Grundsätzlich freue er sich auf die Wiedereröffnung, sagt Armin Gross. Seit 2010 leitet er ein Wellnesshotel in Bad Hindelang (Landkreis Oberallgäu), seit März sind seine Auszubildenden wegen der Corona-Zwangspause vor allem mit Kuchenbacken und der Kreation von Eissorten beschäftigt. Doch der lang ersehnte Neustart am 30. Mai hat einen Haken: Der Wellnessbereich des Hotels muss vorerst geschlossen bleiben. Und damit fehlt weiter ein Großteil der Gäste.
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"Ohne Wellness macht es natürlich wenig Spaß, in ein Wellnesshotel zu gehen", sagt Gross. Doch die Benutzung von Hallenbädern und Wellnessbereichen bleibt laut Bayerischem Wirtschaftsministerium vorerst verboten. Massagen und kosmetische Behandlungen sind zwar erlaubt, aber nur mit Mund-Nasen-Schutz und ausreichender Desinfektion. Immerhin: Bäder im Außenbereich und Fitnessstudios dürfen die Betreiber am 8. Juni wieder öffnen.
Gäste haben in Allgäuer Hotels storniert
"Für den Juni waren die Gäste mit den Buchungen deswegen sehr zurückhaltend", sagt Gross. Im vergangenen Jahr sei das Hotel zur gleichen Zeit ausgebucht gewesen. Nach der Ankündigung der Bayerischen Staatsregierung, Hotels am 30. Mai wieder öffnen zu lassen, sei die Nachfrage zunächst groß gewesen. Mit der Erkenntnis, dass die Spa-Bereiche geschlossen bleiben, seien die Stornierungen gekommen.
"Die Nachfrage ist bis zu 80 Prozent geringer als mit geöffnetem Wellnessbereich", so Michael Altewischer, Geschäftsführer der Wellness-Hotels & Resorts GmbH mit elf Partnerbetrieben in Bayern. "Die berichten von vielen Buchungsanfragen, welche jedoch umgehend abgebrochen werden, sobald dem Gast klar ist, dass es kein Wellness-Angebot geben wird."
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Darüber hinaus hagele es Stornierungen für schon gebuchte Reisen. "Wenn sich Gäste dennoch entscheiden, anzureisen, wird nach Preisnachlässen gefragt", so Altewischer. Das wiederum könnten sich viele von der Corona-Krise gebeutelte Betriebe nicht leisten. Die Reaktion von Hoteliers in Bayern sei deshalb von zwei Aspekten geprägt, so Altewischer: "Unverständnis und Verwirrung".
Wolfgang Friedel, Inhaber eines Wellnesshotels in Bad Bayersoien (Landkreis Garmisch-Patenkirchen), macht seinen Betrieb deshalb am 30. Mai gar nicht erst auf. "Unter diesen Umständen mag eigentlich kein Gast in ein Wellnesshotel reisen", sagt er. Also lässt er in dieser Zeit lieber die Zimmer renovieren und setzt auf das Fronleichnamswochenende als Öffnungstermin. Ist der Wellnessbereich dann immer noch nicht geöffnet, bekommen seine Gäste als Ausgleich eine "Verwöhnpension" ohne Aufpreis.
Hotels setzen auf Alternativangebote
Andere Hoteliers wie Margit Zettl-Feldmann, die ein Vier-Sterne-Wellnesshotel in Neustadt an der Donau (Landkreis Kelheim) führt, setzen auf Alternativangebote: "Wir bewerben unser Outdoor-Programm und haben E-Bikes im Angebot", sagt sie. Viele Stammgäste wollten zwar trotz des geschlossenen Wellnessbereichs kommen, darüber hinaus sei die Buchungssituation aber "ein schwieriges Thema".
Mit Sorge blicken die Betreiber im Freistaat auch auf die für 15. Juni geplante Öffnung der Grenzen nach Österreich. "Extrem kritisch wäre eine Situation, in der die Grenzen zu dem europäischen Ausland mit vollumfänglich anbietenden Wellness-Häusern geöffnet werden, den deutschen Häusern die Öffnung der Wellnessbereiche aber noch untersagt bleibt", sagt Stefan Fredlmeier, Vorstand von Füssen Tourismus und Marketing.
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Die Wellness-Hotels & Resorts GmbH befürchtet eine "signifikante Wettbewerbsverzerrung", falls Wellness-Urlaub dann nur in Österreich und der Schweiz möglich ist. "Südtirol geht mit gutem Beispiel voran", sagt Hotelier Friedel. "Man sollte den Unternehmern auch hier mehr Verantwortung übertragen." Doch das Wirtschaftsministerium nennt für Wellnessbereiche weiter keinen Starttermin. "Es ist noch nicht die Zeit dafür", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag lediglich.
"Auf der einen Seite ist es schön, dass wir jetzt unser Freibad am 8. Juni wieder öffnen dürfen", sagt Armin Gross. "Auf der anderen Seite ist es einfach frustrierend, dass es immer noch kein Datum für die Wellnessbereiche gibt. Wenn das so bleibt, fahren die Wellness-Suchenden ins Ausland." Gross hat auf dem weitläufigen Außengelände seines Hotels unter Bäumen neue Ruheinseln geschaffen und überlegt, Balkonkonzerte für seine Gäste anzubieten. "Außerdem kann man immer noch in die Natur und ins Kneipp-Becken gehen", sagt er. "Und dank der Azubis gibt es ganz viele Kuchen."
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