Pflege wollte sich neu aufstellen

Nach den Betrugsvorwürfen in Seeg: Ist das 14 Millionen Euro-Projekt Geschichte?

Aktuell versucht sich der Verein rund um das Caritaszentrum Seeg, nach den Betrugsvorwürfen gegen Bürgermeister und einen ehemaligen Einrichtungsleiter, neu aufzustellen.

Aktuell versucht sich der Verein rund um das Caritaszentrum Seeg, nach den Betrugsvorwürfen gegen Bürgermeister und einen ehemaligen Einrichtungsleiter, neu aufzustellen.

Bild: Benedikt Siegert (Archivbild)

Aktuell versucht sich der Verein rund um das Caritaszentrum Seeg, nach den Betrugsvorwürfen gegen Bürgermeister und einen ehemaligen Einrichtungsleiter, neu aufzustellen.

Bild: Benedikt Siegert (Archivbild)

Im Betrugsskandal um das Caritaszentrum Seeg ist die Neuaufstellung der Pflege geplatzt. Der Verein will handlungsfähig werden - und braucht einen Notvorstand.
25.04.2023 | Stand: 06:09 Uhr

In Seeg wäre es in den vergangenen Wochen eigentlich um ein 14 Millionen Euro-Großprojekt gegangen: Das Caritaszentrum und damit die Pflege in Seeg sollte neu aufgestellt werden. Ein Investor, so wurde es damals berichtet, stand kurz vor einer Zusage. Geplatzt ist das Projekt vorerst, weil Ermittlungen gegen den Bürgermeister und den ehemaligen Einrichtungsleiter wegen des mutmaßlichen Betruges in Millionenhöhe laufen. Wie berichtet, sitzen beide in Untersuchungshaft. Der Fall sorgte über das Allgäu hinaus für Schlagzeilen.

Seeg: Neuaufstellung der Pflege ist aktuell nicht im Vordergrund

Die Neuaufstellung der Pflege stehe momentan nicht im Vordergrund, teilt Pfarrer Wolfgang Schnabel auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Denn hinter dem Caritaszentrum in Seeg steht ein Verein – die Caritasstiftung Seeg. Und der Verein sei aktuell aufgrund der Umstände nicht handlungsfähig.

„Derzeit bestehen noch rechtliche Fragen zur konkreten Aufnahme von Mitgliedern und zur Einberufung einer Mitgliederversammlung“, teilt Schnabel mit. Diese Fragen werden aktuell unter anwaltlicher Begleitung durch den Diözesan-Caritsaverband in Augsburg mit dem Amtsgericht Kempten geklärt. Der Seeger Verein habe am 17. März einen Notvorstand beim Amtsgericht Kempten beantragt. Man wolle wieder handlungsfähig werden, derzeit warte man auf die Rückmeldung des Amtsgerichtes.

Verein Caritasstiftung Seeg will sich neu aufstellen

In einem Schreiben im Gemeindeblatt in Seeg versicherte Schnabel, dass die aktuellen Akteure vor Ort das gemeinsame Ziel haben, „diesen Verein zu erhalten und in geeigneter Weise caritative Zwecke im Sinne des Gründers in Seeg weiter zu gestalten und zu unterstützen“. Das soll – je nach Möglichkeit – in den nächsten Wochen geschehen. Nach der Aufnahme von neuen Mitgliedern soll ein neuer Vorstand gewählt werden. Der Verein möchte signalisieren, dass man offen für neue Mitglieder ist.

In der Vergangenheit gab es daran immer wieder Kritik zu hören. Auf Kritik stieß auch das Geflecht, das sich rund um das Caritaszentrum ergeben hat. Wie berichtet, gab es dazu im Dezember vergangenen Jahres auch zwei Infoveranstaltungen. Einmal von den Kritikern, den Demokratischen Bürgern Seeg, und einmal vom Bürgermeister. Nicht nachvollziehbar sei das Konstrukt aus mehreren Gesellschaften gewesen, in denen der Rathaus-Chef wichtige Ämter innehatte.

Diözesan-Caritasverband Augsburg prüft Ausschlussverfahren des Vereins in Seeg

Unter anderem dieses Firmengeflecht führte auch zu einem Ausschlussverfahren, das der Diözesan-Caritasverband im Herbst vergangenen Jahres eröffnet hat. Denn trotz des Namens Caritasstiftung Seeg handelt es sich um einen rechtlich komplett eigenständigen Verein. Das Ausschlussverfahren ist deshalb eröffnet worden, weil in dem Konstrukt in Seeg zum Beispiel kein kirchliches Personal und kein kirchliches Arbeitsrecht angewandt worden war.

Nachdem die Ermittlungen wegen des Betrugsverdachtes bekannt geworden waren, wurden Gespräche in die Wege geleitet, wie der Verein wieder zurück in eine kirchliche Einrichtung geführt werden könne. „Das Verfahren ist nach wie vor in der Schwebe“, teilt der Pressesprecher des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg, Bernhard Gattner, mit. Das hänge damit zusammen, dass der Seeger Verein aktuell nicht handlungs- und somit nicht beschlussfähig ist. Man stehe mit den Akteuren vor Ort in Kontakt.

„Wir gehen davon aus, dass es so kommt wie vor Ort gewünscht“, sagt Gattner. Aber der Prozess sei noch nicht so weit fortgeschritten, dass ein Beschluss gefasst werden kann.

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