Humedica versorgt Menschen in der Region Gaziantep in der Türkei.
Bild: Humedica
Humedica versorgt Menschen in der Region Gaziantep in der Türkei.
Bild: Humedica
Eingestürzte Häuser, verzweifelte Menschen: Uwe Grunert spricht von „Endzeitstimmung“. Als am 6. Februar in der Türkei und Syrien die Erde bebte, brachen nicht nur Häuser zusammen, sondern für viele Menschen eine ganze Welt. Zwei Helfer von der Hilfsorganisation Humedica mit Sitz in Kaufbeuren berichten, was sie vor Ort erlebt haben.
„Wir sind seit knapp einer Woche hier. Am Sonntag sind wir gelandet“, erzählt Theresa Schneck. Sie ist 30 Jahre alt, Juristin und kommt aus Tübingen. Der Einsatz ist ihr erster in einem Krisengebiet.
Uwe Grunert, der ebenfalls für Humedica arbeitet, war schon drei Tage nach dem Erdbeben vor Ort. Nach einer 26-stündigen Anreise mit Verspätungen und einem verpassten Anschlussflieger landete er in Adana im Südosten der Türkei: „Am Flughafen schliefen viele Arbeiter, die Leute ausgegraben hatten. Sie waren völlig erschöpft.“
Der 56-Jährige, der hauptberuflich Musiker ist und ehrenamtlich für Humedica arbeitet, reiste weiter in die Region Gaziantep, wo das Erdbeben sein Zentrum hatte. „Wir sind drei Stunden durch das Gebiet gefahren und alles war zerstört“, erzählt der 56-Jährige.
Seine Aufgabe war es herauszufinden, wo Humedica am besten helfen könnte. Die Entscheidung fiel auf ein Zeltcamp nördlich der Stadt Gaziantep, wo aktuell 6000 Menschen unterkommen, die wegen des Erdbebens obdachlos geworden sind.
Dort arbeitet jetzt Theresa Schneck als eine von zwei Koordinatorinnen. Dabei sind außerdem drei Ärztinnen, ein Arzt und eine Krankenschwester. Zwei weitere Helfer sind mit Hilfsgütern wie Zelten und Wasseraufbereitungsfiltern unterwegs ins Katastrophengebiet. Alle sind ehrenamtlich für Humedica tätig.
Die Juristin ist für einen reibungslosen Ablauf zuständig: „Ich organisiere Fahrer, Übersetzer, fehlende Medikamente, spreche mit Behörden und anderen Hilfsorganisationen, damit das medizinische Team die Campbewohner so gut wie möglich versorgen kann.“
Denn deren Schicksale seien dramatisch: „Es gibt schwangere Frauen, die nicht wissen, ob ihr Kind im Bauch noch lebt, Krebspatienten, die keine Medikamente haben, und es ist extrem kalt. Der Zustand der Menschen ist nicht gut.“
Dieser Einschätzung stimmt Grunert zu: „Im Fernsehen sieht man immer, wie nach Tagen noch jemand lebendig gerettet wird, aber das ist die Ausnahme. Die Leute, die ich gesehen habe, hatten nicht die Hoffnung, dass noch jemand rauskommt.“