Generation Z

Gehalt, Handy, Zukunftsängste: Junge Allgäuerinnen und Allgäuer berichten

Junge Allgäuerinnen und Allgäuer berichten aus ihrem Leben. Von links: Leon Vogelsang, Annika Deininger, Steffi Wieczorek, Jennifer Strascheck.

Junge Allgäuerinnen und Allgäuer berichten aus ihrem Leben. Von links: Leon Vogelsang, Annika Deininger, Steffi Wieczorek, Jennifer Strascheck.

Bild: Tobias Schuhwerk

Junge Allgäuerinnen und Allgäuer berichten aus ihrem Leben. Von links: Leon Vogelsang, Annika Deininger, Steffi Wieczorek, Jennifer Strascheck.

Bild: Tobias Schuhwerk

Auf dem Arbeitsmarkt ist die Lage günstig. Viele junge Leute bangen dennoch um ihre Zukunft, von Klimakrise bis Kostenexplosion. Hier erzählen vier von ihnen.
22.08.2022 | Stand: 11:00 Uhr

Junge Menschen erleben derzeit ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite: Klimakrise, Krieg in der Ukraine, rasant steigende Preise und Corona-Pandemie. Auf der anderen Seite: Nie da gewesene Chancen auf dem Arbeitsmarkt mit allein im Allgäu hunderten von offenen Ausbildungsstellen. Wie gehen sie damit um?

Wir haben mit vier Vertretern der „Generation Z“ (Jahrgänge 1995 bis 2012) gesprochen.

Jugendliche im Allgäu: Angst wegen Kostenexplosion

„Es gibt Tage, an denen ich Angst habe, dass einem die Welt um dem Kopf fliegt“, sagt Jennifer Strascheck, 22. Sorgen im Alltag macht der gebürtigen Sulzbergerin die Kostenexplosion. Die gelernte Bürokauffrau, die zuletzt als Lkw-Fahrerin arbeitete, hat deshalb eine konkrete Gehaltsvorstellung: „Ich will mindestens 2.000 Euro netto verdienen, um über die Runden zu kommen.“ Um das zu erreichen, kann sie sich auch vorstellen, eine weitere Ausbildung zu machen. „Man muss flexibel sein. Unserer Generation stehen viele Türen offen. Das macht es aber auch schwierig, sich zu entscheiden.“

Persönlicher Kontakt sehr wichtig für junge Allgäuerinnen und Allgäuer

Heilerziehungspflegerin Steffi Wieczorek, 22, aus Kempten hat ihren Traumjob dagegen gefunden. „Ich hab nach der Schule ein Jahr Bundesfreiwilligendienst bei der Lebenshilfe gemacht und gewusst: der soziale Bereich ist es.“ Karrieredenken sei ihr nicht wichtig, sagt sie. „Aber natürlich will ich genug verdienen, um mir einen Urlaub zu leisten.“

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Kontakt zu Menschen ist auch Leon Vogelsang, 27, aus Kempten wichtig. Der gelernte Verkäufer arbeitet als Servicekraft in der Gastronomie. Seine größte Sorge: „Weitere Corona-Lockdowns.“ Ansonsten seien die globalen Krisen jedoch kaum Thema in seinem Freundeskreis: „Bei Politik halten wir uns raus.“ Eines der Merkmale der Generation Z ist laut Jugend-Forschern, dass sie die erste ist, die mit Smartphones und Social Media aufwuchs und Smartphone-Geräte und Apps bereits als Minderjährige nutzt(e). Doch wie viel Zeit verbringen sie am Handy? Die Palette bei den Befragten reicht von „wenig“ bis zu „drei Stunden am Tag“. Instagram, Whatsapp, teils auch Tiktok, spielen maßgebliche Rollen. Unterm Strich jedoch zählt für sie der persönliche Kontakt. „Abends zusammen am Lagerfeuer sitzen ist zehn Mal mehr wert als ein Post“, sagt Vogelsang.

Generation Z: Kleines Handy, große Emotion

Von anderen Fällen kann Burc Kara berichten. Der 37-Jährige betreibt einen Handy-Reparaturservice in Kempten. „Manchmal spielen sich bei den Jungen unglaubliche Szenen ab, wenn ein Smartphone nicht mehr geht und ein paar Tage zur Reparatur muss. Da fangen Leute zum Heulen an und stehen kurz vor dem Nervenzusammenbruch.“

Trotz dieser Affinität beobachtet IT-Unternehmer Dominik Haßelkuss, 34, bei der jungen Generation einen überraschenden Effekt: „Ich kenne viele 16- bis 20-Jährige, die sehr gut gamen können und viel Zeit am PC oder Handy verbringen. Doch es fehlt immer öfter am tieferen Verständnis für die Technik. Der Tüftler- und Basteltrieb geht zurück.“ Genau das sei aber Voraussetzung, um komplexe Aufgaben als Informatiker, Programmierer oder IT-Systemelektronikerin zu lösen. „Als Unternehmer musst du immer stärker Motivator sein“, sagt Haßelkuss, der zu den Mitgründern des Start-ups Gastfreund mit heute 100 Mitarbeitern zählte.

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Neue Anforderungen an den Arbeitsplatz

Auch die Erwartungen an den Arbeitsplatz haben sich bei vielen verändert. „Geld ist für mich nicht das Entscheidende“, sagt Annika Deininger. „Mir ist zum Beispiel wichtig, dass ich meine eigenen Ideen einbringen und kreativ sein kann und dass man auf Augenhöhe miteinander umgeht“, sagt die 22-Jährige gelernte Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA), die derzeit eine Ausbildung zur Erzieherin macht. Das Weltgeschehen beängstigt die gebürtige Memmingerin. Ablenkung findet sie bei der Arbeit: „Wenn man mit Kindern malt, bastelt und lacht, kommt man auf andere Gedanken.“

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