Die beiden Halblecher Pfarrgemeinderätinnen Monika Guggemos (Vorsitzende) und Cilli Knappich lassen den Brauch des Frauentragens wieder aufleben.
Bild: Sabrina Kreisle
Die beiden Halblecher Pfarrgemeinderätinnen Monika Guggemos (Vorsitzende) und Cilli Knappich lassen den Brauch des Frauentragens wieder aufleben.
Bild: Sabrina Kreisle
Die Adventszeit ist eine Zeit der Besinnung. Und ein alter alpenländischer Adventsbrauch, der in der Gemeinde Halblech seit vergangenem Jahr wieder zelebriert wird, lädt genau dazu ein: das „Frauentragen“. Sehr bekannt ist dieser Brauch nicht, vor allem nicht bei der jüngeren Generation. Die Großmüttergeneration allerdings gehört zu denjenigen, die noch das ein oder andere darüber erzählen kann. Was also bedeutet „Frauentragen“? Eine Marienfigur wird hierbei von Haus zu Haus gebracht, bleibt immer über Nacht und wird am nächsten Tag weitergereicht. Herbergsgeber sind dabei alle, die Interesse haben - ältere und jüngere Familien, Alleinstehende oder Paare.
In den Pfarrkirchen in Trauchgau und Bayerniederhofen wurden dazu Listen ausgelegt, in die sich Interessierte eintragen können, die der Gottesmutter für eine Nacht Obdach gewähren möchten. Begonnen wird am ersten Advent und am Ende der Reise steht das Weihnachtsfest.
Denn an Heiligabend erreicht die Figur die Kirche und bekommt dort einen besonderen Platz. Damit soll an die vergebliche Herbergssuche der schwangeren Maria und ihres Mannes Josef kurz vor der Geburt des Jesuskinds erinnert werden, die im Lukasevangelium beschrieben wird mit „…da in der Herberge kein Platz für sie war…“.
Pfarrgemeinderatsvorsitzende Monika Guggemos erhielt vergangenes Jahr aus Trauchgau den Vorschlag, den Brauch wiederaufzunehmen und stimmte diesem nach eigenen Angaben sehr gern zu. Um ihn umzusetzen, wurden zwei besondere, handgeschnitzte Marienfiguren gekauft. Damit auch in Buching einer „Maria guter Hoffnung“ Herberge geboten werden kann, übernahm Cilli Knappich, ebenfalls Pfarrgemeinderatsmitglied, die Kosten für diese Figur und stellt sie nun jedes Jahr in Bayerniederhofen zur Verfügung.
Am Heiligen Abend ist sie die letzte in der Reihe der Herbergen und nimmt die Maria wieder in Empfang. Sie betont, wie selten Darstellungen einer schwangeren Muttergottes in den Kirchen seien. Die einzige ihr bekannte, sei das Bildnis einer „Maria gravida“ in der Wallfahrtskirche Bogenberg in Niederbayern. Knappich ist es wichtig, alte Bräuche nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Gerade im alljährlichen Vorweihnachtsstress sollte man sich viel mehr auf die ruhige Adventszeit besinnen.
Auch Monika Guggemos erzählt von der besonderen Stimmung im Haus, während die Gottesmutter Maria, ein ja nicht alltäglicher Gast, zu Besuch ist. Sie berichtet außerdem von den bunt gemischten Gastgebern, die vergangenes Jahr mitgemacht haben.
Darunter eine ältere Frau, die aufgrund körperlicher Einschränkungen ans Haus gebunden ist und sich sehr gefreut hat, die Maria bei sich haben zu können. Bei der Übergabe der Figur komme man zudem mit Familien oder Personen ins Gespräch, die man sonst gar nicht näher kennt.
Zusammen mit der Marienfigur bekommen die Gastgeber auch eine Mappe mit historischen Informationen rund um den Brauch, Gebeten und Vorschlägen, wie man Tag und Abend mit der Gottesmutter gestalten kann.
Geschichten für Kinder sind ebenfalls mit dabei, um auch den Jüngeren zu erklären, was es eigentlich mit Marias Herbergssuche auf sich hat. Vielleicht sind es gerade diese alten Bräuche, die einen wieder mehr über den ursprünglichen Sinn des Weihnachtsfestes nachdenken lassen und nicht nur über Kommerz und Geschenke.