei verschiedenen Lehrgängen unter Beweis stellen.
„Das Ganze ist inzwischen schon sehr aufwendig geworden“, sagt sie. Als Einsatzleiterin hat sie zudem monatlich Bereitschaftsdienste. Und als Kassierin ist Haslach auch noch für die Bergwacht tätig. Wie viele Stunden so im Jahr an ehrenamtlicher Arbeit bei ihr zusammenkommen? „Darüber habe ich noch gar nie wirklich nachgedacht“, sagt Haslach. Schließlich bringe diese Zahl ja auch niemandem etwas. Denn: „Wir bei der Bergwacht sind ja alle irgendwie am Helfersyndrom erkrankt“, sagt die 26-Jährige. Da gehe es nicht um Zahlen oder Messbarkeit.
Auf ihre Rolle im Einsatzalltag angesprochen meint Haslach: „Es gibt schon Situationen, wo wir uns als Frauen leichter tun als Männer.“ Wenn Einfühlungsvermögen gefragt sei zum Beispiel. Etwa wenn es um die Betreuung von Angehörigen gehe bei einem Unfall. „Oder gerade, wenn Kinder mit dabei sind, reden die mit uns einfach leichter“, sagt Haslach. Fügt dann aber gleich hinzu: „So ganz ohne Mannsbilder wäre es auch nix.“
Es gebe nämlich durchaus Einsätze, wo viel Muskelkraft gefragt sei. Mit dem Akja zum Beispiel oder der Gebirgstrage. „Bei uns bringt halt jeder seine Stärken und Schwächen ein – und das ist auch gut so“, sagt Haslach.
Frauen in der rot-blauen Uniform der Bergwacht sind in Bayern dennoch noch immer eine Minderheit: Rund 20 Prozent machen sie unter den 109 Bereitschaften im Freistaat aus. Doch unter den Neulingen ist ihr Anteil inzwischen bedeutend höher. Wie Anwärterin Julia Johannsen erzählt, sei es bei manchen Lehrgängen schon problematisch geworden, weil die Jungs gefehlt hätten bei gewissen Übungen. „Inzwischen hat es sich aber wieder etwas normalisiert“, sagt die junge Eisenbergerin und lacht.
Das Wichtigste sei aber, dass die Bergwacht für ihre Arbeit weiter Nachwuchs findet. Egal, ob Bub oder Mädel. Ob Mann oder Frau. „Und da sind wir mit 17 Anwärtern echt richtig gut aufgestellt für die Zukunft“, sagt Haslach.
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