Unsere Region hat kulinarisch viel zu bieten. In der Artikelserie „So schmeckt das Allgäu“ wollen wir einen Blick hinter die Kulissen der heimischen Landwirtschaft werfen – angefangen bei der Produktion über die Lieferketten bis hin zum Verkauf. Heute geht es um eine besondere Form der Direktvermarktung.
Egal ob Huhn, Ente, Pute oder Gans: Auch im Allgäu wird jegliches Geflügel gehalten. Allerdings in kleinen Mengen. Besonders Hühner sind häufiger zu finden – immer öfter in mobilen Ställen: Diese Form der Haltung ist meist genehmigungsfrei.
Michael Koslitz betreibt ein solches Exemplar. Er führt gemeinsam mit seiner Frau Christina Dreher-Koslitz den Husenhof im Unterallgäuer Ungerhausen. „Zurzeit haben wir 220 Legehennen bei uns auf dem Hof“, sagt Michael Koslitz. Und damit liegt er schon über dem Durchschnitt der Hühnerhalter im Unterallgäu. Auf insgesamt 1161 Betrieben werden dort im Schnitt 164 Legehennen gehalten. Im Ostallgäu sind es durchschnittlich nur 71 Hennen auf 643 Betrieben und im Oberallgäu gar nur 62 Legehennen auf 839 Betrieben, sagt Peter Haible vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), zuständig für die Geflügelberatung in Schwaben.
Das Allgäu ist kein klassisches Geflügelgebiet: Kein Futteranbau möglich
Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Bestand in Deutschland zählte im Vorjahr 23.000 Legehennen pro Betrieb, wie aus einem Bericht des Thünen-Bundesforschungsinstituts hervorgeht. Das Allgäu ist kein klassisches Geflügelgebiet: „Aus dem einfachen Grund, dass laut Bayerischem Naturschutzgesetz die Futtererzeugung für die jeweilige Tierart möglich sein muss. Da das Allgäu weitestgehend Grünland und kein Ackerbaugebiet ist, ist kein Futteranbau für Geflügel möglich“, sagt Haible. Deshalb stellten viele die genehmigungsfreien Mobilställe auf. „Den versetze ich alle zwei Wochen, so kann sich die Vegetation immer gut erholen“, sagt Koslitz. Die Hühner können selbst rein und raus – das gesamte Jahr über.
Zu Weihnachten kann man sich bei Koslitz auch eine Ente bestellen. Wer aber noch für dieses Jahr einen Braten braucht, ist etwas spät dran: „Bereits Ende Juli schreibe ich an unseren Mailverteiler und frage, wer dieses Jahr wieder eine Ente möchte“, sagt Koslitz. Jährlich seien das etwa 35 Stück, die er aufziehe und am 22. Dezember schlachte. (Lesen Sie auch: Käse, Wurst und sogar Fisch kommen aus Allgäuer Automaten - "ideale Ergänzung")
"Nachfrage nach Geflügel steigt zu Weihnachten hin enorm"
Auch der Geflügelhof Müller im Oberallgäuer Buchenberg bietet sämtliches Geflügel an, unter anderem auch Weihnachtsgänse. „Wir haben jedes Jahr etwa 400 Gänse bei uns auf dem Hof, die kurz vor Weihnachten geschlachtet werden“, sagt Patricia Müller, die gemeinsam mit ihrem Mann Markus den Betrieb führt. Auf ihrem Hof tummeln sich aber auch etwa 1500 Hühner, 100 Puten, 500 Enten und 100 Perlhühner. „Die Nachfrage nach Geflügel steigt enorm, wenn es auf Weihnachten zugeht“, sagt Müller. Aber auch insgesamt gebe es eine stärkere Nachfrage. Müller erklärt sich das auch im Zusammenhang mit Corona: „Die Leute konnten nicht in die Wirtshäuser und wollten dann selbst etwas Leckeres kochen. Sie haben sich Gedanken darüber gemacht, wo die Lebensmittel herkommen.“ Außerdem sei Geflügel ideal zum Kochen, da es sich einfach und vielfältig zubereiten lasse. (Lesen Sie auch: Massiver Druck auf Bauern - nun unterstützen auch Oberallgäuer Kreisräte einen Brandbrief)