Die Musikkapelle Schwangau mit der stellvertretenden Bezirksdirigentin Alexandra Böhling umrahmte die Versammlung des ASM-Bezirks 3/Füssen mit dem Bezirksvorstand unter deren Leiter Gottfried Groß.
Bild: Anton Reichart
Die Musikkapelle Schwangau mit der stellvertretenden Bezirksdirigentin Alexandra Böhling umrahmte die Versammlung des ASM-Bezirks 3/Füssen mit dem Bezirksvorstand unter deren Leiter Gottfried Groß.
Bild: Anton Reichart
Jugendarbeit ist der Schwerpunkt. Dieser Gedanke zog sich durch die Berichte von Funktionären, Aktiven und Gästen der Jahresversammlung des Bezirkes 3/Füssen des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes (ASM). Im voll besetzten Saal des Schwangauer Schlossbrauhauses hatten sich Vertreter aller 19 Musikkapellen, zehn Jugendgruppen, Trommlerzug und Alphorngruppe eingefunden. Warum die Jugendarbeit im Bereich der Sing- und Musikschulen an Grenzen stößt, machte die detaillierte Wortmeldung eines Pfrontener aktiven Musikers klar.
Während der Coronazeit hat die Zahl der aktiven Blasmusiker im Bezirk zwar nur um 90 auf 1338 abgenommen. „Was aber fehlt, sind Neuanmeldungen“, stellte Bezirksleiter Gottfried Groß mit Bedauern fest. Daher seien Nachwuchsgewinnung und Ausbildung für den ASM ein Schwerpunkt. Neben Kooperationen mit Musikschulen wolle man auch auf Ausgestaltung in den allgemeinbildenden Schulen hinarbeiten. Dies auch unter dem Gesichtspunkt, dass ab dem Jahr 2026 ein Anspruch auf Ganztagsschule geplant ist. Aber musikalische Ausbildung beginne bereits in der Kita. Das zeigte sich auch bei einem Strategietreffen des Bezirks, bei dem sich im Januar Jugendleiter, Ausbilder, Dirigenten und Vorstände der Musikkapellen in Steingaden trafen und über praktische Erfolgsmodelle informierten.
Was in Lechbruck und Steingaden im Bereich Jugendaktivitäten begonnen worden war, will man heuer bei einem Musikfest der Jugendformationen fortsetzen. Beim Seeger Blasmusikfestival können sich die Jugendkapellen am 21. Mai präsentieren. Das Fest soll die Jugendlichen motivieren und Spaß vermitteln, auch um die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu überwinden. Groß hofft, dass auch viele Erwachsene vorbeischauen, um dem Nachwuchs die Wertschätzung zu erweisen.
Auch Dirigent Robert Schweiger schaute in die Zukunft: Das nächste Bezirksmusikfest wird 2024 in Steingaden stattfinden. Und da bereits neun Kapellen an einer Marschmusikwertung teilgenommen hatten, kündigte er an, dass ein Stabsführer-Kurs zur Marschmusik zusammen mit dem Nachbarbezirk 4/Marktoberdorf angeboten werden wird. Etwas weniger Teilnehmer als früher an den Bläserkursen hatte Jugendleiterin Sandra Linder registrieren müssen. Bei den Goldprüfungen (D3) lagen die Gründe für die vielen Durchfaller überwiegend an zu geringen Leistungen, rückte sie Gerüchte zurecht. Die Durchführung der Bläserkurse werde zunehmend schwieriger, da die Schulen aus Datenschutzgründen immer weniger Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Außerdem müsse das Landratsamt in jedem Einzelfall zustimmen, und dort brauche es „viel, viel Zeit“.
Ein Problem, das sich ausweiten könnte, sprach Linder ebenfalls an: Die Musikschule Pfronten beispielsweise habe genügend Schüler, Interessenten und Lehrer – aber zu wenig Räume. „Die weitere Existenz der Pfrontener Musikschule steht auf dem Spiel“, fasste die Bezirks-Jugendleiterin die dramatische Situation zusammen. Der Pfrontener Blasmusiker Thomas Wohlfart nannte Details. Zuschüsse für die Musikschulen würden stark gekürzt. Die seit 30 Jahren bestehende Musikschule könne die rund 600 Musikschüler – darunter allein etwa 400 aus dem Raum Pfronten – nicht mehr unterbringen. Seit zwei Jahren setze man sich intensiv für eine Lösung ein. Denn demnächst fallen die Räume in der Mittelschule weg, da dort umgebaut werden müsse.
Das Angebot von Bürgermeister Alfons Haf, in Räume in der Grundschule auszuweichen, habe er sich angeschaut. Der erste Raum sei der Vorraum zum Heizungskeller gewesen, im zweiten Raum seien fast die Möbel entgegengefallen: Es war ein gut gefülltes Stuhllager. Dabei gebe es ein Angebot im derzeit leer stehenden Obergeschoß des Werkmarktes Linder, einer früheren Diskothek (wir berichteten). Der Eigentümer sei bereit, die Räume umzubauen und sie dann gegen eine verträgliche Miete zu überlassen. Wohlfart forderte nach zwei Jahren intensiven Bemühens nun endgültig von den Verantwortlichen in Musik und Politik eine Lösung ein: „Tragt das Thema an die Verantwortlichen!“
Schwangaus Bürgermeister Stefan Rinke hatte bereits im Grußwort darauf hingewiesen: „Um den Nachwuchs muss man sich frühzeitig kümmern.“ Er versprach, die Aufgabe der Zusammenarbeit Musik-Schule in seine Arbeit mitzunehmen. Bundestagsabgeordneter Stephan Stracke begründete die staatliche Unterstützung, da „Blasmusik ein bayerisches und Allgäuer Kulturgut“ sei.