Zum Volkstrauertag

Wie sich die Kriegerdenkmäler gewandelt haben

In  Rückholz wurde ein altes Kriegerdenkmal mit den Opfern der Kriege von 1805/15 und 1870/71 mit modernen Stehlen und den Namen der Opfer der beiden Weltkriege ergänzt.

In  Rückholz wurde ein altes Kriegerdenkmal mit den Opfern der Kriege von 1805/15 und 1870/71 mit modernen Stehlen und den Namen der Opfer der beiden Weltkriege ergänzt.

Bild: Klaus Wankmiller

In  Rückholz wurde ein altes Kriegerdenkmal mit den Opfern der Kriege von 1805/15 und 1870/71 mit modernen Stehlen und den Namen der Opfer der beiden Weltkriege ergänzt.

Bild: Klaus Wankmiller

Auch im Füssener Land erinnern Steintafeln oder Kapellen an die Opfer des Krieges. Früher war man mit Gefallenen ganz anders umgegangen.
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Von Wolfgang Wankmiller
19.11.2023 | Stand: 15:00 Uhr

Im November wird in fast allen Gemeinden an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Kriegerdenkmäler halten das Gedächtnis an die Gefallenen aufrecht, doch hat sich die Bedeutung dieser Gattung von Denkmälern sehr gewandelt. Auch im Füssener Land finden sich zahlreiche Denkmäler.

Bis zur Französischen Revolution (1789) gab es keine geregelten Bestattungsriten für die im Krieg gefallenen Soldaten, die vor allem Söldner waren. Soldaten galten nicht als bestattungs- und denkmalwürdig, da sie durch den Sold und den Anteil an der Beute durch Plünderungen für ihr einkalkuliertes Risiko entschädigt wurden. Nach ihrem Tod wurden sie einfach auf dem Schlachtfeld liegengelassen, auf Scheiterhaufen verbrannt oder in Massengräbern verscharrt. Im Gegensatz dazu wurden Offiziere in ihre Heimat überführt und in einer Familiengruft beigesetzt. Für Feldherren wurden Denkmäler errichtet.

Bürgerliche Emanzipation

König Friedrich Wilhelm II. von Preußen errichtete 1793 in Frankfurt am Main das Hessendenkmal, auf dem erstmals gefallene Soldaten für den „Dienst am Vaterland“ geehrt und namentlich genannt wurden. Mit der Französischen Revolution setzte sich die bürgerliche Emanzipation durch. Eine ordentliche Bestattung und die dauerhafte Bewahrung ihres Gedächtnisses wirkten sich positiv auf die Kampfbereitschaft der Rekruten aus. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen stiftete 1813 das Eiserne Kreuz.

Es entstanden riesige Denkmäler für die Völkerschlacht von Leipzig (1813) und die Schlacht von Waterloo (1815). Nach den Kriegen gegen Österreich (1866) und Frankreich (1870/71) entstand eine Flut an Denkmälern in der Heimat. Um 1900 waren Siegesfeiern üblich, die dem jungen Reich ein Gemeinschaftsgefühl gaben.

Die Anzahl der Gefallenen erreichte im Ersten Weltkrieg nicht vorstellbare Ausmaße. Soldaten erhielten nun Erkennungsmarken, um die Opfer zu identifizieren. Kriegerdenkmäler wurden nun sogar eingeschmolzen, um Metalle für Waffen zu gewinnen. Nun entstanden Soldatenfriedhöfe und 1919 der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Fast in jedem Haus gab es Opfer. Der Volkstrauertag wurde 1925 auf den 1. März fixiert.

Gefallenenkult im "Dritten Reich"

Die nationalsozialistische Propaganda bediente sich des Gefallenenkultes und der Verherrlichung des Soldatischen. Der Volkstrauertag wurde in Heldengedenktag umbenannt. Im Zweiten Weltkrieg starben so viele Menschen wie noch niemals zuvor. Außer Soldaten gab es zivile Opfer (Bombenangriffe, Verhungerte), Zwangsarbeit, Kriegsgefangene und Opfer von Liquidierung, Holocaust, Verschleppung und Vertreibung. Es erfolgte ein Wertewandel bei den Kriegerdenkmälern: Man wollte den Krieg ausblenden. Neuaufstellungen hatten den Beigeschmack der Verherrlichung. Sie wandelten sich zum christlichen Denkmal für alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. 1952 verlegte man den Volkstrauertag auf den zweiten Sonntag vor den ersten Advent. 1996 initiierte der damalige Bundespräsidenten Roman Herzog die Festlegung des 27. Januar zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

In allen Gemeinden des Füssener Landes haben sich Denkmäler aus unterschiedlichen Zeiten erhalten. Gedenktafeln an die französischen Befreiungskriege (1805/15) und der Kriege von 1866 und 1870/71 sind oft noch in den Gotteshäusern zu finden. Vielerorts halten Steintafeln die Namen der Gefallenen fest, oftmals in oder an Aussegnungshallen.

Eigene Kriegergedächtniskapellen gibt es zum Beispiel in Füssen, Pfronten, Roßhaupten und Waltenhofen. Denkmäler in der Nähe der Kirche findet man in Bayerniederhofen, Lechbruck, Nesselwang, Rieden, Seeg, Trauchgau und Zell. Vielerorts erinnern Gedenktafeln sogar an die Heimatvertriebenen, da es in ihrer alten Heimat keine entsprechenden Denkmäler gibt.