Anlässlich des Welt-Hebammentages am 5. Mai veranstalten viele Hebammen auch im Allgäu Aktionen und machen auf ihren Berufsstand aufmerksam. Aber wie findet man in der Region eigentlich eine Hebamme?
Wie finde ich eine Hebamme im Allgäu?
Der Bayerische Hebammen Landesverband bietet eine Hebammensuche für den Freistaat an. Die Schwangere gibt die Postleitzahl ihres Wohnortes und den errechneten Geburtstermin in eine Suchmaske ein. Sie erhält umgehend eine oder mehrere vorgeschlagene Hebammen, die Zeit haben, sie im Wochenbett für den angefragten Zeitraum zu betreuen.
Wie finde ich eine Hebamme in Kempten und im Oberallgäu?
"Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Hebamme zu finden", sagt Ingrid Notz vom Hebammen Netzwerk Kempten-Oberallgäu, "Die Frauen oder Paare können zunächst die Allgäuer Hebammensuche nutzen. Am besten schaut man, welche ortsnah ist." Bei der Anfrage an die Hebamme sei der der Geburtstermin entscheidend.
Die zweite Möglichkeit sei, dass Frauen oder Paare sich an das Hebammen Netzwerk Kempten-Oberallgäu wenden. Der kostenfreie Service funktioniert über ein Online-Formular oder telefonisch. Neben dem errechneten Geburtstermin geben die Schwangeren an, ob sie Leistungen vor oder nach der Geburt suchen, Begleitung in der Schwangerschaft oder sich eine außerklinische Geburt wünschen. Auch Kursangebote zu Rückbildung vermittelt das Netzwerk. Neben Notz ist die Hebamme Claudia Amon eine der zwei Koordinatorinnen. Sie nehmen dann Kontakt zu den Frauen oder Paaren auf. "Wir vermitteln nicht direkt, sondern geben eine Hilfestellung. Hauptsächlich sind wir für Frauen und Paare in Kempten und im Oberallgäu da, um eine Hebamme zu finden."
Kann ich mich im Allgäu direkt an eine Hebamme wenden?
"Natürlich suchen auch Frauen oder Paare auf eigene Faust", sagt Notz. Einige Hebammen würden sich selbst organisieren, erklärt sie. Frauen oder Paare können sich direkt an diese Hebammen wenden. Es kann aber sein, dass Frauen oder Paare gar nicht alle Fachkräfte finden. Manche Hebammen sind ausschließlich über das Netzwerk Kempten-Oberallgäu organisiert. Zu ihnen vermittelt Notz den Kontakt, sobald die Anfrage sie erreicht hat.
Was kann ich machen, wenn ich keinen Platz bei einer Hebamme im Allgäu bekommen?
Kommt das überhaupt vor? "Ja, wenn die Hebamme zum Zeitpunkt des Geburtstermins keine Kapazität mehr hat oder im Urlaub ist", sagt Notz, "Außerdem gibt es Regionen, in denen keine Hebamme tätig ist. Sollte jemand keine Hebamme finden, helfen wir weiter." Dazu müsse das Netzwerk wissen, wen die Schwangere schon kontaktiert hat.
Doch in den meisten Fällen könnten Frauen im Allgäu von einer Hebamme betreut werden. Notz sagt: "Es kommt immer darauf an, was die Frauen oder Paare suchen, wie früh die Frauen mit der Suche anfangen und wie weit ihr Geburtstermin in die Ferienzeit fällt." Die meisten Hebammen hätten selbst Kinder, weswegen es in der Ferienzeit oft schwieriger sei, eine Hebamme zu finden. "Trotzdem haben wir immer wieder Lösungen gefunden, damit die Frauen und Paare versorgt waren." (Das könnte Sie auch interessieren: Hebamme aus Lindenberg erzählt: „So schlimm war es in meiner ganzen Karriere noch nicht“)
Wie funktioniert die Vor- und Nachsorge im Allgäu?
Es gebe drei sehr unterschiedliche Modelle, erklärt Notz. Bei allen drei Modellen könne die Hebamme die Schwangerschafts-Begleitung übernehmen. "Hier steht die Hebamme Rede und Antwort bei Fragen und ist, außer für die Vorsorgeuntersuchung, Ansprechpartnerin."
Bei dem ersten Modell laufe es meist so ab: "Bei den meisten Frauen stellt die Gynäkologin oder der Gynäkologe die Schwangerschaft fest. Alle vier Wochen gehen viele Schwangere zur Vorsorge bei ihrer Ärztin oder ihrem Arzt. Ab der 32. Schwangerschaftswoche finden die Termine immer alle zwei Wochen statt." Ab dem Zeitpunkt stelle sich die Schwangere zwei Mal im Monat zur Vorsorge bei der Gynäkologin oder dem Gynäkologen vor, sagt Ingrid Notz.
Das zweite Modell umfasse ebenfalls die Vorsorge in der gynäkologischen Praxis und zusätzlich die Vorsorge durch die Hebamme. "Ab der 32. Schwangerschaftswoche geht die Schwangere aber weiterhin nur alle vier Wochen dorthin und alle vier Wochen zu ihrer Hebamme. Die Vorsorgeuntersuchungen finden im Wechsel in der Arztpraxis und mit der Hebamme statt."
Bei dem dritten Modell würden sich Frauen oder Paare dafür entscheiden, die Vorsorge bereits vor der 32. Schwangerschaftswoche bei der Hebamme zu machen. "Wir machen alles, nur keinen Ultraschall!", sagt Notz und lacht.

Die Ultraschall-Termine in einer Schwangerschaft
Frauen, die in Deutschland gesetzlich versichert sind und nicht als Risikoschwangere gelten, haben während der 40 Wochen ihrer Schwangerschaft drei reguläre Ultraschall-Termine:
- 1. Basis-Ultraschalluntersuchung: 9. bis 12. Schwangerschaftswoche
- 2. Basis-Ultraschalluntersuchung: 19. bis 22. Schwangerschaftswoche
- 3. Basis-Ultraschalluntersuchung: 29. bis 32. Schwangerschaftswoche
(Quelle: Gemeinsamer Bundesausschuss. Mutterschafts-Richtlinien: Ultraschallscreening in der Schwangerschaft)
Können Paare auch im Allgäu ohne Probleme eine Hausgeburt planen?
Die Kemptener Hebamme verneint: "Es gibt mittlerweile sehr wenige Hausgeburtshebammen und die können nur eine bestimmte Menge an Frauen oder Paaren annehmen. Die größte Chance hat die Frau oder das Paar, eine Hausgeburtshebamme zu bekommen, wenn die Suche mit positivem Schwangerschaftstest startet."
Was ist das Hebammen Netzwerk Kempten-Oberallgäu?
Das Hebammen Netzwerk KE-OA ist ein Förderprojekt des Freistaats Bayern, der Stadt Kempten und des Landkreises Oberallgäu. Neben der Unterstützung dabei, eine Hebamme zu finden, klären die Hebammen über ihre Arbeit auf. Abhängig davon, was die Frauen oder Paare suchen, finden die Koordinatorinnen eine Hebamme passend zu der Anfrage. "Wir haben im Jahr 2022 über 900 Frauen und Paaren eine Hilfestellung gegeben, ihre Hebamme zu finden", blickt Notz auf das vergangene Jahr zurück.
Das Netzwerk unterstützt gleichfalls die organisierten Hebammen, etwa bei organisatorischen Abläufen, und veranstaltet Fortbildungen.
Hebamme Notz: "Wir sind die Fachfrauen"
Notz ist es wichtig, dass sie und ihre Kolleginnen und Kollegen Fachfrauen seien: "Zurzeit ist es immer mal wieder Thema, dass andere Berufe die Arbeit einer Hebamme übernehmen. Dabei wird vergessen, dass dann das Fachwissen der Hebammen fehlt. Die Politik muss uns Fachfrauen unterstützen und eine gute Basis schaffen. Wir haben Spaß an unserem Beruf! Und es stimmt nicht, dass es keine Hebammen gibt. Nur müssen die Voraussetzungen stimmen." Verantwortungsvoll als Hebamme tätig sein, das könne man nur mit der entsprechenden Ausbildung. (Lesen Sie auch: Hebammenpraxis Regenbogen: Was drei Frauen an ihrem Beruf begeistert)
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