Übernachtungen sind auf dem in die Jahre gekommenen Tegelberghaus aktuell nicht möglich. Ein Bettwanzenbefall hält sich hartnäckig – die kleinen Tiere sind nur schwer wieder loszubekommen. Der Pächter hat dafür viele verschiedene Möglichkeiten ausprobiert.
Bild: Benedikt Siegert
Übernachtungen sind auf dem in die Jahre gekommenen Tegelberghaus aktuell nicht möglich. Ein Bettwanzenbefall hält sich hartnäckig – die kleinen Tiere sind nur schwer wieder loszubekommen. Der Pächter hat dafür viele verschiedene Möglichkeiten ausprobiert.
Bild: Benedikt Siegert
Dieser Artikel ist bereits im September 2022 erschienen. In der Serie "Rückblick 2022: Aus dem Archiv" lassen wir spannende Geschichten aus dem Jahr 2022 wieder aufleben.
„Für die Wanderer tut es mir leid“, sagt Hynek Bednar, Pächter des Tegelberghauses. Der Übernachtungsbetrieb im Haus auf über 1700 Meter Höhe ist vorerst eingestellt. Der Grund: Es gibt einen Bettwanzenbefall. Erst einmal ist die Hütte nur im Tagesbetrieb geöffnet, wie es in der nächsten Saison weitergeht: unklar. Dem Landratsamt Ostallgäu ist der Fall bekannt: Da Bettwanzen „keine Infektionskrankheiten übertragen, kann das Gesundheitsamt nur beratend tätig werden.“
Es ist ein Kampf, der nur schwer zu gewinnen ist. Diesen Eindruck bekommt man, spricht man mit Bednar über die aktuelle Situation am Tegelberg. Seit 27 Jahren ist er auf der Hütte tätig – zwölf Jahre als Mitarbeiter, 15 als Pächter. Bisher hatte er dieses Ausmaß eines Befalls noch nicht erlebt. Dreimal sei der Kammerjäger gekommen, berichtet Bednar. „Wir haben auch selber versucht, etwas auf die Reihe zu bekommen“, so der Pächter. Vergeblich, denn die kleinen Tiere bekommt man nur schwer wieder los.
Bednar sah am Ende als einziges Mittel, den Übernachtungsbetrieb einzustellen. Der Aufwand zuvor sei riesig gewesen, man habe Trockner angeschafft, um Bettzeug darin zu trocknen. Man habe die Hütte zwei Tage lang auf eine höhere Temperatur (88 Grad Celsius) gebracht, um die Tiere zu beseitigen – doch die Bettwanzen sind geblieben. „Ich habe einfach keinen guten Schlaf mehr“, sagt Bednar. Für die Wanderer tue es ihm leid, für die Geburtstagsfeiern und Junggesellenabschiede, die es immer wieder gegeben habe. Bis 22 oder 23 Uhr sei die Hütte offen gewesen, nun ist um 17 Uhr Schluss. Wie es weitergeht, sei bisher unklar. Mit dem Eigentümer müsse geklärt werden, welche Optionen es beispielsweise durch eine Renovierung gebe.
Das Umweltbundesamt hat 2017 einen Ratgeber zu Bettwanzen veröffentlicht, um die wichtigsten Fragen zu beantworten. Damals wurde bereits von einer massiven Ausbreitung insbesondere in den USA und in Australien berichtet. Ein zunehmendes Auftreten wurde auch für Deutschland festgestellt. Wichtig ist laut Umweltbundesamt: Bettwanzen haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Das blutsaugende Insekt könne „unabhängig von jeglichen hygienischen Bedingungen vorkommen“ und trete in den gepflegtesten Räumlichkeiten auf.
Krankheitserreger übertragen Bettwanzen nach bisherigem Kenntnisstand kaum: „Im natürlichen Umfeld konnte eine Erregerübertragung durch Bettwanzen aber bislang nicht nachgewiesen werden, und es gibt auch keine Berichte über Krankheitsausbrüche, die mit Bettwanzen in Verbindung gebracht werden können“, heißt es in der Broschüre des Amtes und weiter: „Vor dem Hintergrund der starken Ausbreitung der Insekten müsste dies aber mittlerweile beobachtet worden sein.“ Das Risiko von übertragenen Krankheitserregern werde als „äußerst gering“ eingeschätzt. Häufen sich Bisse, könne es zu einer stärkeren Hautreaktion kommen. Selten seien bakterielle Infektionen. Allergisches Asthma sei eine Ausnahme.
Auch der Deutsche Alpenverein hat sich mit dem Thema beschäftigt und sich entschieden, offen damit umzugehen. „Aufklärung und Bewusstseinsbildung sowie eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit sollen auf das Problem aufmerksam machen“, heißt es in einem Bericht des DAV aus dem Jahr 2020. Denn immer mehr Hütten sind betroffen. „Wir werden von den Bettwanzen links überholt“, so Robert Kolbitsch vom DAV. Wenn nicht sofort etwas gegen den Befall unternommen werde, breiten sich die Tiere innerhalb von nur sechs Wochen explosionsartig aus. Eine Erfahrung, die auch der Tegelberghaus-Pächter Bednar gemacht hat – trotz vieler Maßnahmen sind die Tiere noch da.
Der Tegelberg in den Allgäuer Alpen, auf den die Tegelbergbahn führt, ist ein beliebtes Ausflugsziel im Ostallgäu. Von dort hat man auch einen besonderen Blick auf Schloss Neuschwanstein und den Forggensee, die Sommerrodelbahn am Fuße des Berges ist bei Kindern besonders beliebt.