Sommer auf einer Alpe in den Bergen: Diese Jungrinder genießen ihren Aufenthalt auf der Alpe Einödsberg in Oberstdorf.
Bild: Schuhwerk
Sommer auf einer Alpe in den Bergen: Diese Jungrinder genießen ihren Aufenthalt auf der Alpe Einödsberg in Oberstdorf.
Bild: Schuhwerk
Die Bergsaison 2021 hat begonnen! Auch die Älpler sind im Mai wieder mit ihren Tieren auf die Alen im Allgäu gezogen. Die Alpwirtschaft im Allgäu hat eine lange Tradition. Die erste historische Erwähnung findet sich im Jahr 1173 in Aufzeichnungen des Klosters Isny über die "pascula in alpibus dicta Gerichinwang", also einer Weide in den Alpen namens Gerichinwang (Alpe Gelchenwang).
2021 gib es im Allgäu laut Alpwirtschaftlichem Verein Allgäu (AVA) insgesamt 701 Alpen, davon die meisten im Oberallgäu. 170 Betriebe verfügen über eine Konzession, um Wanderer und Mountainbiker bewirtschaften zu dürfen. Nach Angaben von Dr. Michael Honisch, Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins, kommen diesen Sommer etwa 30 000 Stück Jungvieh - Schumpen genannt - auf die Alpen, zudem 2500 Kühe, deren Milch auf den Sennalpen zu Käse verarbeitet wird.
Die Alpsaison beginnt im Mai und endet im September mit dem Viehscheid, bei dem die Alphirten mit ihren Tieren ins Tal zurückkehren und von Tausenden von Zuschauern empfangen werden. Normalerweise. Wegen der Corona-Pandemie fiel der Viehscheid 2020 aus. Ob er 2021 stattfinden kann? Eine Entscheidung ist offiziell noch nicht gefallen. Wenn man allerdings bedenkt, dass das Oktoberfest in München abgesagt ist und auch die Allgäuer Festwoche ins Wasser fällt, dürfte es eine Tendenz geben...
Wir haben Wissenswertes rund um die Alpwirtschaft im Allgäu zusammengetragen.
Wenn 30. 000 Jungrinder, im Allgäu Schumpen genannt, beim Alpauftrieb in Höhenlage gebracht werden, hat dies mehrere Gründe. Zum einen liegt den Bauern, die ihr Vieh einem Alphirten anvertrauen, die Gesundheit der Tiere am Herzen.
Der Sommer in der Höhe verbunden mit der frischen und oftmals kräuterreichen Nahrung auf einer Bergweide macht die Jungrinder robust und fit. Der Aufenthalt im Freien wirkt sich positive auf Herz, Kreislauf, Muskulatur und Knochenbau aus. Die Tiere haben höhere Lebensleistung.
Darüber hinaus wird der Talbetrieb entlastet. Wenn ein Bauer das Vieh auf die Alpe bringt, muss er es nicht im Stall füttern und versorgen.
Auch für die Alpe ergeben sich Vorteile: Das Gras auf ihrer Weide muss nicht gemäht oder gar transportiert werden, sondern wird vor Ort vom Pesnionsvieh vertilgt. Da die Alpwirtschaft zur Erhalt der (vor-)alpinen Kulturlandschaft beiträgt, wird sie vom Freistaat Bayern durch das Kulturlandschaftsprogramm für Weide, Alp und Almwirtschaft gefördert.
Auch der Bauer, der Vieh auf eine Alpe schickt, erhält vom Staat einen finanziellen Anreiz: die so genannte Weideprämie wurde 2008 zum Tierwohl und zur Pflege der Kulturlandschaft in Bayern eingeführt.
Doch nicht nur Jungrinder weilen von Mai bis September auf den Allgäuer Alpen: Im Vorjahr verbrachten zudem 2500 Milchkühe, 300 Pferde, 250 Schafe, 200 Ziegen und 570 Schweine den Sommer am Berg.
Zur Orientierung für den Älpler tragen die Kühe übrigens Kuhschellen, aber keine Kuhghlocken. Den Unterschied erklärt ein Allgäuer Urgestein hier.
Faktisch gibt es keinen. Beide Begriffe bezeichnen ein Bergweide-Gebiet samt Gebäude, das während der Sommermonate genutzt wird. Wohl aber gibt es geografische Unterschiede bei der Verwendung der Begriffe: Wer von "Alm" spricht, kann sich im Allgäu und auch in Vorarlberg (Österreich) leicht unbeliebt machen. In beiden Regionen ist das Wort "Alpe" oder "Alphütte" fest im Wortschatz verankert. Anders ist das in Oberbayern und in weiten Teilen Österreichs und der Schweiz: Dort wird typischerweise von "Alm" und "Almhütte" gesprochen.
Auf einer Galtalpe wird Jungvieh gehalten, das noch keine Milch gibt. Also ausschließlich "Schumpen", wie die Allgäuer dazu sagen. Der überwiegende Teil der Alpen im Allgäu wird als Galtalpe geführt. Auf einer Sennalpe dagegen werden auch Milchkühe gehalten und vor Ort Käse produziert. 42 Sennalpen gibt es derzeit im Allgäu. Eine weitere kommt voraussichtlich im nächsten Jahr dazu: die Petersalp im Rappenalptal bei Oberstdorf. Eine in Höhenlagen eher ungewöhnliche Alpwirtschaft betreibt Christian Schratz aus Bad Hindelang: Er hat die 1949 aufgegebene Gernalpe zu neuem Leben erweckt und setzt dort seit zwei Jahren auf Mutterkuhaltung: Mutterkühe stehen mit ihren Kälbern auf der Weide und versorgen sie mit Milch.
Schweine sind fast ausschließlich auf Sennalpen anzutreffen. Sie sind ein guter Verwerter der frischen Molke, die beim Käsen anfällt.
"Die Leute müssen sich bewusst sein, dass sie mit der Weide sozusagen das Wohnzimmer der Rinder betreten." Darauf weist Dr. Michael Honisch, Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Verein Allgäu, immer wieder hin. Der weitaus größte Teil der Weidetiere ist friedlich. Probleme gebe es vor allem, wenn Mutterkühe mit ihren Jungen auf der Weide sind und ihren Nachwuchs bedroht sehen. Hundehalter sollen ihre Tiere auf der Weide an der sehr kurzen Leine halten. Außerdem sollten Weidetiere generell nicht erschreckt oder provoziert werden. Bedingt durch die Corona-Pandemie zog es zuletzt deutlich mehr Tagesurlauber und Wanderer in die Allgäuer Berge. Dies erhöht den Stress der Tiere. Für Schlagzeilen sorgten 2020 zwei Angriffe von Kühen auf Urlauber am Vilsapsee im Tannheimer Tal sowie der Absturz von mehreren Jungrindern am Immenstädter Horn, der offenbar von einem Trail-Läufer ausgelöst wurde.
Umsicht ist also umso mehr gefragt. Das gilt auch für den Viehscheid - sofern er eben stattfinden kann. Franz Hage, Vorsitzender des Alpwirtschaftlichen Vereins nennt hier 7 Dinge, die Sie auf keinen Fall auf einem Viehscheid tun sollten.
Der Gesetzgeber hat die Anerkennung als Alpe an bestimmte Bedingungen geknüpft: Zum Beispiel an eine Mindestgröße von fünf Hektar. Zudem müssen die Feldstücke innerhalb des alpinen Berggebietes liegen. Unterschieden wird generell zwischen: