Freigänger-Katzen wie dieser Kater sollten auf jeden Fall kastriert, gekennzeichnet und registriert werden. So können sie sich nicht unkontrolliert vermehren und, falls sie als Fundtiere in einem Tierheim landen, können die Besitzer schnell ausfindig gemacht werden.
Bild: Alexandra Decker (Archiv)
Freigänger-Katzen wie dieser Kater sollten auf jeden Fall kastriert, gekennzeichnet und registriert werden. So können sie sich nicht unkontrolliert vermehren und, falls sie als Fundtiere in einem Tierheim landen, können die Besitzer schnell ausfindig gemacht werden.
Bild: Alexandra Decker (Archiv)
Unkastrierte Katzen vermehren sich rasant. Theoretisch können aus einem Tier, wenn auch die Nachkommen unkastriert sind, in zehn Jahren 200 Millionen Katzen werden. Tierschützer auch im Ostallgäu fordern daher seit Jahren, was Niedersachsen jetzt eingeführt hat: Die Pflicht, Katzen zu kennzeichnen, zu registrieren und Freigänger zu kastrieren. Niedersachsen ist nach Berlin das zweite Bundesland, das eine Katzenschutzverordnung erlassen hat. Denn unkontrollierte Vermehrung bedeutet laut Deutschem Tierschutzbund auch Tierleid.
„Wir werden jedes Jahr damit konfrontiert, dass Katzenbabys jämmerlich sterben, weil sie krank sind“, sagt Andrea Flügel, Leiterin des Tierheims in Rieden am Forggensee. Die Tiere leiden zum Beispiel unter Parasiten und Katzenschnupfen. Teilweise so stark, dass sie sterben oder ihnen die massiv betroffenen Augen herausoperiert werden müssen.
Katzen, die sich wild vermehren, haben oft niemanden, der sich um sie kümmert. Dann sind Tierheime und Tierschutzvereine gefragt. Die aber kommen im Ostallgäu mittlerweile an Grenzen. Beim Tierschutzverein Arche Noah in Seeg sind derzeit 22 Katzen. Darunter einige Jungtiere. Das Tierheim Rieden ist nach wie vor völlig überlastet. 33 Katzen leben dort derzeit, weitere auf Pflegestellen.
„Im Moment holt sich kaum jemand ein Tier“, berichtet Flügel. Ein Grund dafür seien, die mit Einführung einer neuen Gebührenordnung gestiegenen Tierarztkosten. „Das ist nach 20 Jahren legitim. Aber viele geben jetzt auch ihre Tiere ab, weil sie es nicht mehr bezahlen können“, sagt Flügel.
Das Tierheim versuche zu helfen, indem es zum Beispiel Tierarztkosten übernimmt und die Halter dafür ein paar Tage dort aushelfen. Denn die Personalnot der Einrichtung war Anfang des Jahres schon schlecht und verschärft sich nun weiter. „Eine Angestellte verlässt uns, weil sie eine Lehrstelle gefunden hat. Jetzt suchen wir wieder jemanden für 36 Stunden die Woche“, sagt Flügel.
Die finanzielle Hilfe aber gehe nicht bei jedem und andauernd. Zumal der Tierschutzverein Füssen, der das Tierheim betreibt, selbst mit Schulden kämpft. Er erhielt zwar vor einem Jahr eine Erbschaft von 600.000 Euro, dieses Geld ist laut Flügel aber eingefroren, weil es für ein neues Hundehaus gebraucht wird. Das ist eine Auflage des Veterinäramtes, weil das alte nicht mehr den geforderten Standards entspricht.
Über Kastrationsaktionen, wie sie das Tierheim und auch die Arche Noah immer wieder durchführten, wird deshalb beim Füssener Verein mittlerweile zweimal nachgedacht. „Sie sind sehr teuer geworden“, sagt Flügel. Eine Kastrationspflicht würde die Tierhalter selbst in die Verantwortung nehmen und die Arbeit der Tierschützer erleichtern. Allerdings braucht es dann laut Gisela Egner von der Arche Noah auch eine Kennzeichnungspflicht: „Eine Kastration ist sehr wichtig, aber was nutzt sie, wenn man nicht weiß, wo eine Katze hingehört?“
Erst kürzlich brachte ihr jemand ein zwar kastriertes, aber nicht gekennzeichnetes Fundtier aus Rückholz. Es hatte so vergammelte Zähne, dass der Tierarzt sie der Katze alle ziehen habe müssen. Erst nach zwölf Tagen meldete sich ein Besitzer. Unterm Strich fast noch ein Glücksfall. Denn so konnte ihm wenigstens die Tierarztrechnung gegeben werden.
Wäre die Katze gechipt oder tätowiert und registriert gewesen, „haben wir sofort den Besitzer“, sagt Flügel. „Das macht auch das Aussetzen von Tieren nicht mehr so einfach.“ Bis es in Bayern eine Katzenschutzverordnung gibt, werde es aber wohl noch dauern. Der Tierschutzbund fordert eine bundesweite Regelung. Bisher habe die Regierung aber nur die Kennzeichnung und Registrierung von Hunden versprochen.
Egner weist noch daraufhin, dass Tierhalter selbst prüfen müssen, ob ihre Katze registriert ist. „Es passiert immer wieder, dass eine Katze zwar gechipt, aber nicht registriert ist. Die Tierbesitzer gehen davon aus, dass der Tierarzt das macht“, sagt sie. Dafür sind in der Regel aber die Halter verantwortlich. Gängige Haustierregister sind Tasso oder Findefix.