Das Eschacher Moos bei Füssen gehört zu den Grundstücken, die der LBV gekauft hat und betreut.
Bild: Peter Griegel
Das Eschacher Moos bei Füssen gehört zu den Grundstücken, die der LBV gekauft hat und betreut.
Bild: Peter Griegel
Seit einem halben Jahrhundert gibt der Landesbund für Vogelschutz (LBV) im Ostallgäu und Kaufbeuren Vögeln eine Stimme – besonders dann, wenn deren Stimmen immer leiser werden. So formulierten es Landrätin Maria-Rita Zinnecker und Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse in ihrem gemeinsamen Grußwort in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Kreisgruppe. Gefeiert wurde dieses Jubiläum kürzlich in Füssen – coronabedingt mit zwei Jahren Verspätung. Denn das eigentliche Gründungsjahr war 1970.
Schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als Deutschland noch vielerorts in Schutt und Asche lag, machte sich Gründervater Heinrich Brecheler auch über die Natur Gedanken. Bereits vor dem Krieg hatte er sich laut der Festschrift für den Erhalt der Natur engagiert. Danach sammelte der Fachberater für Obst- und Gartenbau wieder Gleichgesinnte um sich. 1970 schloss sich diese Gruppe als eigene Kreisgruppe dem LBV in Garmisch-Partenkirchen an.
Seit 50 Jahren setzen sich die Naturschützer nun im Ostallgäu für mehr als nur Vögel, nämlich den Biotop- und Artenschutz ein. Das macht auch der Zusatz „Verband für Biotop- und Artenschutz“ im Namen des LBV deutlich. „Es gibt keinen Artenschutz, wenn Biotope nicht geschützt werden“, betont Peter Griegel, Zweiter Vorsitzender der Kreisgruppe.
Hauptsächlich der Füssener hat mittlerweile 15,3 Hektar fast ausschließlich Moorflächen im Ostallgäu für den LBV angekauft, die der Verband nun betreut – darunter das Eschacher Moos bei Füssen, den Schneidbach bei Nesselwang und das Gillenmoos in der Gemarkung Airtang. Die Aktiven der Kreisgruppe machen sich somit laut Brigitte Kraft, Leiterin der LBV-Bezirksgeschäftsstelle, neben dem Erhalt der Biodiversität für den Klimaschutz stark, da intakte Moore ein wichtiger CO2-Speicher sind.
Zu den größeren Projekten der Kreisgruppe in den vergangenen 50 Jahren gehören neben den eigenen Flächen unter anderem die Nistkastenbetreuung und Pflege von über 300 Vögel- und Fledermauskästen im Sulzschneider Forst und Umgebung, eine Fledermausarbeitsgruppe, Gebäudebrüter-Kartierungen, Wasservogel-, Graureiher-, Kormoran-Zählungen in Kaufbeuren und Umgebung sowie Öffentlichkeitsarbeit zum Bespiel in Form von Exkursionen und Vorträgen. In Zukunft sollen weiterhin Flächenankäufe eine Rolle spielen. Außerdem sollen neue Mitglieder gewonnen und die Kindergruppe in Füssen wieder aktiviert werden. „Der Nachwuchsmangel ist eines unserer größten Probleme“, sagt Griegel. Derzeit hat die Kreisgruppe zwar noch an die 800 Mitglieder. Aber es kommt wenig nach.
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Dabei ist das Interesse der Bevölkerung an der Natur heute deutlich größer, als noch vor 50 Jahren. „Vor 50 Jahren mussten unsere Vorgängerinnen und Vorgänger im Natur- und Artenschutz, auch die Mitglieder des LBV, ihre Ziele noch verteidigen. Heute sind sich Politik und LBV in vielen Punkten einig“, schreibt Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV Bayern, in der Festschrift.
Er verweist auf die sehr umstrittene Gründung des Nationalparks Bayerischer Wald 1970 als ersten seiner Art in Deutschland, an dem heute kaum noch jemand Zweifel habe. Ebenso hätten beim erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ viele Menschen deutlich gemacht, dass sie Natur- und Artenschutz wollen. Der Kreisgruppe Ostallgäu-Kaufbeuren dankte er, dass sie sich gegen „den überdimensionierten Ausbau der B12“ ausspricht sowie ökologisch wertvolle Grundstücke kauft und pflegt.
Belohnt wurden die Bemühungen der Kreisgruppe unter anderem 1989 mit dem europäischen Umweltpreis für das Projekt Kiesgrube Ebenhofen/Wertachau Ebenhofen. Dort wurden zum Beispiel Weiher als Laichmöglichkeit für Kreuzkröten geschaffen. Gründervater Brecheler erhielt 1986 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für sein großes Engagement.
Dass die Arbeit des LBV aber noch lange nicht abgeschlossen ist, zeigt unter anderem der Rückgang der Vogelarten auch im Ostallgäu. „Vögel, die in unserer Heimat in den 1980er Jahren noch ganz selbstverständlich gebrütet haben, sind heute leider nur noch sehr selten zu beobachten. Dazu zählen etwa Berkassine, Kiebitz, Wachtel oder Feldlerche“, heißt es in der Jubiläums-Festschrift.
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