Vertreter aus der Wissenschaft standen bei der zweiten Infoveranstaltung in Schwangau Rede und Antwort. Es ging wieder um den Unesco-Titel für die Königsschlösser.
Bild: Felix Futschik
Vertreter aus der Wissenschaft standen bei der zweiten Infoveranstaltung in Schwangau Rede und Antwort. Es ging wieder um den Unesco-Titel für die Königsschlösser.
Bild: Felix Futschik
„Sie waren mal Papst, also können Sie auch Welterbe sein“, sagte Kurt Luger. Der Professor und Unesco-Experte aus Salzburg machte bei der zweiten Infoveranstaltung in Schwangau (Kreis Ostallgäu) deutlich: Der Unesco-Welterbetitel sei nichts, was man geschenkt bekommt. Es sei etwas Besonderes und eine Chance für die zukünftige Entwicklung des Tourismus im Dorf. Im Juni entscheiden die Schwangauer im Rahmen eines Bürgerentscheids, ob sie den Unesco-Antrag des Freistaates für die Königsschlösser befürworten oder nicht.
Zustimmung erhielt Luger von Professor Alfred Bauer. Der Tourismus-Experte der Hochschule Kempten hatte anfangs zwar Zweifel wegen des möglichen Titels für Schloss Neuschwanstein. Nun sieht er darin aber eine Chance. Die kritischen Stimmen von Bürgern waren am Donnerstagabend nicht mehr so laut wie noch vor etwa zwei Wochen – verstummt sind sie aber nicht. Die Sorge: Der Titel könnte weitere Touristen anziehen, die Verkehrslage noch problematischer werden. In den vergangenen Jahren habe es keine konkreten Lösungen gegeben – manche sind misstrauisch.
(Wirte und Gastronomen sprechen sich für den Welterbe-Titel aus.)
Der Unesco-Welterbe-Titel könnte laut Bauer der Startschuss dafür sein, endlich den Qualitätstourismus umzusetzen, den es braucht. Sorgen vor noch mehr Touristen wegen des Titels teilt er nicht: „Mehr Leute kommen nicht, mehr geht nicht.“ Bauer versteht aber, dass die Menschen vor Ort Bedenken haben. 2022 gab es eine Studie zur Akzeptanz des Tourismus im Ostallgäu. Demnach steht der südliche Bereich des Landkreises dem Tourismus deutlich kritischer gegenüber als der nördliche, berichtete Bauer. Die Studie habe aber auch ergeben, dass die Akzeptanz für den Tourismus extrem hoch ist. Man lebe davon. „Jeder weiß aber auch, was hier im Sommer los ist.“
Am Verkehrsproblem werde gearbeitet. Klar sei aber auch: Seit 25 Jahren werde über das Thema gesprochen, nun müsse endlich etwas passieren und gehandelt werden. Der Unesco-Titel könne dabei helfen. „Die wenigsten Touristen sagen, sie fahren dahin, weil es Unesco-Welterbe ist“, sagte Kurt Luger. Er ist seit vielen Jahrzehnten in dem Thema drin, lebt in Salzburg. Die Stadt trägt selbst den Unesco-Titel. Luger sagte: „Mit dem Welterbetitel haben Sie die Chance, Irrsinniges beim Tourismus zu verhindern.“ Der Titel sei nicht für Marketingzwecke da, sondern um das Schloss langfristig zu schützen. Er ermögliche bei Problemen, Experten hinzuzuziehen, die an den Lösungen mitarbeiten. „Es ist eine Ehre, dass man Welterbe ist“, betonte Luger. Und: Umsonst gebe es den Titel nicht. Man werde die Schwangauer genau beobachten, wie sie mit dem Welterbe – falls sie es bekommen – umgehen. Außerdem machte er deutlich: „Sie stimmen nicht über den Titel ab. Sie stimmen über den Antrag ab.“ Experten diskutieren dann tagelang über den Antrag.
„Ich hoffe, Sie treffen eine kluge und richtige Entscheidung im Interesse des Freistaats und der Gemeinde“, richtete sich Gemeindechef Stefan Rinke an die Bürger. Schriftlich zu Wort meldeten sich auch Finanzminister Albert Füracker und der Bayerische Kunstminister Markus Blume. Sie respektieren den Willen der Schwangauer mit ihrem Bürgerentscheid. Gleichzeitig bitten sie darum, den Welterbeantrag zu unterstützen. Es wäre die verdiente Anerkennung der Königsschlösser.