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Gewaltige Kraft auf engem Raum

Kempten

Gewaltige Kraft auf engem Raum

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    Hochschule Kinderuni Tornado
    Hochschule Kinderuni Tornado Foto: Ralf Lienert

    Tornados – gehört hat wohl jeder schon von ihnen. Ihre gewaltige Zerstörungskraft kennen wir aber zum Glück meist nur aus den Nachrichten oder aus Hollywood. Und die Wahrscheinlichkeit, dass in Mitteleuropa mal ein richtig großer entsteht, wie er etwa im Film „Twister“ über die Leinwand tobt, ist gering. Wie diese Stürme mit ihren oft alles vernichtenden Windgeschwindigkeiten entstehen, erklärte Dr.-Ing. Jost Braun zur Auftaktveranstaltung der Kinder-Uni an der Hochschule Kempten. Dabei hatte der Professor der Fakultät Maschinenbau „volles Haus“: Die 350 Sitzplätze im Dachser-Auditorium waren besetzt, etliche Eltern mussten stehen oder in den Gängen sitzen.

    Hurrikan und Tornado – mit beiden Begriffen verbinden wir Naturgewalt und Zerstörung. Hurrikans haben oft Durchmesser, die mit 100 Kilometern und mehr die Ausmaße ganzer Länder erreichen, treten also großräumig in Erscheinung. Allerdings ist ihre zerstörerische Kraft nicht so heftig wie die, die ein Tornado mit sich führt. Windgeschwindigkeiten über 250 Kilometern in der Stunde sind selten. Ein Tornado kann da wesentlich mehr auffahren – zum Glück nur auf einem viel begrenzteren Gebiet. Sein Durchmesser liegt bei 10 bis 100 Metern. Aber dafür kommt er im Innern seines Schlauchs auf Windgeschwindigkeiten von über 500 Kilometern pro Stunde.

    Und das, verdeutlicht Braun, sei schon nicht mehr nur „zerstörend“ wie beim Hurrikan, der etwa Dächer abdeckt. Das sei „vernichtend“: Häuser werden aus Fundamenten gerissen, Kühe und Autos durch die Luft geschleudert, ja sogar Asphalt werde von den Straßen gefräst. Gemessen werde die Wirkung der Tornados mit der sogenannten Fujita-Skala: F0 bedeutet „leichte Schäden“, F5 sind dann die oben erwähnten Zerstörungen.

    Und wie entsteht so eine Windhose, dieser charakteristische Luftschlauch, der von den Wolken bis auf den Boden reicht? Voraussetzung ist eine instabile Luftschichtung, also leichtere, feucht-warme Luft am Boden und schwerere, kalte, trockene weiter oben. Dadurch kommt es zunächst einmal nur zu Gewittern, wenn warme Luft nach oben steigt und kalte nach unten drückt. Wenn jetzt noch die Luftströmungen am Boden und die in großer Höhe in entgegengesetzte Richtungen wehen („vertikale Windscherung“), geraten die Wolken in Rotation, ein Tornado kann entstehen. So ein Gewitter mit durch Windscherung rotierendem Aufwind heißt „Superzelle“. Je schneller diese Aufwinde sich drehen, desto mehr Unterdruck entsteht, der noch mehr Luft nach oben saugt, für noch mehr Geschwindigkeit sorgt. Unterdruck und Rotation bilden den Schlauch, der sich dehnt, bis er den Boden berührt. Dort wird es nun richtig gefährlich: Alles, was im Weg steht, wird in die Luft gerissen, umgeworfen, zerstört.

    Tornados können weltweit entstehen, wie es ja auch Gewitter weltweit gibt. In den USA werden jährlich etwa 1200 Tornados registriert, die meisten aufgrund der klimatischen Bedingungen in Texas, Oklahoma, Kansas und Nebraska entlang der „Tornado Alley“ mit etwa 500 bis 600 Fällen pro Jahr.

    In Deutschland gab es bisher nur selten Tornados der Klassen F4 und F5: 1582 zerstörte einer die Stadt Rockhausen in Thüringen, 1764 traf es Woldegk (Mecklenburg) und 1800 Hainichen in Sachsen. 1968 beschädigte ein Tornado in Pforzheim 1750 Häuser, zwei Menschen starben, 200 wurden verletzt.

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