Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Grundsteuerreform Bayern - Es wird teurer für Hauseigentümer und Grundstücke

Grundsteuerreform in Bayern

Grundstücke und Häuser im Allgäu werden teurer

    • |
    Im Allgäu gibt es viele größere Grundstücke und Häuser. Deren Eigentümer müssen wegen der Grundsteuerreform tiefer in die Tasche greifen.
    Im Allgäu gibt es viele größere Grundstücke und Häuser. Deren Eigentümer müssen wegen der Grundsteuerreform tiefer in die Tasche greifen. Foto: Ralf Lienert (Archivbild)

    Ist es ungerecht, wenn für die millionenschwere Wohnung in München genauso viel Grundsteuern gezahlt werden müssen wie für eine gleichgroße Wohnung im Allgäu, die einen Bruchteil davon wert ist? „Ob das gerecht ist oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden“, sagt Steuerberater Andreas Landherr aus Kaufbeuren. Fakt ist: Durch die Grundsteuerreform, die ab 2025 gilt, wird es so kommen. Und gerade im ländlichen Allgäu wird die Grundsteuer für viele Eigentümer teurer als bisher, sagt Landherr, Geschäftsführer und Partner der Steuerberatungsgesellschaft ETL Jehle Landherr Loock.

    In einigen Fällen Tausende Euro Grundsteuer mehr pro Jahr

    Es gibt Fälle, in denen Eigentümer etwa von Einfamilienhäusern ab nächstem Jahr massiv mehr Grundsteuern zahlen müssen. Die aber sind vor allem in anderen Bundesländern zu finden, etwa in Baden-Württemberg. Bayern hat sich für ein anderes Steuermodell entschieden: Hier wird die Grundsteuer vor allem anhand der Fläche von Grundstück und Gebäude errechnet. Die Reform dieser Abgabe ist zwar vom Bund gesteuert, jedoch können die Länder eigene Regeln festlegen. So hat es Bayern gemacht. Und auch Baden-Württemberg: Dort wird die Grundsteuer auf Basis von Bodenrichtwert und Fläche errechnet, was teils zu drastischen Erhöhungen führt. So gibt es dort Fälle, in denen Eigentümer einige Tausend Euro mehr als bisher pro Jahr zahlen müssen. Das bayerische System sei einfacher und transparenter, sagt Landherr. Grundsteuer: Mehr als eine Million Einsprüche bei Bayerns Finanzämtern

    Große Flächen im Allgäu sind betroffen

    Ganz ungeschoren kommen Eigentümer im Freistaat aber nicht davon. Gerade im Allgäu gebe es viele größere Grundstücke und Häuser. Deren Eigentümer werde die Reform treffen - wegen der großen Flächen. Landwirtschaftlich genutzte Grundstücke und Gebäude seien in der Grundsteuer zwar günstig. Wer aber so einen Hof kaufe und ihn nur zum Wohnen nutze, werde normal zur Kasse gebeten. Der Steuerberater nennt ein Beispiel: Wer in Kaufbeuren ein Grundstück von 1200 Quadratmetern habe und darauf ein Wohnhaus mit 140 Quadratmetern, musste bisher ungefähr 280 Euro pro Jahr bezahlen. Künftig könnten es 430 Euro werden. Also 150 Euro mehr.

    Auch der Hebesatz einer Kommune entscheidet über die Höhe

    Es kann aber noch teurer werden. Denn die Erhöhung liegt nicht allein an der Reform, sondern auch an den Kommunen selbst: Die legen über den Hebesatz fest, wie viel die Eigentümer am Ende tatsächlich zahlen müssen, sagt Eberhard Ernst, Erster Vorsitzender des Vereins Haus und Grund Kempten. In unserem Beispiel aus Kaufbeuren müssen 150 Euro mehr im Jahr bezahlt werden. 100 Euro gehen auf die Reform zurück, rechnet Andreas Landherr vor. 50 Euro auf den erhöhten Hebesatz der Stadt. Kommunen können einmal im Jahr die Hebesätze anpassen. Grundsteuern sind für sie eine wichtige Einnahmequelle.

    "Gehe davon aus, dass Hebesätze allgemein steigen werden"

    150 Euro mehr Steuern im Jahr: Das sei kein Grund, sein Haus zu verkaufen, sagt Landherr. Dennoch sei es eine weitere Preissteigerung in Zeiten, in denen vieles teurer werde. Es gebe sicher Familien, die deshalb schlucken müssten. Er kritisiert: „Es wurde mitunter von einzelnen Politikern kommuniziert, dass die Steuerreform zu keinem höheren Grundsteueraufkommen führen werde.“ Allerdings habe der Bund keinen Einfluss auf die Entscheidung der Kommunen, sagt der Steuerberater. Die könnten für sich entscheiden, ob sie den Hebesatz erhöhen wollen, „und müssen auf ihre eigene Haushaltslage achten und nicht auf das bundesweite Grundsteueraufkommen“. Eberhard Ernst: „Aufgrund der jetzigen Haushaltslage kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Hebel nach unten geht. Ich gehe davon aus, dass die Hebesätze allgemein steigen werden.“ Wobei er eine gute Nachricht zumindest für Eigentümer von Wohnungen hat: Für sie werde es keine großen Veränderungen bei der Grundsteuer geben, weil die Wohnflächen nicht so groß seien wie etwa bei Häusern mit Grundstück.

    Tipps: Wenn der Grundsteuerbescheid falsch ist

    Was können Eigentümer machen, wenn sie denken, dass bei ihrer neuen Grundsteuer Fehler gemacht wurden? Eberhard Ernst: Der Grundsteuerbescheid sollte überprüft werden, etwa darauf, ob die Flächenangaben stimmen. Und ob die Flächen richtig zugeordnet worden sind. Das heißt: Hat jemand zum Beispiel teils landwirtschaftlich, teils privat genutzten Grund, solle er prüfen, ob dies auch so im Steuerbescheid berücksichtigt worden ist. Wer unsicher sei, solle sich von einem Steuerberater helfen lassen. Aber: „Ein Einspruch ist nur vier Wochen nach Zugang des Bescheides möglich.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden