Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Ein gewaltiger Hangrutsch oberhalb von Hörbranz (Vorarlberg) bedroht weitere Gebäude. Drei mussten bereits abgerissen werden, ein weiteres ist nicht mehr zu retten. In den vergangenen Tagen wurden auf Anraten von Experten 150 Lkw-Ladungen Erdreich abgetragen.
Es entstand eine Kuppe oberhalb des Gefährdungsbereichs. Damit soll Druck aus dem Hang genommen werden, der weiterhin unter Beobachtung bleibt, berichten österreichische Medien.
Starker Regen lässt Hangrutsch-Gefahr wieder steigen
Trotz dieser leichten Entspannung bleiben Sorgen: Starker Regen könne die Hangrutsch-Gefahr wieder steigen lassen. Der Hang ist seit rund drei Monaten in Bewegung. „Die häufigste Ursache dafür sind große Wassermassen, die ein Hang aufgenommen hat. Das kann zum Verlust seiner inneren Stabilität führen“, sagt Karl Schindele, Leiter des für das gesamte Allgäu zuständigen Wasserwirtschaftsamtes Kempten. Hangrutsch-Auslöser könnten aber auch allgemeine tektonische Bewegungen sein.

Hangrutsch im Steigbachtal in Immenstadt: Der wohl größte Hangrutsch im Allgäu liegt 17 Jahre zurück
In diesem Jahr habe es im Allgäu bislang keinen größeren Hangrutsch gegeben: „Wir hatten zum Glück keine Extrem-Wetterereignisse“, sagt Schindele. Der wohl größte Hangrutsch in der Region liegt 17 Jahre zurück. Am 22. März 2006 lösten sich über zwei Hektar Erdreich am Immenstädter Horn. Auslöser waren vermutlich aktuelles Tauwetter und die starken Niederschläge vom Sommer 2005. Den ganzen Tag über schoben sich Geröll und Erdreich in Richtung Steigbachtal, Bäume fielen um. Verletzt wurde niemand. Aber es herrschte Alarmstufe eins.
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)Besonders Fließgeschwindigkeit bereitete den Verantwortlichen Sorgen. Krochen die Erdmassen anfangs in einem Tempo von drei bis fünf Metern pro 24 Stunden, wurde später eine Beschleunigung von zehn bis zwölf Stunden für dies Distanz gemessen. „Aufhalten lassen sich solche extreme Bewegungen nicht. Da hilft auch keine Bepflanzung“, sagt Schindele. Der Rutsch zerstörte die obere und untere Steige.
Kleinere Hangrutsche sorgen in der Region immer wieder für Aufsehen
Kleinere, aber auch gefährliche Hangrutsche sorgten in der Region immer wieder für Schlagzeilen. Beispielsweise in Wangen (Kreis Ravensburg). Dort mussten im Februar 2021 zwei Gebäude evakuiert werden.
Nach anhaltendem Regen und Schneeschmelze drohte vor allem ein an der Abbruchkante gelegenes Wohnhaus nach unten gerissen zu werden. Das Haus ist immer noch unbewohnbar. Das soll sich ändern: Mit großem Aufwand stabilisiert eine Spezialfirma das Erdreich.
Ebenfalls mit großem Aufwand läuft der Bau eines Rückhaltesystems für Muren im Bad Hindelanger Ortsteil Vorderhindelang. Es soll vor Mur- und Hochwassergefahren schützen. Die Kosten von 5,4 Millionen Euro tragen der Freistaat (80 Prozent) und Bad Hindelang (20 Prozent). Im Oktober soll der Bau fertig sein.